Freitag, 27. Juni 2014


Komm, Sei kein Frosch!

„Komm schon, sei kein Frosch!“ Das haben Sie vielleicht auch schon einmal hören müssen. „Zier dich nicht so, sei kein Spielverderber!“ Mit diesem Ausruf soll ein anderer zu etwas überredet werden, was er nicht so gerne oder gar nicht möchte. So wird er unter Druck gesetzt und letztlich bei seiner Ehre gepackt. Und ehrlich, wer möchte schon ein Frosch sein? Für die meisten ist so ein Frosch nicht gerade sehr appetitlich. Es sei den man mag französische Küche und isst eben gerne Froschschenkel.

Vorsichtige und ängstliche Menschen sind den Fröschen in der Tat sehr ähnlich. Bei jeder Herausforderung ducken sie sich schnell weg. Sie springen blitzschnell, oft im hohen Bogen, ins tiefe Wasser und  tauchen für eine ganze Weile einfach unter. Sie machen sich gleichsam unsichtbar und beobachten nur heimlich das Geschehen. Dabei sind sie ihrer Umgebung sehr gut angepasst und unauffällig. Genau das hilft ihnen, kritische Situationen gut zu überstehen.

Ist die Gefahr dann vorbei, reißen sie wieder ihr breites Maul auf und quaken ohrenbetäubend herum. Wenn es aber darauf ankommt eine dezidierte Aussage zu machen, verstummen sie in aller Regel sofort. Solche Menschen gleichen auch haargenau dem Frosch aus der antiken Fabel des Fabeldichters Äsop um 600 vor Chr. In ihr will ein eingebildeter Frosch größer sein als der Ochse, der am Ufer des Weihers graste. In seinem überzogenen Stolz blähte der Frosch sich dermaßen auf, so dass er zerplatzte. So platzt auch manche Großtuerei von Menschen wie eine Blase, weil sie sich zu wichtig nehmen.

Man kann also gut und gerne sagen, der Ausruf: „Sei doch kein Frosch“, ist mehr als eine Provokation, sich unüberlegt in etwas hineinziehen zu lassen, was man gar nicht will. Sei kein Frosch, heißt nämlich auch: Mensch, sei nicht ängstlich und feige, steh zu deiner Meinung und ducke dich nicht einfach weg, wenn es darauf ankommt. Passe dich nicht allzu sehr deiner Umgebung an. Quake nicht so großtuerisch herum. Blass dich nicht stolz auf und mach dich nicht zu wichtig. Andere sind oft größer, auch wenn es nur „Ochsen“ sind wie in der Fabel.

Seien wir also keine Frösche, denn das Quakkonzert ist schon viel zu laut in unseren Tagen, wo einer den anderen noch übertönen will.


Freitag, 13. Juni 2014

  Schreib mal wieder!

Wann haben Sie eigentlich den letzten Brief geschrieben? So richtig handgemacht und persönlich. Gehören Sie vielleicht auch zu den Menschen, die lieber zum Telefon greifen oder eine kurze SMS oder eine Mail schreiben, twittern oder auf Facebook ihren FB-Freunden mitteilen: „gefällt mir“? Sicher, warum soll man nicht die modernen Kommunikationsmittel unser Zeit nutzen? 

Aber! Der gute, alte handgeschriebene Brief hat doch noch immer etwas Besonderes. Telefonate sind oft sehr flüchtig. Zu viele Informationen auf einmal. „Was hat er eigentlich gesagt“, so fragen wir uns, nach- dem wir aufgelegt haben. In der Fülle der Fakten und Eindrücke, geht schnell einmal etwas verloren. Wir können gar nicht alles so schnell erfassen. Da kommt  schon wieder ein neuer Gedanke, der Redefluss nimmt kein Ende. Es will eben auch gelernt sein, zu telefonieren.

Oder kennen Sie das? Sie möchten Jemandem persönlich zum Geburtstag gratulieren. Sie haben einen kleinen Blumenstrauß mitgebracht. Die Freude über den überraschenden Besuch ist groß. Kaffee, Kuchen, ein Glas Sekt werden angeboten. Sie hatten gerade mal Zeit Ihre Gratulation loszuwerden. Auch die Blumen müssen noch in die Vase. Nun sitzen Sie eben und beginnen eine kleine Unterhaltung, da klingelt auch schon das Telefon. Das Geburtstagskind geht natürlich brav an den Apparat, der im Wohnzimmer steht. Sie werden nun ungewollt Mithörer der Gratulation. „Ach du bist es, Lieschen. Das ist aber schön, dass Du anrufst, aber ich muss jetzt Schluss machen, denn ich habe Besuch.“ Schnell wird noch ein Strich auf der Liste gemacht für den neuen Anruf. „Das war heute schon der 23. Anrufer. Seit dem frühen Morgen geht das nun schon so“. Und kaum aufgelegt, klingelt es auch schon wieder. Sie können sich denken, was kommt. Nach dem das etwa  zehnmal passiert ist, wird es Ihnen echt peinlich und zu viel. Ein Gespräch ist unmöglich. Ich habe mich in diesen Fällen immer sehr bald verabschiedet und mir vorgenommen, an einem anderen Tag meinen Besuch zu machen.

Über einen persönlichen Brief dagegen kann ich mich viel länger freuen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes etwas Handfestes und Beständiges. Ich halte ihn der Hand, er verströmt einen eigenen Duft, in aller Ruhe kann ich ihn lesen und das nicht nur einmal. Meine Gedanken sind nun ganz bei dem Schreiber. Seine geschriebenen Worte klingen in mir wider, sie lösen Emotionen aus: Freude, Anteilnahme, Glück.

Viel Wissenswertes aus dem Leben und Erleben der Menschen ist uns in historischen Briefen überliefert. Was Menschen in früheren Zeiten gedacht, geschrieben  und gefühlt haben, wird wieder ganz lebendig. Wahre Schätze sind manchmal in einem alten Pappkarton  mit  der Korrespondenz der Großeltern und Urgroßeltern zu finden. Ihr Leben und ihre Zeit werden darin in kleinen Geschichten für uns Heutige ganz lebendig. Stundenlang tauchen wir ein in eine längst vergangene Welt, die für uns so fern ist und uns doch so nahe kommt.

Das kann kein noch so langes Telefonat leisten. Keine SMS und keine flüchtige Mail. Darum: „Schreib mal wieder!“ Nein, nicht eine Rechnung, Mahnung oder einen anderen Geschäftsbrief. Das meine ich nicht. Nimm Dir Zeit und schreib einen Brief an einen lieben Menschen oder an einen, dem Du Dich vielleicht entfremdet hast. Briefe sind immer etwas ganz Persönliches. Sie sprechen das DU an. Der Brief ist wohl die beste und intensivste Form, die wahren Gefühle eines Menschen auszudrücken. Und diese sind es auch wert, bewahrt zu werden für lange Zeit. Briefe sind also wahre Schätze, die das Herz des Menschen treffen.

Und seid versichert: Die Spannung, einen Brief zu warten, und die Freude ihn dann aus dem Briefkasten zu nehmen, ist auf jeden Fall größer und schöner, als so nebenbei seine SMS und seine Mails zu checken!


Freitag, 6. Juni 2014


Pfingsten – da war doch noch was?

Bloß was? Zum Weihnachtsfest gibt es Geschenke, das ist doch klar. Darauf macht ja schon die Werbung lange Zeit vor dem Fest reichlich aufmerksam. Ostern ist so etwas wie ein Frühlingsfest, auch wenn das Wetter nicht immer mitspielt. Äh, und da gibt es die bunten Ostereier. Was aber fällt dem Normalbürger zu Pfingsten ein? Nun, meistens blühen um diese Zeit die Pfingstrosen. Aber das hilft wohl auch nicht so richtig weiter. Sei´s drum, eine paar freie Tage sind nicht zu verachten, also ab ins Auto und in den Süden. Und schon staut sich der Autoverkehr auf den deutschen Autobahnen, ja dann ist Pfingsten. Jetzt ist auch noch ein „Geisterfahrer“ auf der A 14. Bitte nicht überholen und ganz rechts fahren! Da schwindet langsam aber sicher die anfängliche Begeisterung am Pfingstausflug.

Um Geist und Begeisterung geht es aber gerade beim Pfingstfest. Wie alle großen Feste in unserem Kulturkreis, ist Pfingsten ein christliches Fest und wir alle wären ärmer, wenn es das nicht gäbe. 
Guter Geist soll  die Menschen erfüllen. Der Geist, der von allem Anfang an aus dem Chaos eine geordnete Schöpfung macht. Wo diese Ordnung gestört wird durch machtbesessene und geistlose Menschen, da droht alles wieder im Chaos zu versinken. Beispiele dafür gibt es viele in der Vergangenheit und natürlich ganz aktuell auch heute. Wenn Menschen sich dem guten Geist der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit verschließen, dann werden sie „geistlos“, und der „Ungeist“ macht sie hart und unmenschlich. Wo Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit und Egoismus das Denken und Handeln der Einzelnen bestimmen, dort sind die Menschen von „allen guten Geistern“ verlassen und unsere Welt droht zu einer „Geisterbahn der Unmenschlichkeit“ zu werden.

Diesen guten Geist kann man zwar nicht sehen oder mit Händen greifen, aber wenn er fehlt, dann spüren wir es alle schmerzlich. Die Atmosphäre wird frostig, die Luft bleibt einem buchstäblich weg, das Leben erstarrt.

Pfingsten ist das Fest des guten Geistes und des Lebens. Er bewegt und begeistert die Menschen. Wo Menschen aber eines Geistes sind, da können sie viel bewegen, da wachsten Liebe wo Hass, Freude wo Trauer, Friede wo Krieg und Gerechtigkeit wo Unrecht herrschen. Pfingsten ist also viel mehr als nur ein langes, freies Wochenende in unserem Kalender. Ja, da ist noch viel mehr!