Samstag, 23. Mai 2020



Ist gute Organisation doch nicht alles ?

Ein bisschen Abenteuer schon, aber mit etwas Komfort und gut geplant, das ist mir inzwischen wichtig. Und deshalb gehört eine entsprechende Checkliste unbedingt dazu. So auch bei der Reise nach Ost-Kanada im letzten Jahr. Für diese große Reise hatte ich alles gut vorbereitet und akribisch organisiert. 

Dank Google ist es sogar möglich, den günstigsten Supermarkt für den ersten Einkauf bereits von zu Hause aus zu finden und sich bequem am Bildschirm die Angebote anzusehen.  Also, alles super! Die Reise kann beginnen. Die Koffer sind gepackt, die Fahrkarten und die Bordkarten ausgedruckt, der Flug bestätigt, alles  bereit. Die Checkliste restlos und gründlich abgearbeitet. Nun sollte wohl nichts mehr schiefgehen, denn gute Organisation ist ja bekanntlich alles! 

Aber dann kam es doch ganz anders als gedacht. Ein kleines Versehen meinerseits hätte mir bald die Einreise in Halifax, Nova Scotia vermasselt. Kanada hat nämlich seit 2016 das elektronischer Einreiseverfahren e-TA eingeführt. Bereits in Deutschland muss sich deshalb jeder Reisende online registrieren. Beim Check-In auf dem Flughafen wurde dann aber festgestellt, dass meine e-TA nicht gültig sei. Beim Ausfüllen des Formulars hatte ich wohl anstelle der Null den Buchstaben „O“ in meine Pass-Nummer eingetippt. In deutschen Passnummern gibt es aber gar kein „O“. Um diese Erkenntnis war ich nun reicher, aber um einen höheren Aufpreis für die neue Beantragung ärmer. Doch wie sagt man so schön: „Aus Fehlern wird man klug, drum macht man nie genug!“ Nach diesem Schreck lief erst einmal alles wieder nach Plan und gut organisiert. In etwas mehr als sieben Stunden ging es über den großen Teich. Hotel und Camper waren vorgebucht, ebenso der Transfer am nächsten Tag zur Autovermietung. Wunderschöne drei Wochen in herrlicher Natur lagen nun vor uns. Einfach die Seele baumeln lassen. Alles war gut.

Bis, ja bis, gerade an meinem Geburtstag wieder alles anders kam als geplant. Nach einem vorzüglichen Mittagessen auf einer Terrasse mit Blick aufs Meer, orderte ich die Rechnung und da kam der nächste Schock. Die Kreditkarte funktionierte nicht! Bezahlung nicht möglich. Oh, wie peinlich. Zweiter Versuch. Nichts ging mehr. Anruf bei der Bank. Diese bestätigte die permanente Sperrung meiner Kreditkarte wegen eines unerlaubten Zugriffs auf mein Konto von einem Schnellrestaurant in Brasilien aus. Meine neue Kreditkarte sei jedoch bereits auf dem Postweg zu mir nach Hause. Na toll, denn wir waren ja noch zehn Tage in Kanada. Das nennt man dann wohl eine globale, schöne neue Welt. 

Jetzt hieß es erst einmal, alle Barmittel zusammenkratzen und den Gürtel enger schnallen. In dieser Situation half nun auch die beste Organisation nichts mehr. Improvisation war angesagt. Trotz gewisser Einschränkungen sind wir doch noch recht gut über die Runden gekommen und schließlich wieder zu Hause gelandet. Dafür konnten wir dann spannend über unsere Pleiten, Pech und Pannen berichten. 

Jetzt aber steht ganz oben auf meiner Checkliste ein neuer Punkt: Zweite Kreditkarte beantragen! Bei der nächsten Reise sollte dann wohl nichts mehr schiefgehen! Aber man weiß ja nie. Und tatsächlich, im Frühjahr 2020 überraschte uns alle die Corona-Pandemie. Sie machte wieder auf einen Schlag alle Planungen und die beste Organisation zunichte. Diesmal aber nicht nur meine. Unsere neuen Reisepläne und Buchungen lösten sich einfach ins Luft auf. Alles storniert. Wie heißt es doch so schön: „Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt“.

Damit hatte sicher keiner in diesem Ausmaß gerechnet. Ist es nicht unfassbar, wie ein so kleines Virus so viele Pläne und Vorhaben weltweit zum Platzen bringen kann? Da kommt das beste strategische Denken und Handeln schnell mal an seine Grenzen. Eine nicht ganz neue Erkenntnis heißt doch, dass nicht alles hundertprozentig planbar und schon gar nicht machbar ist. Aber wer glaubt das schon? Doch es gilt nach wie vor, auch oder gerade in unserer komplexen und bis ins Detail durchorganisierten Welt. Trotz genauester Organisation und vorausschauender Planungen bleiben stets gewisse Risiken und Unwägbarkeiten. Wer sich dessen bewusst ist, für den sind dann solche Abweichungen nicht nur böse Überraschungen, sondern Herausforderung zum spontanen und kreativen Denken und Handeln.

Anders ausgedrückt: Gute Organisation ist nicht alles, aber ohne Organisation ist alles nichts!





Sonntag, 3. Mai 2020




Kommt, spielt mit uns…

das scheinen  diese Elektroroller den vorübergehenden Passanten zu zurufen. Denn meistens sehe ich sie ungenutzt und gelangweilt auf den Fußwegen und den Plätzen der Stadt herumstehen. Für manche sind sie ein Ärgernis, für andere ein großer Spaß. Gelegentlich sieht man auch einmal "große Jungs“ oder "mutige Mädels“ damit fahren. Einigen von ihnen würde zwar ein wenig körperliche Betätigung auf einem Fahrrad oder zu Fuß sicher nicht schaden. Es stellt sich dem Beobachter doch die Frage, ob die E-Roller nur als Freizeitspaß für junge Leute und für Touristen auf Sighseeing-Tour da sind? Diese Frage beantwortet natürlich jeder aus seiner persönlichen und jeweils unterschiedlichen Sicht. Dabei prallen die Meinungen schon einmal hart aufeinander.

Für die Befürworter stellen die E-Roller die optimale Lösung von Verkehrsproblemen dar. Die Hersteller preisen sie  selbst als innovative Spitzenprodukte und als ökologisch unübertroffen an. Ihre, in höchsten Tönen, gerühmte Effektivität kommt dabei fast an ein Perpetuum Mobile heran. Null Emission, leise, sauber, praktisch gut! Einfach ein Muss für jeden fortschrittlichen Zeitgenossen. Die E-Roller revolutionieren nach Ansicht ihrer Befürworter den innerstädtischen Verkehr und reduzieren dabei die Umweltbelastung enorm. Die CO² Reduzierung ist ja für sie zur Schlüsselfrage der menschlichen Existenz in Gegenwart und Zukunft geworden.

Bei einer etwas differenzierteren Sichtweise stellt sich das natürlich etwas anders dar. Das Ganze wird hier als aufgebauschter "Roller-Rummel" angesehen und  ihre Vermarktung als offenkundige Strategie zum Geldverdienen entlarvt.  Nicht nur die Roller, sondern auch die Dollar sollen schließlich rollen. Ja, ihre Nutzung hat nämlich auch seinen Preis. Die Kampagne bei ihrer Einführung aber war  so gut und medienwirksam gemacht, sodass selbst erfahrene Politiker darauf hereingefallen sind und grünes Licht für ihre Nutzung im öffentlichen Bereich gegeben haben. Der versprochene Effekt für die Umwelt sei reine Augenwischerei. Leicht durchschaubar und ein großer Werbegag, basierend auf einer naiven Milchmädchenrechnung. Wesentliche Details bei der Produktion werden nämlich gern verschwiegen oder "harmonisiert". Alternative Fakten eben. Es fehlt ein kritischer Blick auf die Herstellung der Batterien und deren spätere Entsorgung, auf den Verbrauch wertvoller Ressourcen und auf die Gewinnung der Rohstoffe unter sehr bedenklichen Arbeitsbedingungen in den armen Förderländern. Von den Wartungskosten und Aus- und Unfällen sei gar nicht erst zu reden.

Doch sei es wie es sei. Ich sehe die E-Roller jedenfalls in unserer Stadt, wie es das Bild oben zeigt, meistens nur herumstehen. Da kann es mit einer optimalen Nutzung und ihrer Effektivität doch nicht allzu weit her zu sein. Das aber sagt schon einiges über ihre ökologische Notwendigkeit aus. Es wird auch sehr schnell deutlich, Verkehrsprobleme können so nicht gelöst werden. Zudem sind die E-Roller nun wirklich nicht für alle Verkehrsteilnehmer geeignet. Viel zu wacklig auf zwei Rädern und damit ungemein unsicher im Straßenverkehr. Wer also braucht sie wirklich?

Daher nur mal so ein Gedanke, vielleicht sollten die Entwickler und Produzenten mal über ein Nachrüst-Set mit Stützrädern und einem großen Gepäckträger nachdenken? Denn vor den Supermärkten sind diese E-Roller nicht anzutreffen. Nicht geeignet für den Einkauf. Wäre da nicht auch eine Kupplung für einen Anhänger zum Transport von Getränkekisten sehr praktisch und hilfreich?   Bei genauerer Betrachtung  kommt man also schnell zu der  Erkenntnis, dass die E-Roller eigentlich nur für dem Freizeitspaß dienen. 

Das aber ist doch nichts Neues, denn genau zu diesem Zweck gab Roller auch schon in meiner Kindheit.  Der Unterschied war nur, dass es Tretroller waren und nicht so viel Wesen darum gemacht wurde. Zudem war ihre Entsorgung kein Problem, denn sie   waren vor-wiegend aus Holz. 

Meine heutigen, vielleicht nicht ganz ausgereiften Gedanken, sind mir schon vor längerem beim Anblick eben dieser, überall herumstehenden, E-Roller in den Sinn gekommen. Natürlich ist  nicht alles so ernst gemeint, aber vielleicht doch des Nachdenkens wert.  

Bleibt doch auch hier die Frage, ist denn alles was technisch möglich und machbar ist, auch wirklich nötig und sinnvoll?