Montag, 4. Mai 2015


Die Bahia -  wo andere Urlaub machen

Der Bundesstaat "Bahia" liegt im tropischen Nordosten von Brasilien. Ein besonderer Anziehungspunkt für viele Touristen aus aller Welt ist die Stadt San Salvador. Sie ist bekannt für die Lebensfreude ihrer Bewohner und besonders für den lauten und bunten Karneval. Überall ist dort noch die afrobrasilianische Kultur gegenwärtig und lebendig. Kilometerlange weiße Strände laden Einheimische und Besucher zum Baden und Chillen ein. Das Ziel unserer Reise aber lag wieder einmal abseits dieser touristischen Attraktionen.

Nach unserem Zwischenstopp in Rio fuhren wir sehr früh am Morgen zum dortigen Airport und flogen nach San Salvador. Die ehemalige Hauptstadt Brasiliens, denn das war Salvador einmal, war aber nicht unser eigentliches Ziel. In überfüllten Bussen ging es in rasanter Fahrt durch die drittgrößte Stadt Brasilien zur Anlegestelle der Fähre. In knapp einer Stunde erreichten wir mit dieser die vorgelagerte Insel Itaparica. Weiter ging es nun noch einmal mit dem Bus zur Stadt Nazare´. Über eine lange Brücke haben wir dann  wieder das Festland erreicht. Die letzten 25 km nach Jaguaripe, dem Ziel unserer Reise, fuhren wir mit einem Auto. Die Fahrer privater Autos bieten auf dem Marktplatz ihre Fahrdienste an. Das ist dort die übliche Weise, in die entlegensten Winkel des Landes zu kommen. Zudem ist es recht preiswert, jedoch mit eingeschränktem Komfort verbunden, denn es werden schon einmal bis zu sieben Erwachsene in einem kleinen PKW befördert und da wird die Luft schnell knapp und die Hitze fast unerträglich. Der Blick auf die sanften grünen Hügel mit Palmen und blühenden Büschen, die an uns vorüberzogen, entschädigte uns für die Strapazen der langen Reise.

In dieser wunderschönen tropischen Landschaft, wo andere gern einmal Urlaub machen würden, lebte und arbeitete Padre Arnoldo einige Jahre als Seelsorger bei den Menschen. Er sah ihre Armut, erkannte ihre Nöte und reagierte sofort mit der Einrichtung von zehn Projekten, die er heute noch betreut und finanziell mit Spenden aus Deutschland unterstützt. Sein Weg von Sao Paulo ist weit und beschwerlich, wie wir es ja selbst gerade erfahren hatten. Trotzdem versucht er, alle drei bis vier Monate in die Bahia zu fahren, zu den Menschen, die schon sehnsüchtig auf ihn warten.  Wir hörten bei jeder Begegnung  immer wieder den Satz: „Padre, du warst so lange nicht hier!“ Ihre große Freude und Dankbarkeit war deutlich zu spüren. Auch wir wurden immer ganz herzlich aufgenommen und begrüßt. Für alle war klar, der Besuch aus Deutschland ist ein Zeichen für eine große Solidarität, ohne die all die Projekte von Padre Arnoldo nicht möglich gewesen wären.

Nachdem wir unser einfaches Quartier auf einer Matratze auf dem Fußboden im Saal über der dortigen Creche für die nächsten Tage bezogen hatten, waren wir wieder mit  Arnoldo ständig unterwegs zu seinen Projekten. Nach einem Großeinkauf im Supermercado Sao Jose fuhr ein Mitarbeiter des Geschäfts und guter Freund des Padre die Lebensmittel mit seinem Pickup über teils unwegsame Straßen in die entlegenen Orte und Einrichtungen. Überall spürten wir eine große Herzlichkeit und Freude über den Besuch und die Lebensmittel. Waren doch dadurch in der nächsten Zeit die Mahlzeiten für die Kinder in den creches wieder abgesichert.

In diesen Tagen hatten wir zahlreiche Begegnungen mit den Menschen. Wir haben viele Eindrücke gewonnen von ihrer großer Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Trotz aller Armut spürten wir immer wieder ihre Dankbarkeit und ihre Lebensfreude. Wir erfuhren auch das persönliches Engagement der Helfer und dass die finanzielle Hilfe der Spender hier wirklich ankommt und genau die Bedürftigsten erreicht. Die Erinnerung an die übersprühende Lebensfreude und Herzlichkeit der Menschen durften wir als ein großes Geschenk für uns mitnehmen. Auch wir dürfen sagen: obrigado – danke!

Vor der langen Fahrt zurück nach Sao Paulo, konnten wir noch einmal in der wunderschönen Altstadt von San Salvador das sprühende und bunte Leben der afrobrasilianischen Kultur erleben. Die Besichtigung der historischen Altstadt mit den vielen Kirchen in ihrer kolonialen Pracht und der Sonnenuntergang am Strand rundeten unseren Besuch in der Bahia ab.

Brasilien ist ein wunderschönes und reiches Land. Der größte Reichtum sind wohl seine Menschen in ihrer Vielfalt und Buntheit. Millionen von ihnen aber müssen unter schwierigsten Bedingungen in größter Armut ihr Leben fristen. Abseits der Touristenpfade wurde unser Blick auf diese Not der Armen der Ärmsten gelenkt. Wir sahen aber auch das Engagement von Padre Arnoldo und seiner Helfer. Es ist ihnen wichtig, einfach anzupacken und etwas zu tun. 

Wir haben diese Reise gemacht und gern die Strapazen auf uns genommen, um mit den Spendengeldern zu helfen, die wir Padre Arnolodo übergeben haben und wurden selbst beschenkt. Indem ich darüber berichte, möchte ich vielen meiner Leser den Blick öffnen für die Situation anderer Menschen. Denn unter einem neuen Blickwinkel fällt es uns gewiss auch leichter, einmal dankbarer zu sein für all das, was wir hier in Deutschland allzu oft für so selbstverständlich erachten.



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