Hallo, Vermittlung!
Auch wenn ich nicht mehr
der Jüngste bin, so habe ich doch die
Telefonie in dieser Form nicht mehr selbst erlebt. Trotzdem beeindruckt
mich die alte Technik, wie man sie im Museum oder in alten Filmen sehen kann. Das „Fräulein
vom Amt“ hatte damals die Aufgabe, den Anrufer durch das „Umstöpseln“ der Kabel
mit einem anderen Gesprächsteilnehmer zu verbinden. Da es noch keine
Direktverbindungen gab, mussten die Gespräche auf diese Weise vermittelt
werden. Auch wenn das heute technisch längst überholt ist, bleibt der „Dienst der Vermittlung“ zwischen den
Menschen eine ganz wichtige Aufgabe.
Leider ist diese Fähigkeit zu
vermitteln, in unserer Gesellschaft recht wenig ausgebildet. Die Kommunikation
läuft deshalb schnell ins Leere oder wird sogar zur Konfrontation. Es wird häufig aneinander
vorbei geredet. Jeder möchte einfach nur
seine eigenen Vorstellungen und Ideen, auf
die er sich fixiert hat, durchboxen. Da kommen dann gute Gedanken und
Vorschläge eines anderen einfach auf der falschen Leitung an und sie finden nicht zueinander.
Ein Grundproblem im
Miteinander der Menschen, im Kleinen wie im Großen, ist gestörte Kommunikation und fehlende Vermittlung.
Es fängt bereits in der Familie an. Ohne Vermittlung, ohne Ausgleich zwischen
allen Familienmitgliedern geht es nicht. Sonst wird sich mindesten immer einer unverstanden oder gar benachteiligt fühlen. Mütter sind dabei die besten
Vermittler. Die Kinder profitieren davon und kommen mit ihren Anliegen und
Bitten oft zuerst zur Mutter, „kannst du Vater mal fragen, ob ich am Sonntag
das Auto haben kann?“ Vater ist da sehr konsequent und hätte sicher gute
Argumente, nein zu sage. Mutter redet so lange mit ihm , bis er zustimmt. Alle
sind zufrieden.
Das ist doch wohl ein
Beispiel für gute Vermittlung: Zuhören, reden, Argumente austauschen, die
Argumente des anderen zu verstehen suchen, Kompromisse finden, dem anderen auf Augenhöhe
begegnen, nicht von oben herab, nicht
fordernd agieren, den richtigen Ton finden. Wenn das einer Mutter gelingt, warum klappt das in unserer Gesellschaft, in
Politik, Kirche und Wirtschaft so selten oder gar nicht mehr?
Kaum eine Veränderung oder
ein neues Gesetz wird doch von den Politikern so vermittel, dass es
alle verstehen und akzeptieren können. Und schon wird alles buchstäblich in der
Luft zerrissen und Konfrontation aufgebaut. Nicht die Gesetze sind schlecht,
sondern sie werden schlecht oder gar nicht vermittelt. Wer möchte sich
heute noch etwas einfach überstülpen lassen? So ist es auch mit alten
Traditionen und Werten. Diese müssen für die heutige Zeit vermittelt werden, um
ihre bleibende Gültigkeit verständlich zu machen. Nicht alles aber, was alt
ist, ist deshalb auch gleich veraltet. Und nicht alles Neue ist deshalb gleich
gut und richtig. Da ist Klugheit gefragt, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Wer unnützen Streit und Konfrontation vermeiden will, muss also
schon im Vorfeld an eine gute und sachgerechte Vermittlung denken und diese mit großer Geduld betreiben,
damit auch der letzte Skeptiker überzeugt wird. Wo so ein Konsens gefunden
wird, gibt es hinterher keine harsche
Kritik. Dabei macht sicher auch hier der Ton die Musik. Das ist bekanntlich ein Riesenproblem in den Auseinandersetzungen
und Debatten. Die unendlichen Verbalatacken in aller Öffentlichkeit lenken doch eher vom Kern des Geschehens ab.
Unsere Gesellschaft hat wenig Probleme beim Finden von Lösungen, auch von schwierigen und sehr komplexen.
Das große Problem ist, dass die guten Lösungen nicht als solche auch allen vermittelt werden können. Wer nicht weiß, was der andere wirklich meint, ist verunsichert und eher skeptisch. Wer weiß, was dahinter steckt?
Der "Dienst der Vermittlung",
wie ich ihn hier einmal bezeichnen möchte, ist gewiss nicht leicht, aber in allen
Bereichen des Zusammenlebens von Menschen dringend nötig. Es gibt in unseren
Tagen riesige Probleme in unserem Land und darüber hinaus. Global denken und
handeln ist das erklärte Ziel. Das muss aber auch allen Beteiligten kompetent
und verständlich vermittelt werden, sonst wird daraus nichts. Wer hierbei überheblich denkt und handelt, in der Meinung, die anderen verstehen es eh nicht, der schafft keine Verbindung, kein Miteinander, sondern der baut Barrieren auf und kappt lebensnotwendige Leitungen. „Tote Leitungen“ nützen aber keinem und lösen keine Probleme. Kein Anschluss unter dieser Nummer!
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