Montag, 31. März 2014


Manchmal mehr als ein Scherz

„April, April“, tönt es, wenn jemand auf einen Scherz am 1. April hereingefallen ist. Dieser Brauch geht in Deutschland bis ins 17. Jahrhundert zurück. An diesem Tag werden unbedarfte Zeitgenossen gern in den April geschickt. Oft sind es harmlose Streiche, die einem anderen gespielt werden. Jemand soll ungewöhnliche Dinge besorgen zum Beispiel Gewichte für die Wasserwaage oder Mückenfett, Hahneneier oder Gänsemilch aus der Drogerie. Wenn so dick aufgetragen wird, merkt schon bald jeder, dass er hereingelegt werden soll und kann selbst über solche Scherze lachen. Da ist es nicht tragisch, wenn er auf einen geistreichen Aprilscherz hereingefallen ist oder sich sonst wie zum „Aprilnarren“ gemacht hat.

Ganz anders aber, wenn es in unserer heutigen Zeit immer öfter heißt: "April, April! Pech gehabt, mal wieder hereingefallen". Und das passiert immer häufiger. Kleine und große Betrügereien, die ganz gewiss keine harmlosen Scherze mehr sind, nehmen deutlich zu. Und Hand aufs Herz, wer von uns wäre noch nicht hereingelegt worden. Dann sagt sich jeder, das soll mir nicht noch einmal passieren. Da hört der Spaß auf. Wem kann ich denn überhaupt noch glauben? Ist wirklich in der Packung, was drauf steht? Sind denn alle Werbeangebote nur gut getarnter Schwindel? Die Verunsicherung nimmt zu, das Vertrauen ab. Trotz aller Vorsicht werden immer wieder Menschen hereingelegt und betrogen, ob bei Werbefahrten oder Gewinnspielen. Falsche Beratung und unseriöse Gewinnversprechen bei Geldanlagen, die dem Kunden enorme Verluste bereiten, sind kein billiger Scherz mehr. Jedenfalls nicht für den Verlieren.

Wem kann ich noch glauben, wem vertrauen? Was heute gilt, ist doch morgen schon Schnee von gestern. Täglich wird in der Politik und den Medien „nach informiert“, wie es heute so schön heißt. In früheren Zeiten nannte man das ganz einfach Lüge und Betrug und beides hatte Konsequenzen. Das sind längst keine Aprilscherze mehr, über die man lachen könnte. Es gibt den Satz: „Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer!“ Die Wahrheit ist in unseren Zeiten schon längst den unterschiedlichsten egoistischen Interessen zum Opfer gefallen. Und mal ehrlich, es scheint ja auch gefährlicher zu sein, die Wahrheit zu sagen und dazu zu stehen, als sich mit Halbwahrheiten, gezielten Falschinformationen und blanken Lügen durchzumogeln. Es ist für jeden Menschen beschämend, sich so manches Possenspiel in Politik, Kirche und Gesellschaft  mit Intrigen und Lügen anschauen zu müssen, die uns täglich in den Medien präsentiert werden. Es ist aber noch beschämender, wenn sich immer mehr Menschen  dazu hergeben, diese bösen und die Menschen verachtenden Spiele mitzumachen.
Gilt denn der Ruf nach Vertrauen und Transparenz  immer nur für die anderen und nicht für mich selbst?


Freitag, 28. März 2014


Wochenendeinkauf

Freitag, kurz nach Zwölf. Der Kühlschrank ist leer, der Parkplatz vor dem Supermarkt dafür übervoll. Die Idee zum Wochen-endeinkauf hatten scheinbar auch viele andere. Komisch, besonders viele Senioren sind unterwegs. Frage mich, was machen die während Woche? Warum tun sie sich diesen Stress an, ginge ja auch anders. Nun geht das Geschiebe los, der Supermarkt-Marathon beginnt.
Parkplatz suchen. Leergut abgeben. Glück gehabt, keine Warteschlange und alles Pfandflaschen im Korb. Weiter geht’s mit dem großen Einkaufswagen. Die Runde ist schon bekannt. Zuerst Obst und Gemüse, dann Konserven, Aufschnitt und Fleisch-waren, Milchprodukte usw. Doch das Ende ist noch lange nicht in Sicht. Überall Gedränge, alle wollen zugleich an die gleiche Tiefkühltruhe. So mancher läuft mit seinem Einkaufszettel orientierungslos durch die Gänge. Die meisten Kunden haben  eben nicht die Routine und ihnen fehlt einfach der Überblick. Also Wagen kehrt und zurück in den vorigen Gang. Nein, wieder falsch. Hier stand doch letztens noch der Senf. Dass die auch immer wieder umräumen müssen. Es könnte alles viel schneller gehen. Das Suchen geht weiter.

Ich schaue mir etwas belustig die anderen Mistreiter an. Die „Grauhaarigen“ treten meistens zu zweit auf. Er schiebt den Wagen oder steht gelangweilt daneben. Sie, mit umgehängter Tasche, wuselt durch die Regalreihen und taucht dann wieder mit einigen Packungen Aufbackbrötchen oder anderen Dingen im Arm am Einkaufswagen auf, der sich inzwischen schon gut gefüllt hat. Ein kurzer Blick auf den Einkaufszettel. Wortfetzen kommen an meine Ohren: „Vati, geh doch schon mal zum Käsestand, hol etwas Schnittkäse. Muss ich denn immer alles allein machen. Ich warte dann am Kosmetikregal, sonst suchst Du mich wieder stundenlang.“ Er schlurft lustlos los. Seine gemurmelten Worte kann ich nicht verstehen. Vielleicht auch besser so.

Auch unser Wagen ist nun bis zum Rand gefüllt. Da entdecke ich einen  Herrn mit Schlips und Kragen, der gerade über sein Smartphone letzte Anweisungen am Regal mit den unterschiedlichsten Sorten Tee bekommt. Man merkt, das ist nicht sein Terrain. Auch die junge Frau vor dem Stand von Tchibo ist wohl unsicher und googelt mal schnell die Preise der Angebote. Dann schiebt sich alles zu den Kassen. Wo stehen die wenigsten Kunden? Schnell noch eine Packung Eis auf das Band gestellt. Man gönnt sich ja sonst nichts. Und das nach diesem Stress.

Zu Hause alles ins Haus geschleppt, der Kühlschrank ist wieder gefüllt. Die Tür lässt sich kaum noch schließen. Ach, was haben wir es doch gut in Deutschland. Ein Grund mehr, mal wieder Danke zu sagen!

Donnerstag, 27. März 2014


 Halt geben – festmachen


„Gebt mir einen festen Punkt im All, und ich werde die Welt aus den Angeln heben“. 

Dieses Wort wird dem griechischen Gelehrten Archimedes im 3. Jahrhundert vor Christus zugeschrieben. Auf ihn gehen ja die bekannten Hebelgesetze zurück, von denen wir alle sicher  in der Schule gehört haben.

Mir scheint jedoch, die Welt sei heute bereits an vielen Orten aus den Angeln gehoben worden. Immer wieder sind Menschen dabei, vieles auszuhebeln und das ohne Rücksicht auf Verluste. Ob im privaten Bereich oder im großen Welt-geschehen. So vieles hat in unserer heutigen Zeit eine enorme Schieflage bekommen. Keiner weiß mehr so recht, woran er sich noch halten soll. Die Menschen sind deshalb eher haltlos als gehalten und sicher.

Etwas aus dem Gleichgewicht zu bringen, erscheint jedenfalls einfacher, als es in dem Selben zu halten. Wir erleben es gerade wieder, wie sich die Gewichte der Macht zwischen Ost und West verschieben. Jede dieser Verschiebungen aber provoziert entsprechende Gegenmaßnahmen. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer beginnt und leicht entsteht ein unbeherrschbarer Flächenbrand. Verunsichert und angstvoll fragen sich die Menschen, die zwischen die Fronten geraten, worauf sie sich noch verlassen können. Gelten denn einmal gegebene Worte nicht  mehr und sind Verträge nicht mehr das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind?

Viele haben daher den Eindruck, dass die anderen  immer am längeren Hebel sitzen. So bestimmt weithin Verunsicherung  ihr Leben und Handeln. Was oder  wer kann ihnen noch Halt geben? Woran können sie und wir alle uns festmachen? Wo ist der sichere Hafen, den die Schiffe bei Sturm und hoher See anlaufen, um dort festzumachen und Schutz zu finden? Manches im Leben gibt zwar vor, den Menschen Halt und Sicherheit zu geben, aber ob es immer trägt? Versicherungen für und gegen alle Eventualitäten stehen hoch im Kurs und werden wärmstens empfohlen. Leider halten auch sie nicht das, was sie versprechen.

Ich glaube fest daran, dass jeder selbst in seinem Leben, ehrlich und ausdauernd, diesen festen Punkt, den manche Gott nennen, nicht in den unendlichen Weiten des Alls, sondern ganz in der Nähe und in seinem Inneren suchen muss. Dies aber nicht, um die Welt aus den Angeln zu heben, sonder um Halt und Frieden zu finden und anderen zu geben.


Montag, 24. März 2014

Denkmal – denk mal nach

Wem ein Denkmal gesetzt wurde, der hat es geschafft. Ja, das stimmt in jedem Fall. Erstens muss er etwas Wichtiges in seinem Leben geleistet haben und zweites ist er in der Regel bereits tot und damit ist auch klar, er hat es wirklich geschafft.

Darüber hinaus haben aber auch sehr viele Menschen den Wunsch, etwas Bleibendes in ihrem Leben zu hinterlassen. Und wenn es nur so eine kleine Steinpyramide am Strand des Meeres oder hoch in den Bergen ist. Die Menschen neigen dazu, sich auf die eine oder andere Weise zu verewigen.  

Auch wenn das nicht immer gelungen ist, so wüsten wir doch heute ohne solche überkommen Zeichen vieles aus der Vergangenheit der Menschheit nicht. Die Jahrtausende alten Höhlenzeichnungen von Tierbildern und Jagdszenen geben uns Auskunft von der Lebensweise der damaligen Menschen. Monumentale Bauten wie die Pyramiden lassen uns Heutige einen Blick in das Leben im alten Ägypten tun. Grabbeilagen geben einen Einblick in den Alltag der Menschen dieser Zeit und machen ihre Vorstellungen vom Leben und vom Tod deutlich.

All das sind wertvolle Denkmale, die zum Nachdenken und zum Weiterdenken anregen. Der Mensch als vernunftbegabtes Wesen denkt also über sich hinaus und er spürt die Verantwortung, sein Wissen und sine Erfahrungen an die Nachkommen weiterzugeben. Aus diesem Fundus konnten und können die nachfolgenden Generationen schöpfen. Mit allem, was wir heute sind und haben, stehen wir buchstäblich auf den Schultern unserer Vorfahren. Da gab es zwar viel Dunkel in der Geschichte aber auch das Licht der Erkenntnis, das uns Heutigen den Fortschritt brachte. Wir müssen das Rad nicht noch einmal neu erfinden oder anderes mehr. Auf all diese Errungenschaften und Leistungen früherer Menschen können wir stolz sein und darauf weiter aufbauen. Das gilt für uns alle, ob im Kleinen in Familie und Gruppe oder im Großen in Gesellschaft und Welt.

Denkmale aus Stein oder in Wort und Schrift sind Zeichen der Erinnerung an die Leistungen, aber auch an das Versagen von Menschen, die zum Nachdenken anregen sollen. Das Denken aber führt zum danken für alles Große und Gute, weil es eben nicht selbstverständlich ist. Das rechte Bedenken des Versagens und der Schuld der Menschen aber, führt zum Umdenken und zum Besseren.

Wo dieser kritische Blick in die Geschichte und das Nachdenken darüber vernachlässigt wird, wo keine wirklichen Lehren daraus gezogen werden, wo das Licht der Erkenntnis fehlt, dort wird die Gegenwart wieder dunkel und kalt.

Montag, 17. März 2014

„Mit Kanonen auf Spatzen schießen“

Ja, genauso kommt es mir vor, wenn ich einmal in eine Talkshow hinein zappe oder die vielen hitzigen Kommentare in der Presse oder im Internet in den einschlägigen Foren lese. Da werden oft belanglose Themen ins Unendliche aufgeblasen und dabei steigern sich die Teilnehmer immer mehr hinein, bis sie selbst an ihre eigenen Worthülsen glauben. Das wirklich Große und Wichtige erscheint dagegen uninteressant und nebensächlich. Es geht zu wie auf dem Schlachtfeld. Erbittert und oft unfair wird dabei mit harten Bandagen gekämpft.

Mächtige Geschütze werden aufgefahren, wenn es darum geht, die mediale Meinungshoheit zu wahren oder zu gewinnen. Das erste Opfer ist natürlich auch auf diesem „Schlachtfeld“ die Wahrheit. Darum scheint es den meisten Kämpfern auch gar nicht mehr zu gehen. Was zählt ist der Sieg der eigenen Meinung. Um diesen zu erzielen, scheint jedes Mittel gerechtfertigt zu sein, ob es angemessen ist oder nicht. Der Gegner ist immer der, der es wagt, eine vom Mainstream abweichende Meinung zu vertreten. Er muss zum Schweigen gebracht werden und wird deshalb gnadenlos niedergemacht.

Hierbei wird nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen, sondern gezielt auf den Gesprächspartner gefeuert. Wer zuerst schießt, hat die größten Chancen zu überleben. Angriff ist die beste Verteidigung, persönlich verletzende Tiefschläge inbegriffen. Wer Schwäche zeigt, hat schon verloren. Die offene Flanke wird sehr schnell und treffsicher von dritter Seite ausgenutzt und einfach drauf gehalten. Ganz egal, ob der Schuss oder der Stich in die Brust oder in den Rücken geht, alles scheint dabei erlaubt. Schon die Auswahl der Teilnehmer an so einer Talkrunde lässt erahnen, wer als Verlieren vom Platz gehen soll. Die Kampfreihen sind  aufgestellt. Die Sympathie der Zuschauer entsprechend verteilt.

Wenn die Kämpfer langsam müde werden oder sogar einmal einen Konsens gefunden haben, dann gießt garantiert der Moderator oder die Moderatorin unfair noch einmal Öl ins Feuer oder eröffnet eine zweite und dritte Front, damit das Hauen und Stechen weitergeht. Dreiste Lügen, Entstellungen jeder Art und Vorverurteilungen gehören zur psychologischen Kriegsführung und  befördern das Geschäft. Am Ende der Schlacht aber, wie so häufig auf den Schlachtfeldern der Geschichte auch, gibt es keine ruhmreichen Sieger, sondern nur geschlagene Verlierer auf allen Seiten. 

Denn wer sich so entblödet, in Wort und Schrift in primitivster Weise zu agieren, der stellt sich selbst ein Armutszeugnis aus. Das merken wohl immer mehr Leser und Zuschauer und lassen sich nicht länger für dumm verkaufen. Sie wünschen sich wieder eine gesunde Streitkultur, in der es allen Beteiligten mehr  um die Sache und die Wahrheitsfindung geht und nicht darum, sich selbst darzustellen und die anderen kaputt zu machen.  Kanonen sind dabei wahrlich kein geeignetes Mittel.


Dienstag, 11. März 2014


Primeln im März

Die sonnigen Tage im März lassen ganz schnell die Nässe und Kälte von Herbst und Winter vergessen. Die Menschen zieht es  mit Macht ins Freie. Jeder Sonnenstrahl wird begierig aufgesogen. Die Gesichter und die Gemüter hellen sich merklich auf. Es kommt wieder Farbe ins Leben. Mit erstaunlicher Kraft und Stärke entwickelt die Natur ihre unvergleichliche Blüten- und Farbenpracht.

Das Frühjahr lässt auch in den Menschen eine seltsame Unruhe aufbrechen, die sogenannten „Frühlingsgefühle“, was das auch immer sein mag?  Überall kehrt neues Leben ein. Die Geschäfte preisen ihre Putz- und Reinigungsprodukte für den großen Frühjahrsputz an. Im Gartencenter und in den Baumärkten herrscht Hochbetrieb in den Gartenabteilungen. Primeln und Stiefmütterchen gehen weg wie frische Brötchen. Der Maler wirbt mit bunten "Frühlingsfarben" für einen neuen Anstrich und die Banken bieten einen frischen "Frühlingskredit" an.

Alles bewegt sich und soll sich bewegen. Der ständige Kreislauf der Natur bestimmt auch unser Leben. Die Jahreszeiten, die Wochen und Monate, die Stunden und Minuten geben den Rhythmus vor. Wenn dieser Lebensrhythmus einmal gestört ist, fühlen wir uns ganz unwohl. Irgendetwas stimmt dann nicht mit uns.

Viele Menschen haben heutzutage scheinbar ihren Lebensrhythmus verloren. Sie sind dadurch aus der Bahn geworfen. Es läuft nicht mehr rund in ihrem leben. Für sie gibt es keine Höhepunkte mehr, sie stehen neben sich und sind außen vor. Gründe dafür mag es viele geben. Die Arbeit und die Herausforderungen des Lebens haben sie weithin überfordert. Die Gefahr, im unstrukturierten Alltag zu scheitern, ist dann sehr groß. Das alles macht sie psychisch und physisch labil und krank. Und das sieht man den Menschen meistens schon an ihren freudlosen und grauen Gesichtern an. 

Jeder ist immer wieder gefordert, seinem Leben einen Rhythmus zu geben, denn Leben ist Bewegung. Es ist ein ständiger Wechsel von Anspannung und Entspannung. Ich werde bewegt und ich muss mich selbst bewegen. Nur so kann ich etwas bewegen. Wer natürlich meint, dass er ja doch nichts machen kann, der hat da schon verloren. Bewegungslosigkeit, Erstarrung im Denken und Handeln, Resignation, das bedeutet Absterben und letztlich Tod.

Die Natur macht es uns doch gerade vor, wie Leben geht. Im Frühjahr löst sich die Starre des Winters auf. Alles bekommt wieder Farbe und Duft. Das macht Mut zu einem neuen Anfang. Warum denn länger mit einem farblosen und lieblosen Gesicht durch das Leben laufen? Die Blumen blühen  für alle Menschen und die Vögel zwitschern dazu ihre Melodie.

Wischen wir also mit neuem Schwung das frostige Gesicht wieder blank und schenken den anderen ein fröhliches „Frühlingsgesicht“ und allen ein freundliches Lächeln. Das ist ja bekanntlich der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen.

Sonntag, 9. März 2014


 Das Licht spiegelt sich auch im trüben Wasser


Nach einem Regenguss bilden sich schnell auf den Straßen und Plätzen Pfützen, deren Wasser oft schmutzig und trübe ist, manchmal auch ölig schillert. Jeder Passant versucht dann, den Spritzern möglichst auszuweichen, wenn ein Auto durch die Pfütze prescht.

Hat sich der Regen gelegt und der Himmel hellt sich auf, spiegelt sich selbst in ihrem trüben und mit Öl verschmierten Wasser das Licht des Himmels wider. Plötzlich liegt uns der Himmel buchstäblich zu Füßen. Diese schmutzigen Pfützen und Wasserlachen, denen wir geschickt auf unseren Wegen ausweichen, lassen uns nun ein Stück des Himmels mit seinen hellen und dunklen Wolken sehen und selbst die Sonne kann uns daraus entgegen scheinen. Das schmutzige Wasser in der Pfütze spiegelt nun etwas Helles und Schönes wider.

Wir Menschen sind doch in der Regel darum bemüht, dem Hässlichen und Schmutzigen auszuweichen. Bestimmte Viertel in den Großstädten werden im Dunkeln gemieden. Sozial schwachen Randgruppen gehen wir eher aus dem Weg. Da ist nicht viel Gutes zu erwarten. „Spiele nicht mit Schmuddel-Kindern“, hören schon die Kleinen. In den Meldungen der Medien begegnet uns meistens das Dunkle, Grausame und Bedrückende von Gewalt und Krieg und anderen Dingen, die Menschen sich antun. Das aber verengt unseren Blick. Es macht uns sogar Angst und verfinstert unsere Sicht auf Dinge und die anderen Menschen. Wir sehen oft nur noch das Negative, den Schmutz, die Dunkelheit und nicht mehr das Licht. Das Leben ist aber nicht nur dunkel, es ist auch hell, es eben hat viele Schattierungen und Nuancen. Es gibt eine ganz bunte Farbpalette.

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. So ist es auch bei uns Menschen selbst. Keiner ist perfekt und absolut gut. Aber keiner ist auch „totale Asche“, wie es ein früherer Dozent uns immer wieder gesagt hat. Er wusste wohl, wo von er sprach. Dieses Wort ist bei mir bis heute hängen geblieben. Genau hinschauen, hinhören und erspüren, was wirklich ist, nicht was andere über wieder andere sagen, das kann helfen, in jedem Menschen noch etwas Gutes und vielleicht sogar Liebenswertes zu entdecken. Heißt es nicht zu recht: "Das Licht spiegelt sich auch im Wasser".

Ob es uns deshalb nicht auch gelingen könnte, die Welt um uns und die Menschen im Besonderen auf diese Weise zu sehen?


Dienstag, 4. März 2014


Bitte wenden, wenn möglich

Ohne „Navi“, wie man heute sagt, geht gar nichts mehr. Richtig heißt das tolle Ding eigentlich Navigationsgerät. Egal, fast jeder Autofahrer ist heute damit unterwegs und selbst über die Ländergrenzen hinaus ist es ein unentbehrlicher Reisebegleiter und ortskundiger Führer geworden. Auch in den Städten wird das „Navi“ immer beliebter. Es ersetzt den unhandlichen Stadtplan und bietet noch viele andere, tolle Möglichkeiten. Das mobile Navi im Smartphone führt seinen Besitzer nicht nur schnell und auf kurzem Weg in alle entlegenen Winkel einer Stadt, sondern es hält auch jede Menge an Informationen bereit.  Wo kann ich billig und gut essen gehen? Wo ist der coolste Frisör der Stadt? Was muss ich unbedingt gesehen haben? Diese kleinen Dinger können dies und noch vieles mehr.

Das sind echte Orientierungshilfen für unterwegs. Leider haben diese Geräte, wie alles auf der Welt, natürlich auch ihre Tücken. Wem ist es nicht schon einmal passiert, dass die nette Stimme aus dem „Navi“ ertönt und sagt: „Bitte wenden, wenn möglich“. Doch da ich fahre gerade auf einer mehrspurigen Straße, begrenzt von Leitplanen. Was nun? Kurz darauf die nächste Ansage: „Die Route wird neu berechnet“. Von schlimmeren Irrtümern war auch schon zu hören. Die berechnete Route führte über einen Fluss, doch an der angegeben Stelle gab es aber keine Brücke. Ende der Fahrt und hoffentlich "nur" nasse Füße. 

Ankommen, das Ziel erreichen, das wollen doch wohl alle Menschen. Und das nicht nur nach einer Autofahrt, sondern auch sonst im Leben. Wenn ich mein Navigationsgerät starte, muss ich zuerst ein Ziel eingeben. Ich muss also wissen, wohin ich will. Wege gibt es so viele. Welcher ist der richtige für mich? Da ist es gut und wichtig, für seinen Lebensweg auch so etwas wie ein inneres Navigationsgerät zu haben. Eine Orientierungshilfe, eine Stimme, die mir sagt, wo es lang geht oder mich auch schon mal auffordert zu wenden, dort wo ich mich falsch orientiert habe, wo ich mich in etwas verrannt habe, wo ich allein meinen Kopf durchsetzen wollte und so auf Abwege geraten bin. Vielleicht muss ich dann umkehren, ein Stück zurück fahren, noch einmal neu anfangen? Muss mich ehrlich fragen, was hat mich auf den falschen Kurs gebracht, weg von den Menschen für die ich verantwortlich bin. Habe ich so das Ziel aus den Augen verloren? War das einzige Koordinatensystem, dem ich bereit war zu folgen, mein eigenes ICH? 

Es gibt Gott sei Dank Tage im Jahr, an denen mir das ganz besonders deutlich wird. In meinem Kalender ist der Aschermittwoch so ein Tag, an dem es heißt: "Kehr um und orientiere Dich wieder neu!"


Samstag, 1. März 2014


Närrische Zeiten


Hilfe, die Narren sind los! Überall wird wieder Fasching und Karneval gefeiert. Ob im Kindergarten, im Seniorenheim oder auf den Straßen, da geht es hoch her. Die  Narren haben aller orten die Macht an sich gerissen und in so mancher Büttenrede wird nun „denen da oben“ in Politik, Wirtschaft oder Kirche der Narrenspiegel in oft deftiger Weise vorgehalten.
Daher ist wohl jeder gut beraten, genau hinzuhören, was die Narren an witzig verpackter Wahrheit zum Besten geben. Sagt man nicht: „Kinder und Narren sagen die Wahrheit“? Wer hätte auch sonst noch  den Mut, sich offen und ehrlich in der Öffentlichkeit zu heiklen Fragen zu äußern und sich dabei den Mund zu verbrennen? Beschwichtigend heißt es dann: „Ich wäre ja ein Narr, wenn ich immer sagen würde, was ich wirklich fühle und denke“. Wir alle haben es schnell gelernt, die Wahrheit zu filtern, sie nur in kleinen Portionen oder halb zu sagen. Das ist zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht wirklich richtig und ganz gewiss nicht wahr. Mit einer Maske vor dem Gesicht, kann ich bedenkenlos, jedem sagen, was ich will. Keine Mimik, kein Erröten wird mich entlarven. Ich trage ja eine Larve, eine Maske. 

Ist es inzwischen nicht sogar so, dass wir nicht nur in der Faschingszeit Verkleidungen und Masken tragen, sondern vielmehr das ganze Jahr über, nur dass diese nicht so leicht erkennbar sind? Manchmal denke ich, wir leben in einer verkehrten Welt. Wirklich Wichtiges und Bedeutsames wird oft nur am Rande behandelt und nur von wenigen wahrgenommen. Banales und allzu Plattes aber erscheint als Schlagzeile und Aufmacher in der Zeitung und bestimmt tagelang die Nachrichtensendungen. Wenn Ex-Fußballprofi sich als schwul outet, einer von sieben Milliarden Menschen auf dieser Erde, wird das als unheimlich mutig und zukunftsweisend hingestellt.  Was hat das denn für einen Informationswert? Ist das nicht närrisch?

Wahrheiten anzusprechen, die ein Umdenken in unserer Wohlstandsgesellschaft anmahnen, die werden nur am Rande platziert. Denn keiner hört sie gern, und sie machen den Mahner gewiss nicht beliebter. Zu Lasten der nachfolgenden Generationen wird so die Forderung nach einer radikalen Änderung unseres westlichen Lebensstils verschwiegen oder durch einen falschen Zukunft-Optimismus sträflich verharmlost. Ist es nicht eine Frage der Ehrlichkeit, den ärmeren Ländern gegenüber, zuzugeben, dass wir über unsere Verhältnisse und auf ihren Kosten leben?  Es darf einfach nicht länger gelten: "Immer mehr, immer schneller und vor allem immer billiger!" Die Wohlstandsspirale ist doch schon heute an ihr Ende gekommen. Nur Narren wollen das nicht sehen.

Misstrauen wir deshalb all denen, die das Gegenteil behaupten. Nur die ungeschminkte Wahrheit und ein ehrlicher Umgang aller miteinander und ein Umdenken eröffnen neue Wege aus einer solch närrischen und verkehrten Welt.