Freitag, 6. Januar 2017


Weihnachten – war da nicht noch was?

Wenn die letzten Geschenke ausgepackt sind, der Gänsebraten und die Klöße schwer im Magen liegen und der Ruf nach einem Magenbitter laut wird, dann ist Weihnachten.  Da müssen auch noch ganze Berge von Plätzchen und anderen Süßigkeiten vertilgt werden, komme was da kommen mag. Selbstverständlich steht auch schon die leckere Apfelsinentorte  auf der Kaffeetafel bereit. Ohne sie und ohne die legendäre Zitronencreme als Dessert, wäre ja Weihnacht sowieso kein richtiges Weihnachten. Oder?

Und ist es nicht schön, einmal Zeit zu haben? Na ja, Zeit, die sich schon einmal etwas zähe und träge zwischen den Mahlzeiten an diesen freien Tagen hinzieht. Aber Hauptsache, die Familie sitzt zusammen und Oma erzählt von früher. Für die Enkel eher eine ferne Zeit und eine ziemlich fremde Welt, die da auftaucht. Eben Omas Welt. Auch wenn sich manches bei den Erzählungen wiederholt, so gehören sie doch zum Fest, wie „Sissi“, „Der kleine Lord“ oder „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Eben die Klassiker.

Und wieder mal typisch, auch das Wetter ist gar nicht weihnachtlich. Was das auch immer heißen mag? Jedenfalls ist es nicht so, wie man es sich in unseren Breiten wünscht. Kein Schnee, keine klare winterliche Luft, dafür stürmt es  und ist nasskalt. Da zieht es keinen so richtig nach draußen. Obwohl gerade ein paar Schritte in freier Natur dem Bauch recht gut täten und der Kopf durchlüftet und wieder frei für neue Gedanken würde.

Doch der Weihnachtsmarathon geht unerbittlich weiter. Koste es, was es wolle. Apropos, der Blick ins Portmonee ist jetzt besser kein Thema. Schließlich ist nur einmal Weihnachten im Jahr. Wein, Sekt und Glühwein stehen bereit und dürfen auf keinen Fall fehlen. Dazu noch allerlei süße Plätzchen und Nüsse, die so ganz nebenbei verzehrt werden und den Blutzuckerwert auf ein Weihnachtshoch schnellen lassen. Macht ja nichts, der sinkt schon wieder, genau wie die Stimmung. Die kann nämlich ganz schnell mal kippen bei  allzu großen Erwartungen nach Harmonie und Nähe und das auf engstem Raum.

Nun mal ehrlich, nach drei solchen Tagen, ist das auch verständlich. Wie schon Goethe sagte: „Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen“. Da sehnt sich doch fast jeder nach etwas Weniger von allem und das ist bekanntlich oft mehr und natürlich viel gesünder für den armen Magen. 

Nun liegen die Weihnachtstage schon wieder hinter den gestressten Menschen und in der Zeit zwischen den Jahren hat so mancher wohl gedacht: „Gott sei Dank, das haben wir mal wieder geschafft!“ Das neue Jahr hat begonnen. Aber vorbei ist Weihnachten nicht wirklich, denn die Zeit nach Weihnachten ist schon wieder die Zeit vor Weihnachten. Und für viele Zeitgenossen, die noch nicht genug haben von Glühwein, Plätzchen und Bratwurst, bleiben ja die Weihnachtsmärkte noch geöffnet, auch wenn sie jetzt „Wintermarkt“ heißen. Der Duft von Glühwein und Bratfett ist aber doch der gleiche.

Ja, Weihnachten – war da nicht noch was? Etwas ganz anderes? Was war das nur? Über die Jahre und Jahrzehnte hinweg ist der Sinn von Weihnachten bei einer großen Mehrheit der Menschen allmählich geschwunden oder hat zumindest seine ursprüngliche Bedeutung weithin verloren. An seine Stelle ist vielfach eine Veräußerlichung des Weihnachtsfestes und vor allem die Kommerzialisierung getreten. Doch das Weihnachtsgeschäft möchte der Handel auf keinen Fall missen.

Ein Fest, ein wirkliches Fest sollte es doch sein. Ein Fest der Freude und des Friedens in Ruhe und ohne Stress.  Die Alten wissen es noch und manche Junge ahnen es vielleicht, dass die Menschen vor zweitausend Jahren beschenkt worden sind. Man erzählt sich, dass die wahre Lieb zur Welt gekommen sei. Sie hat Hand und Fuß bekommen. Sie ist wie ein Licht in der Dunkelheit.  Sie gibt den Menschen Hoffnung und Kraft. Die Geburt Christi ist also der wahre Grund des Christfestes, wie es mancherorts noch heißt. Wer dieser seiner Liebe begegnet und sich von ihr leiten lässt,  der wird vom Beschenkten selbst zum Schenkenden. 

Dann ist Weihnachten. Die Geschenke müssen dann keine teuren, aufwändig in Hochglanzpapier verpackten, Geschenke sein, die oft nur die  anderen beeindrucken sollen. Es werden Geschenke sein, die von Herzen kommen, die dem anderen zeigen, du bist mir wichtig. Diese Geschenke liegen nicht zuhauf unter dem Weihnachtsbaum, aber sie erfüllen jeden Raum. Sie sind nämlich genau das, was jeder einzelne Menschen zum Leben braucht: Anerkennung, Aufmerksamkeit, Barmherzigkeit, Begegnung und Mitgefühl, Annahme und Empathie, Ehrlichkeit, gute Worte, die keine ungedeckten Schecks sind, Zuwendung ohne jede Berechnung und Heuchelei, Zeit ohne heimlichen Blick auf die Uhr, Gedanken des Wohlwollens, es werden erlebnisreiche Augenblicke sein und stille Momente in Harmonie und innerem Frieden. Das wird ein Fest sein!

Deshalb sind auch der Phantasie keine Grenzen gesetzt und ehrlich, dann müssen wir nicht erst auf Weihnachten warten. Schenken und beschenkt werden, öffnen die Hände und die Herzen der Menschen. Ja, da war doch noch was! Und da geht noch mehr!