„Klimawandel“
Als ich noch zur Schule
ging, das war in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts, da lebten auf dieser Erde rund 3 Milliarden Menschen. Heute sind es etwa 7,6 Milliarden.
Damit hat sich die Menschheit mehr als verdoppelt. Da ist es doch selbstverständlich,
dass auch der Bedarf an Nahrung, Kleidung, Wohnungen, Mobilität und vieles andere
sich mehr als verdoppelt hat. Das bleibt natürlich auch nicht ohne Folgen. Wie wir jedoch damit umgehen, das ist eine ganz andere Frage.
Das soll hier aber nicht mein
Thema sein, denn da gibt es kompetentere Klimaforscher und unendlich viele
selbsternannte Fachleute, die alles im ständigen Pro und Kontra diskutieren und
sich ihre persönlichen Meinungen in einem heftigen Schlagabtausch um die Ohren
hauen. Gegner und Befürworter bleiben sich da nichts schuldig.
Und genau das meine ich mit
„Klimawandel“. Deshalb habe ich das Wort wohlweislich in Anführungszeichen
gesetzt, denn ich möchte meinen Blick auf das
verschlechterte zwischenmenschliche Klima richten, wie wir es zunehmend erfahren und beklagen
müssen. Ein regelrechtes „Reizklima“ bestimmt heutzutage weithin die Diskussionen. Das
Miteinander der Menschen im privaten und im öffentlichen Raum ist äußerst
spannungsgeladen, wie vor einem Unwetter.
Dieses aggressive Verhalten heutiger Zeit-genossen steigt dramatischer an
als der Meeresspiegel, der oft von den gleichen Leuten so vehement beklagt
wird.
Das Thema Umweltverschmutzung steht hoch im Kurs, aber die immense
„Inn-weltverschmutzung“ wird dabei weniger oder gar nicht mehr zur Kenntnis genommen. Wie
sollen die anstehenden großen Aufgaben dieser Welt gelöst werden, wenn der Dialog austrocknet
und versiegt und wenn am Ende nur noch gegenseitige Schuldzuweisungen und Polarisierungen stehen?
Freie Meinungsäußerung wird inzwischen mehr und mehr vom gerade angesagten Mainstream bestimmt. Manche Themen und
Ansichten dürfen da nicht mehr öffentlich benannt werden. Wer es trotzdem wagt,
der wird in einem heftigen Shitstorm weggespült. Das Ausblenden und Verschweigen gegenteiliger Meinungen hat mit Vernunft und Toleranz nicht mehr viel zu tun. Da wird Toleranz nämlich zur
bloßen Worthülse und gilt nur noch für Menschen mit der gleichen ideologischen „Denke“. Hass-Kommentare und Wut-Reden fluten das Netz der sogenannten sozialen Medien,
die aber schon lange nicht mehr sozial zu nennen sind. Hasserfüllte Beleidigungen verletzen
die Würde anderer Menschen. Die Akzeptanz von unterschiedlicher Meinungen schmilzt
dramatisch dahin, wie das Eis der Polkappen und der Gletscher. Lügen und
Halbwahrheiten dagegen überschwemmen das Land aus vielen Kanälen. Rüdes und flegelhaftes
Verhalten wird als selbstverständlich hingenommen und salonfähig.
Anstand und Achtung vor
anderen veröden zunehmend, die Sprache erodiert und zurück bleiben
lebensfeindliche Wüsten. Die Sprache wird zu verletzenden Waffe. Es scheint nur
noch diese Extreme zu geben, die über die Menschen hereinbrechen wie Sturzfluten
oder Gluthitze auf diesem Planeten. Persönlicher und nationaler Egoismus führen
zu enormen atmosphärischen Störungen und vergiften das Klima eines guten
Miteinanders und gefährden so den globalen Frieden.
Die Überheblichkeit
Einzelner und ganzer Gruppen, besser zu
sein als die anderen, vergiftet das Klima und führt zur Spaltung und bringt
keinen wirklichen Fortschritt. Maximalforderungen verkehren sich leicht ins Gegenteil.
Kein Mensch sollte deshalb mit dem Finger auf andere zeigen und schreien:“Ihr seid
schuld!“ Jeder muss und kann in dieser Hinsicht nicht nur etwas, sondern sehr
viel für ein gutes Klima tun.
Ja, diesen wirklich
nachhaltigen „Klimawandel“ im Denken, Reden und im Handeln jedes Einzelnen
braucht unsere Erde zu allererst.