Samstag, 28. Dezember 2013


 Zwischen den Jahren

Weihnachten ist nun abgehakt. Die hektische Adventszeit, die ja eigentlich eine stille und besinnliche Zeit sein sollte, ist Gott sei Dank vorbei. Grau und bleischwer hängt der Himmel über uns und macht richtig melancholisch. Der gewohnte Tages- und Wochenrhythmus ist noch nicht wieder eingekehrt. Die Schulen haben noch Ferien und manche Betriebe schließen auch zwischen Weihnachten und Neujahr ihre Tore. So langsam fällt vielen die Decke auf den Kopf. Streit und Zänkereien der Kinder bleiben nicht aus. Ebenso sind die Erwachsenen gereizt und dünnhäutig.

Es herrscht ein Schwebezustand. Das alte Jahr ist noch nicht ganz zu Ende und das neue Jahr hat noch nicht angefangen. Ende und Anfang  liegen dabei dicht bei einander. Genau das ist die Stimmung, in der  sich manch einer besorgt sagt: „Wie schnell doch die Zeit vergeht, schon wieder ist ein Jahr vorüber. “Gerade war es doch noch Sommer und die Blumen blühten, die Sonne schien. Der Herbst brachte Früchte und bunte Farben. Und was ist jetzt? Was bewegt uns eigentlich, immer wieder und immer häufiger, je älter wir werden, die Frage nach der vergangenen Zeit zu stellen? Ist es die bedrückende Erkenntnis, dass eigentlich nicht die Zeit vergeht, sondern dass meine Zeit, meine eigene Lebenszeit vergeht? Die Tage, Wochen und Jahre  wie Sand durch eine Sanduhr. Wir Menschen leben und vergehen in der Zeit. Dieses Wissen um unsere Endlichkeit, lässt viele lieber in vergangene, vermeintlich bessere Zeiten flüchten. In ihnen erscheint dann alles größer, schöner und  besser. Der verklärte Blick zurück lässt uns  alles heller sehen. Andere wiederum träumen sich in eine phantastische Zukunft, die nur Gutes bringen wird. 
In diesen Tagen zwischen den Jahren werden wir in den Medien häufig mit Jahresrückblicken konfrontiert, die alles andere als erfreulich und nett sind. Vieles davon hatten wir schon längst wieder vergessen oder verdrängt. Einige Ereignisse sind uns so nahe, als wären sie gerade gestern erst geschehen. Auch macht uns so manche Prognose für das neue Jahr bange oder sie lässt uns hoffnungsvoll aufatmen. Beides ist sicher wichtig, der Blick zurück und der Blick nach vorn. Am wichtigsten ist aber der Augenblick. Er ist die Zeit, in der wir das Leben gestalten können. Das Vergangene ist nicht mehr und das Zukünftige ist noch nicht. Unsere Zeit ist die Gegenwart. Sie ist uns gegeben und gleichzeitig aufgegeben. In ihr leben und handeln wir.
Es ist daher falsch zu sagen, die Zeit vergeht.  Richtiger ist es zu sagen, wir vergehen oder wir bestehen in dieser Zeit. Darum gibt es auch keine schlechte oder gute Zeit, sondern nur Menschen, die gut oder schlecht handeln in der Zeit.

Oder wie es ein Spruch ausdrückt: „Dein Kalender zeigt an, wie die Zeit vergeht, Dein Gesicht aber, was DU damit gemacht hast!“

Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachten – Erwartung eines Kindes 


Das Kind erwartet alles von der Welt! Mit großen Augen schaut es uns an. Erwartet aber unsere Welt noch das Kind? Das Kind in der Krippe, im Stall der Welt? 


Weihnachten ist ganz und gar kein Kinderspiel. Wir  müssen wieder neu mit den Augen eines Kindes sehen lernen, um dann als Erwachsene  handeln zu können. 


"Menschwerdung" ist die einzige Hoffnung für die Welt.                                          


Foto von Dietrich  Letzner:  Favela im Großraum von Sao Paulo

 

Meinen Lesern möchte ich für Ihr Interesse an diesem Blog ganz herzlich danken und Ihnen allen eine gesegnete und ruhige Weihnachtszeit und den Frieden und die Freude dieser Tage wünschen.                                 


 Ihr Dietrich Letzner,  Halle (Saale) Heiligabend 2013


         

































Sonntag, 22. Dezember 2013

Das Holzpferd, das übrig blieb


Es hat sich doch recht gut gehalten, oder? Mehr als 50 Jahre hat es nun schon auf seinem Pferderücken. Als Kind bekam ich es zu Weihnachten geschenkt. Es waren damals zwei Holzpferde. Beide waren vor einen Leiterwagen gespannt. Inzwischen ist mein Holzpferd etwas ramponiert, vom Geschirr und vom Zaumzeug ist nichts mehr übrig, die Mähne ist wie abrasiert. Der Wagen war blau und hatte einen gelben Einsatz, damit man ihn auch mit Sand und Erde beladen konnte. Mit viel Phantasie und Freude spielte ich als Kind lange Zeit damit. Als ich größer wurde, sind die beiden Schimmel und der Wagen auf dem Dachboden verstaut worden. Doch die ruhigen Zeiten waren für die Pferde und den Wagen schnell vorbei, als meine Nichte, ein kleiner Wirbelwind, die Holzpferdchen und den Wagen dort oben entdeckte. Nun ging es aber rund. Selbst die stabilsten Holzpferde halten das Gewicht einer Vierjährigen nicht lange aus. Zuerst musste die schöne Mähne der Pferde dran glauben, dann die Pferdeschwänze, sie wurden ausgekämmt. Danach kam dann eins zum anderen, bis das erste Pferd endgültig zusammenbrach und der Wagen ein Rad nach dem anderen verlor und mehr und mehr zerlegt wurde. Das war das „Aus“ für das stolze Pferdegespann aus meinen Kindertagen. 
Im letzten Moment konnte ich gerade noch dieses eine Pferd retten. Seitdem steht es auf dem Schrank und erinnert mich an unbeschwerte Kindertage und weckt auch so manche Fragen, wie zum Beispiel: Was können Menschen eigentlich aus ihren Kindertagen in das Erwachsenenleben hinüberretten? Ist es mehr als ein Holzpferd, eine Eisenbahn oder eine Puppe? Ich glaube schon. Doch es sind weniger die materiellen Dinge, die wir behalten können, denn den sprichwörtlichen „Kinderschuhen“ sind wir ein für alle mal entwachsen. Sie passten uns schon lange nicht mehr. Was aber bleibt uns aus dieser recht kurzen Kinderzeit in Erinnerung?
Was fällt Ihnen, was fällt mir ein, wenn wir an unsere Kindheit denken? Bei mir sind es zuerst die Eltern, die Großeltern, die Schwester, also Menschen denen ich als Kind vertraut habe und von denen ich alles erwarten durfte. Ich erinnere mich daran, dass die Oma immer gute Geschichten erzählt hat. Aber auch die Orte, wo ich zu Hause war und unbeschwert leben und spielen konnte, sehe ich noch heute vor mir.  Diese Orte und Räume, die mir damals als Kind so unendlich groß und weit vorkamen, sind nun im Blick des Erwachsenen eher klein und überschaubar. Mit zunehmendem Alter wurde meine Welt immer kleiner. Zwar erweiterte sich der Radius meines Umfeldes, aber  das unendliche Reich der Phantasie schrumpfte mehr und mehr zusammen. 
Ist die Kinderwelt nun eine verlorene Welt, für immer vergangen? Manches deutet darauf hin. Denn das absolute Vertrauen ist jetzt einer gesunden Skepsis gewichen, die ungekünstelte Offenheit ist in eine situationsgerechte Sprache übergegangen, die mehr verschweigt, als sie sagt. „Mama, Mama der Mann hat aber eine große, rote Nasen“, stellt das Kind mit ziemlich lauter Stimme fest. Die Mutter errötet und hofft, dass ihr Kind es bald lernt, was sich gehört und was es nicht sagen darf, auch wenn es stimmt.  Auch das Gefühl der Geborgenheit erfährt sehr bald erste Risse. Denn nicht immer und überall können die Eltern ihren Kindern diesen Schutzraum bieten. Jeder muss irgendwann das Nest verlassen und  in die „Schule des Lebens“ gehen, wo der Gegenwind der Realität sehr schnell die kindlichen Züge verfliegen lässt. Vielleicht haben deshalb manche Menschen immer wieder den Wunsch, noch einmal Kind zu  sein. Eine Sehnsucht nach eben dieser „heilen Welt“, die Welt des Kindes, in der es die Last der Verantwortung noch nicht gab. Aber auch diese "heile Welt" gab es nicht wirklich für jedes Kind, es sei denn in einer verklärten Erinnerung. Ein Gefängnisseelsorger wurde einmal gefragt, welche die schwierigsten Gefangenen seinen, mit denen er es in seiner Arbeit zu tun hatte. Er antwortete: „Diejenigen, denen beim Wort Mutter nichts Gutes mehr einfällt“. Kann es etwas Traurigeres für einen Menschen geben?
Darum meine ich, ist die wichtigste Aufgabe der Erwachsen, dafür zu sorgen,  dass sich die Kinder auch nach Jahrzehnten noch gern an ihre Kindheit erinnern. Lassen wir sie so lange als möglich auch Kinder sein und machen nicht vorzeitig „kleine Erwachsene“ aus ihnen. Jedes Kind braucht genügend Raum und Zeit für Phantasie und Träume. Kreatives Spielen und Lernen gelingt nur dort, wo nicht alles vorgefertigt ist und dem Leistungsdruck unterworfen ist. Dazu ist ein umgrenzter aber sicherer Freiraum die beste Chance für eine glückliche Kindheit, an die jeder sich später gern erinnert. 
Genau daran denke  auch ich, wenn ich das alte Holzpferd aus den Tagen meiner Kindheit vor mir sehe. Für diese unbeschwerten Jahre bin ich noch heute sehr dankbar.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Schenken - aber was und wie?

Haben Sie schon alle Geschenke zum Weihnachtsfest? Oder wächst Ihnen das alles in den Tagen vorm Fest wieder einmal über den Kopf?
Vielleicht haben Sie sich auch schon mal gefragt, was Sie da eigentlich seit Jahren praktizieren? Ist das wirklich noch Schenken oder nur noch Tauschen? Viele stellen sich dabei ziemlich unter Druck. Es soll ja alles gerecht verteilt werden. Keiner darf vergessen werden. Und auch der „Warenwert“ muss stimmen. Das ist ganz und gar nicht leicht. Da ist jeder froh, wenn endlich die „Bescherung“ vorbei ist.
Als Kinder konnten wir uns noch richtig über unsere Geschenke unter dem Weihnachtsbaum freuen. Und was gab es da vorher für  Heimlichkeiten. Die Spannung wurde immer größer. Welche Freude, wenn dann endlich am Heiligen Abend die Päckchen ausgepackt wurden. Natürlich waren das nicht immer die ganz großen Dinge. Etwas Spielzeug und dazu noch ein „bunter Teller“ mit Marzipankartoffel, etwas Schokolade und Plätzchen für die Kinder. Daneben gab es noch ein paar Sachen zum Anziehen, die sowieso  gebraucht wurden.

Die klassischen Geschenke für die Mutter waren: Parfum, Konfekt, Kerzen und Kosmetik. Für den Vater waren die Klassiker: Krawatten, Socken, Kalender, eine Flasche Wein oder Sekt und ein Duschbad. Ein beliebtes Geschenk für alle Erwachsenen war auch das feine Büttenbriefpapier, versehen mit dem Eindruck des Absenders. Das war schon etwas sehr Persönliches und kam immer gut an. Heute wohl eher nicht, oder vielleicht doch?  Das ist dann schon wieder echt „retro“, und gleichzeitig ein Anstoß, mal wieder einen Brief an einen lieben Menschen zu schreiben.
Warum also nicht noch vor dem Fest mit dem Schreiben beginnen?  Ihre Verwandten und Freunde freuen sich sicher über einen handgeschriebenen Brief oder eine Weihnachtskarte. Das ist doch mal was anderes als eine SMS per Handy oder eine Mail. Der Empfänger spürt genau, dass  er wichtig ist, dass sie sich für ihn die Zeit zum Schreiben genommen haben. Später kann er den Gruß in aller Ruhe noch einmal lesen. Das ist doch etwas ganz anderes, als ein kurzer Telefonanruf zwischen Frühstück und Gänsebraten, denn mehr Zeit bleibt doch am Fest wirklich nicht. 
Wenn Sie noch keine Geschenke haben und nicht unbedingt auf die „Klassiker“ zurückgreifen wollen, wäre das doch eine gute Idee und sie kostet nicht viel Geld.  Darauf kommt es beim Schenken auch überhaupt nicht an.
Verschenken Sie lieber etwas Zeit für einen gemeinsamen Spaziergang oder eine Wanderung im Schnee, eine Karte fürs Theater oder fürs Konzert und begleiten Sie den Beschenkten. Es muss auch kein riesiges Event für viel Gel sein. Schenken Sie Ihrer ganzen Familie einen „Spiele-Nachmittag“ und vereinbaren gleich einen passenden Termin dafür. Ihr Partner oder ihre Partnerin freut sich sicher auch einmal über ein Frühstück im Bett, das Sie liebevoll servieren. Oder laden Sie jemand ein, der viel allein ist, erfreuen sie  ihn mit einem leckeren Essen in Ihrer Familie. Überraschen sie Freunde und Verwandte oder auch Ihre Nachbar mit einer Einladung zu Kaffee und Kuchen bei Ihnen zu Hause und bringen so Menschen miteinander in Kontakt. Ihnen fallen sicher selbst noch viele tolle Geschenke ein, die eben etwas anders sind und sein dürfen, die überraschen und viel Freude bringen.

In solchen Geschenken oder Präsenten wird nämlich ganz deutlich, dass der Geber der Geschenke selbst ein Stück darin „präsent“ ist. Es sind keine Geschenke von der „Stange“, die man schon bald wieder umtauschen kann. Und noch eins, die Freude der Beschenkten kommt garantiert auf Sie selbst zurück.




Samstag, 14. Dezember 2013

Dritter Advent – wie viel Weihnachten vertragen wir eigentlich?


Glückwunsch, nun haben Sie es fast geschafft! Bald können Sie auch wieder den ganzen "Weihnachtsrummel" abhaken. Wie viel „Weihnachten“ verträgt eigentlich ein halbwegs normaler Mensch? Ehrlich, können Sie noch die Weihnachtsmusik hören, die Ihnen allerorts aus den Lautsprechern im Kaufhaus und anderswo entgegen plärrt? Ganz zu schweigen von den Unmengen Honigkuchen, Plätzchen, Dominosteinen und Weihnachtsstollen, die unsere tägliche Nahrung in den letzen Wochen geworden sind. Zucken Sie auch schon zusammen, wenn Sie am Abend durch die Straßen gehen und Sie ein grellbunt beleuchtetes Rentier aus dem Vorgarten förmlich anspringt? Darüber blinkt und flackert dazu noch ein bizarres Farbenspiel in den Fenstern. Selbst von Glühwein, Met und Bratwurst habe ich jedenfalls erstmal genug. Jetzt reicht es wirklich, weg mit der kitschigen Weihnachtsdekoration! 
Wen wundert das auch, wenn die ersten Weihnachtmänner schon im September aus den Regalen der Supermärkte lugen und uns seit Wochen verfolgen,  und die „Weihnachtsmärkte“ weit vor der Adventszeit beginnen. Da ist zum eigentlichen Weihnachtsfest am 25. Dezember natürlich die Luft raus. Darauf reagieren schon die ersten Geschäfte und stellen auf Silvester mit Böllern, Krachern und Raketen um. Auch die Faschingszeit ist dann nicht mehr allzu weit. In den Winterferien fährt "man" erstmal in den sonnigen Süden. Das Schmuddelwetter und die hässliche Kälte in unseren Breiten hält ja keiner aus. "Ach, essen Sie auch so gerne Erdbeeren?  Toll, die gibt es gerade im Angebot im Supermarkt. Die kommen ganz frisch aus Israel. Wie die das nur so hinkriegen?" Immer der Zeit ein Stück voraus! Dazu passt es dann auch, wenn Sie gleich die Frühjahrs- und Sommerkataloge mit der neusten Bademode durchblättern. Wintersachen sind eh längst aus, oder nur noch im Winterschlussverkauf zu haben.  Im Januar müssen auch noch die Geschenke umgetauscht werden! Von Ruhe und Besinnung, die sich komischer Weise so viele wünschen, bleibt da nicht viel übrig.
Wer kann mir eigentlich sagen, warum sich die Leute das alles zumuten? Darum frage ich Sie ganz direkt: "Freuen Sie sich wirklich noch auf Weihnachten? Haben die Adventszeit und das Weihnachtsfest für Sie noch etwas mit Erwartung und Freude zu tun?" 
Das wird in der heutigen Zeit, in der „alles, was Herz und Magen begehren“, immer und überall zu haben ist, zunehmend schwerer. Was sollen denn die Menschen eigentlich noch erwarten? Sie haben doch alles, oder nicht? 
Ursprünglich richtete sich die Erwartung zu Weihnachten auf das Kind in der Krippe. Das war das größte Geschenk an alle Menschen. Davon ist aber heute nicht mehr viel übrig geblieben. Vielleicht kommt deshalb auch keine echte Freude mehr auf. Das Fest ist vielen eher eine Last als eine Lust. Die besinnliche Adventszeit vor dem Weihnachtsfest wurde längst auf dem Altar des Konsums geopfert. Was bleibt dann noch, wenn die Geschäfte und Weihnachtsmärkte geschlossen sind?
Da bleibt nicht nur das Weihnachtsfest auf der Strecke, sondern auch jeder, der dieses "verrückte Spiel" mitmacht. Aber wer zwingt Sie denn dazu? Früher galt es, die Feste so zu feiern, wie sie fallen und nicht schon Wochen vorher, wie wir es gerade erleben oder auch erleiden müssen.

Vielleicht helfen Ihnen diese Gedanken ein wenig, wenn  das nächste Fest bevorsteht und Ihnen schon sehr bald die ersten Osterhasen in den Geschäften  entgegen schmunzeln.

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Freitag der 13.


„Und nun brauchen wir noch einen neuen Termin!“ Die Mitarbeiter  schlagen schnell die Kalender auf. Ein erster Terminvorschlag: Wie wäre es mit dem 13. Dezember? Aber das ist  doch ein Freitag und außerdem noch der 13. Da haben plötzlich einige Mitarbeiter ein ganz komisches Gefühl im Bauch. Das geht gar nicht! Also muss schnell ein anderer Termin gefunden werden. 
Gibt es das denn noch? Ja, und nicht zu knapp.

Im 21. Jahrhundert, im Zeitalter der Wissenschaft und Technik, ist vielen scheinbar die Zahl immer noch 13 suspekt. Hartnäckig hält sich der alte Aberglaube, dass Freitag der 13. ein Unglückstag ist. An einem solchen Tag trifft man doch keine wichtigen Entscheidungen. Die Zahl 13 erschreckt immer noch eine ganze Reihe von Zeitgenossen. Man kann ja nie wissen?In einigen Hotels gibt es wohl deshalb auch keine Zimmernummer 13. 

Ist das nicht grotesk, ein Rückfall in Verhaltensmuster längst vergangener Tage? Einerseits sind wir heute stolz und selbstbewusst, in einer so aufgeklärten und fortschrittlichen Zeit zu leben, andererseits gibt es eine zunehmende Tendenz, sich esoterischen und okkulten Praktiken zuzuwenden. Der Aberglaube boomt in unserem Land. Es verbreiten sich wieder Heils- und Unheilslehren, die man längst überwunden meinte. Zauberei und Hexenkulte stehen hoch im Kurs. Allein in Deutschland soll es rund 6000 Astrologen geben und tausende selbsternannte Hexen. Immer mehr junge und gut gebildete Menschen glauben wieder an Götter, Geister, Dämonen und andere obskure Mächte. Je schreiender und perverser etwas daher kommt, desto unkritischer wird es aufgenommen und bestimmt dann das Leben und Handeln vieler, ansonsten recht kritischer Leute.
Ein und Dieselben machen sich über Gott, die Kirche und den Glauben der Christen lustig und erschrecken selbst zu Tode über eine schwarze Katze, die ihren Weg kreuzt. Freitag den 13. möchten sie am liebsten aus dem Kalender streichen oder sich einfach die Decke über den Kopf ziehen und den ganzen Tag im Bett bleiben.  

Bedeutet das nicht, dort, wo der Glaube an einen persönlichen Gott abgelehnt und belächelt wird, dort bestimmt nicht allein der Unglaube das Leben der Menschen, sondern dort feiert der finsterste Aberglaube seine größten Erfolge. Wo es  keinen Glauben und keine Gottesfurcht mehr gibt, dort beherrscht  eine  große „Heidenangst“ die Menschen. 

Sagt das nicht mehr als genug aus? Wer  meint, nicht an einen Gott glauben zu müssen, der muss dafür an alles Mögliche und Unmögliche glauben!




Montag, 9. Dezember 2013

Gratis und umsonst


Häufig flattern  Angebote ins Haus, bei denen uns etwas gratis angeboten wird. „Nur für kurze Zeit“, heißt es da, „Sichern Sie sich Ihr Geschenk!“ Das klingt  richtig toll, aber ganz umsonst ist es eben doch nicht. Nur wenn ich etwas aus dem Katalog oder im Internet bestelle, erhalte ich das „Geschenk“.
Der Trick scheint gut zu funktionieren. Die Menschen sind sehr empfänglich dafür, wenn es etwas gratis und umsonst gibt. Wir Deutschen sind wahrscheinlich schon „Weltmeister“ beim Sammeln von Payback-Punkten und anderen Rabattmarken. Der Anreiz ist groß, das Messerset für 100 Punkte umsonst zu bekommen, lediglich 19.50 € müssen noch zugezahlt werden. Wenn das kein Schnäppchen ist. Bei jedem Gewinnspiel im Internet, welches tolle Preise auslobt, sind natürlich die Anbieter die Gewinner. Sie erhalten völlig legal und gratis unsere Daten und wir eine Flut von E-mails mit Newsletter der Firmen auf unseren PC.
Für einen kleinen Einsatz einen großen Gewinn zu machen, das ist es doch wert, etwas zu wagen. An den Losbuden auf dem Rummelplatz gehen deshalb die Blicke sehnsüchtig zu den geschickt präsentierten Gewinnen. Eine Kaffeemaschine, der übergroße blaue Elefant, der Akkuschrauber, alles für wenig Geld und ein bisschen Glück! Wer wagt, gewinnt! zehn Lose für 3,- € gezogen, das muss doch klappen. Nach der letzen Niete wird aber endgültig klar, das war wieder mal umsonst.
Wir ergreifen gern die Chance, etwas umsonst und gratis zu bekommen, doch häufig vergeblich. Dafür  machen wir dann schmerzhaft mit der anderen Seite des „Umsonst“ Bekanntschaft. Dieses Umsonst frustriert und macht unzufrieden.  Sagen wir deshalb nicht oft: „Es war alles umsonst!“
Ein Junge hat für seine Mathearbeit gelernt und sich angestrengt. Er hatte sogar ein gutes Gefühl nach der Arbeit, doch der Lehrer war anderer Meinung, es reichte nur für Note 4. Ein Ehepartner bemüht sich die eheliche Gemeinschaft zu erhalten, der andere aber beendet sie, aus und vorbei, alles umsonst. Jemand hat seine ganze Kraft in das Geschäft investiert, es lief schlecht, die Insolvenz war nicht mehr aufzuhalten, alles umsonst. Eltern haben so viel für ihre Kinder getan, diese wenden sich von ihnen ab und verlassen sie und gehen ihre eigenen Wege. So könnte man sicher noch weiter fortfahren.
Diese „Umsonst-Erfahrung“, wenn alles vergeblich, alles umsonst ist, die raubt vielen Menschen von heute die Kräfte, ja die Lust am Leben.
Auf der anderen Seite leben wir natürlich alle von einem „Umsonst“, welches wir oft ganz selbstverständlich nehmen. Diesen Aspekt unseres Lebens öfter einmal zu betrachten, ist sicher lohnenswert.
Dass wir leben ist nicht unser Verdienst, das Leben ist uns umsonst geschenkt worden. Als Kinder hat uns die Liebe und Sorge der Mutter umgeben. Anderen Menschen verdanken wir, dass wir sprechen, lesen, schreiben können. Echte Liebe und wahres Glück, alles was nicht für Geld zu haben ist, erhalten wir umsonst. Das wirklich Wichtige im Leben der Menschen ist ein Geschenk, eine Gabe, ist gratis und umsonst. Davon leben wir alle.
Das kleine Wort gratis kommt übrigens vom lateinischen Wort „Gratia“. Es bedeutet Dank. Darum sollte unsere Antwort auf das große „Umsonst“ unseres Lebens viel häufiger ein „Danke“ sein.


Samstag, 7. Dezember 2013

Na so was –  eine Glocke erzählt

Eine  Sonntagsgeschichte 

Das gibt es doch nicht? Ist das noch zu fassen? Was man sich heutzutage alles bieten lassen muss. Schaut Euch doch diesen Dreikäsehoch an, der pinkelt mich ungeniert an! Dabei habe  ich schon Rost angesetzt. Na, ist ja auch klar, wenn man aus seiner luftigen Höhe heruntergeholt und achtlos auf der Wiese abgestellt wird. Ich bin vielleicht sauer! Nun stehe ich hier nutzlos herum. Ich darf gar nicht daran denken, wie alles anfing. Da kamen doch der Pfarrer und  ein Glockenexperte eines Tages zu mir auf den Turm geschnauft. Das freut mich ja immer noch, dass sie sich wenigsten anstrengen mussten. Von oben bis unten hatten sich die beiden mit Staub und Spinngeweben beschmutzt. Geschieht ihnen recht. Nachdem der Experte mich mit seinen Messgeräten gründlich untersucht hatte, schüttelte er den Kopf und sagte: „Oh, oh Herr Pfarrer, das sieht gar nicht gut aus!“ „Das hab ich mir schon gedacht“, nickte der Pfarrer. Viel hatte er allerdings von der Expertise nicht verstanden, nur so viel, dass die alte Glocke nicht mehr geläutet werden darf, denn es besteht sonst Einsturzgefahr für den Turm.
Das war es dann für mich, meine letzte Stunde hatte geschlagen. Ich war so erschüttert, dass der Klöppel noch einmal kurz anschlug. Verwundert schauten ein paar Passanten nach oben. Das war sozusagen mein letzter Ton, mein Abgesang.
Wenn ich an all die vielen Jahre zurückdenke, wird mir ganz schwer ums Herz. Glauben Sie nur, auch Glocken haben ein Herz und Gefühle. Wie schön war es, wenn ich zur Hochzeit geläutet wurde. All die schönen Kleider, die Braut ganz in weiß und mit Schleier. Einfach traumhaft.  Die Männer machten nicht ganz so frohe Gesichter, ob sie den Ernst der Lage früher erkannten? Sonntags rief ich die Gemeinde zur Kirche. Jung und alt kamen damals noch in Scharen. Zuletzt kamen fast nur noch ein paar alte Leute. Am Morgen, mittags und am Abend  konnte man mein Läuten hören, so half ich den Menschen im Ort dabei, ihren Tag gut einzuteilen. Wenn ich außer der Reihe geläutet wurde, fragten die Leute: „Was ist los? Ist jemand gestorben?“ Auch das gehörte zu meinen Aufgaben, die Menschen auf ihrem letzten Gang zu begleiten. In früheren Zeiten hatte ich noch eine weitere wichtige Aufgabe. Wenn Gefahr drohte, wurde ich  „Sturm geläutet“. Dann brachten sich alle schnell in Sicherheit. Ach ja, mein Dienst war schon abwechslungsreich und ich hab ihn gern getan. Mir schwillt jetzt noch die Brust, wenn ich an die Advents- und Weihnachtszeit denke. Zu den Roratemessen wurde ich schon in aller Frühe um 5.00 Uhr geläutet. Das wird sicher nicht jedem Schläfern gefallen haben. Am schönsten klang mein Geläut zur Christmette, wenn ich den Weihnachtsfrieden verkünden durfte. Vom Turm aus konnte ich all die fröhlichen Menschen sehen, wie sie sich ein gesegnetes Fest wünschten. Nun stehe ich hier und träume von den vergangenen Zeiten.

Die Tage des Advent und um Weihnachten herum sind ganz besondere Tage. Es ist eine geheimnisvolle Zeit, in der noch Wunder und Zeichen geschehen können. Vielleicht erlebe auch ich so ein Wunder und werde zum nächtlichen Himmel empor gehoben. Wenn ihr ganz still seid, könnt ihr vielleicht mein fröhliches Läuten hören und sagt: „Na so was – eine Glocke im Himmel“.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Auf und davon


Einfach alles stehen und liegen lassen. Kennen Sie dieses Gefühl auch? Was ist da bloß passiert? Wo Menschen an Grenzen stoßen, wo sie nicht mehr alles über-blicken, wo sie die stupide Aufgabe, endlose Zahlenreihen in den PC einzugeben anödet, wo ihnen selbst Familie und Kinder mit all ihren Problemen über den Kopf wachsen, da kann dieser Gedanke schon einmal kommen. Bloß noch weg. Den wenigsten aber gelingt diese Flucht in eine einsame Blockhütte in den weiten Wäldern Kanadas oder anderswo hin. Flucht kann nicht alle Probleme lösen. Trotzdem werden täglich solche Fluchtversuche unternommen: Kinder und Jugendliche hauen von zu Hause ab, weil sie in der Schule versagt haben und nicht klar kommen. Ihnen fehlt es zwar an nichts zu Hause, außer dass sie sich nicht verstanden fühlen und  keiner wirklich Zeit für sie hat.  Auszubildende schmeißen ihre Lehre hin, sie haben „keinen Bock“ mehr und fliehen in eine Scheinwelt vermeintlicher Freiheit mit Alkohol und Drogen. Der Ehemann verlässt nach der Silberhochzeit seine Frau und die Familie, weil ihm irgendwie alles zu eng geworden ist. Die Freunde wundern sich, er hatte doch alles! Der Frau im täglichen Stress mit Familie und Beruf wächst alles über den Kopf. Sie flüchtet sich in Medikamente, die ihr helfen sollen, ihr Leben zu bewältigen und gerät so  in die Abhängigkeit.
Solche Fluchtversuche scheitern und führen eben nicht in die gesuchte Freiheit. Und doch sind auch wir  ständig irgendwie auf der Flucht und suchen Wege und Mittel der gegenwärtigen Situation zu entkommen. Wir ertappen uns dabei, wie wir in Gedanken  ganz wo anders sind. Wir sitzen im Zug und denken schon an das Ankommen am Ziel. Die Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft  nehmen wir gar nicht mehr wahr. Endlich angekommen,  bewegt uns schon wieder der Gedanke an die Rückfahrt.  So sind wir immer woanders, nur nicht dort, wo wir gerade sind. Und genau das macht uns unruhig und unzufrieden. Ein Mensch aber, der nicht ganz bei sich ist, der ist auch nicht bei der Sache. Er verbreitet Hektik und  Unruhe und das führt häufig zu Ärger und Streit. Ein Mensch aber, der gesammelt ist, strahlt hingegen Ruhe und Frieden aus. Das tut allen gut.
Weil unsere Gedanken so oft „spazieren gehen“, so flüchtig sind, sind es auch unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Oberflächlichkeit bestimmt den Alltag der Menschen weithin. Gewiss ist das „bei der Sache Bleiben“ nicht immer leicht und die  Gefahr der Ablenkung ist groß.Was tun? Wenn mein Auto bei der Fahrt nach links oder rechts ausbricht, dann muss ich gegenlenken! Das wusste schon der alte Zen-Mönch, der uns folgende Antwort gibt: „Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich.“ So ist er ganz bei sich und er selbst.

Gegenlenken heißt also, alles bewusster tun. Mich nicht von außen steuern lassen, sondern selber finden, was mir gut tut. Nicht fliehen, sondern vorwärts gehen. Nicht auf die Dunkelheit schimpfen, sondern ein Licht anzünden. Den Stress unterbrechen und neu starten. Selbst bestimmt leben und nicht ferngesteuert! Prioritäten setzen und lernen, Nein zu sagen. Das ist doch einen Versuch wert und nicht nur im Advent. 

Montag, 2. Dezember 2013

Engel & Co


Die Engel, und was die Menschen heute dafür halten, sind in diesen Tagen wieder zuhauf ausgeschwärmt. Sie bevölkern die Weihnachtsmärkte, die Schaufensterauslagen, sie kleben oder funkeln an den Fenstern der Häuser. Nirgends trifft man sie aber so häufig an, wie in der Advents- und Weihnachtszeit. Klein und pausbäckig spielen sie Posaune, Harfe oder Flöte und erfreuen so die Menschen. Ihre Flügelchen tragen sie mühelos überall hin. Manche scheinen auch recht freche Engel zu sein, sozusagen mit einem B davor. So wie die beiden „B-engel“ aus  dem bekannten Gemälde in der Dresdner Gemäldegalerie. Sie chillen und lassen sich ihr Bierchen und ein Zigarettchen  dabei schmecken. Es muss ja auch echt langweilig sein, Tag für Tag dumm aus dem Rahmen zu schauen. Dann schon lieber einmal aus dem Rahmen fallen.
Engel und engelgleiche Wesen haben Hochkon-junktur. Der ganze Buch-markt profitiert davon. Nein, es stimmt schon lange nicht mehr, dass nur religiöse Menschen an sie glauben und sich ihnen anvertrauen. In alle Lebensbereiche haben sich diese putzigen Wesen vorgearbeitet. Ob bei Taufen, Trauungen oder auch auf den Gräbern sind sie anzutreffen. Engel sind einfach „in“. Ganz besonders sind die Weihnachtsengel beliebt. Obwohl, es gab da mal ein Land und eine Zeit, da hatten gerade diese Weihnachtsengel es sehr schwer. Da durfte es sie partout nicht mehr geben, „da nicht sein kann, was nicht sein darf“. So wurden sie kurzerhand zu „geflügelten Jahresendfiguren“ umerzogen. Das aber nur mal so am Rande. Diese Zeiten sind Gott sei Dank längst vorbei.  Und ich frage mich, ob daran nicht auch die Engel ihre Verdienste hatten?
Obwohl die Engel eigentlich unsichtbar sind, gibt es auch „gelbe Engel“, nämlich die beim ADAC angestellt sind. Sie werden gern gerufen, wenn das Auto wieder mal eine Panne hat und liegen geblieben ist. Meistens können sie auch gleich vor Ort oder in der Werkstatt helfen. Genau das erwarten die Menschen wohl auch von den anderen Engeln. Immer dann, wenn es im persönlichen Leben mal wieder eine Panne gibt, wenn etwas nicht so richtig klappt, wenn man einfach nicht weiter kann. Ja, dann ist so ein Schutzengel eine feine Sache. Auch wenn dann kein Engel vom Himmel gerauscht kommt und es nicht immer so geschieht, wie wir es uns erhofft haben, na wenn schon, es geht auf jeden Fall weiter. Meistens erkennen wir die Engel auch gar nicht als solche.
In einem Gedicht hat der Dichter Rolf Otto Wiemer die Engel so beschrieben: „Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel. Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein. Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel…“
Sie sind eben ganz anders, als wir sie uns in unserer naiven Phantasie vorstellen und die Künstler sie über Jahrhunderte in ihren Gemälden und Plastiken dargestellt haben. Schon ganz und gar nicht so, wie wir sie heute in den Geschäften zu kaufen bekommen.
In einem zweiten Gedicht stellt Rudolf Otto Wiemer uns solch einen Engel noch einmal etwas genauer vor:

Der Engel bei Bolt an der Ecke, der hat heute viel zu tun, die Kinder vom Stadtrandviertel, die rennen auf raschen Schuhn.
Sie laufen hinter dem Ball her, der Ball, der rollt und rollt. Doch die Autos sieht nur der Engel, der steht, wie gesagt, bei Bolt,
bei Bolt, dem Schuhwarenladen, da steht der Engel und wacht. Er schwingt seinen Stock und gibt auf die spielenden Kinder acht.
Man weiß, er heißt Gottlieb Zille und sieht auch genauso aus, mit Bart und Zigarre und Brille der Rentner vom Hinterhaus.

Ja, es stimmt wohl, Engel nehmen häufig die Gestalt von Menschen an. Vielleicht auch Ihre oder meine. Auch wir können dann für andere ein Engel sein!



Samstag, 30. November 2013

Freude im Advent


Ungefähr 800 Jahre vor Christi Geburt, in einer Zeit des wirtschaftlichen und politischen Niedergangs, rief der Prophet Jesaja seinen Landsleuten in Juda und Jerusalem zu: „Freut Euch!“ Selbst die Natur, die dürre Steppe und die Wüste sollten sich freuen, aufblühen und jubeln, so heißt es dort. Seither ist dies der Aufruf im Advent für alle Zeiten und an alle Menschen geworden. Gerade wenn sittlicher und sozialer Abbau bestimmend werden, wenn die Menschen oft nur noch Schwarz sehen, wenn die Freude schwindet und Tristes den Alltag bestimmt, dann kann dieser Ruf Mut machen und uns aufwecken. Die Botschaft ist einfach, keiner muss länger im Dunkeln sitzen und jammern, denn es gibt immer und überall Gründe zur Freude. Daran will uns der Advent erinnern. Jesaja hat es geschafft, den Menschen seiner Zeit diese Hoffnung wiederzugeben. Als Prophet war er kein „Hellseher“, aber auch kein „Schwarzseher“. Er war ein Mensch mit einer Vision. Die Zeichen seiner Zeit hat er den Menschen gedeutet und ihnen neuen Mut gemacht. Solche Menschen wie Jesaja wären heute wichtig. Unsere Zeit braucht wieder Persönlichkeiten und Medien, die nicht schwarz malen  und Schreckensszenarien entwerfen, sondern die das Positive verstärken und Mut machen. Manches ist  in unserem Land in den zwischenmenschlichen Beziehungen ausgetrocknet und verkümmert. Wir wissen es alle, der Umgangston ist  rauer geworden, die Menschen sind gestresst und überfordert.  Es wird aber für keinen besser, wenn wir uns durch rüdes Verhalten das Leben gegenseitig noch schwerer machen.
Wo nehmen wir nun die Kraft und die Freude her? Wer hilft uns, die Freude neu zu entdecken? „Freut Euch“, das klingt gut, doch wie soll das gehen? Ganz einfach: fangt klein an! Es sind doch nur die kleinen Dinge, die wir tun können. Die ersten Schritte, die wir gehen müssen. Der Advent ist dafür eine gute Gelegenheit. Zuerst müssen wir umdenken, denn jede Veränderung beginnt im Kopf und im Herzen. Hier stellt sich die Frage, welche Sichtweise wir auf die Dinge haben. Ist für mich das Glas halb leer oder halb voll? Mit einem positiven Blick auf das Leben kann ich mich schon über kleine Dinge freuen und Freude schenken. Wer optimistisch denkt und fühlt, lebt gesünder und länger, denn eine medizinische Diagnose lautet: „Pessimismus hat einen nachteiligen Einfluss auf den Blutdruck und den Verdauungsapparat“.
Wenn das kein zusätzlicher Grund ist, hoffnungsvoll und froh zu sein. Warum noch länger freudlos und unzufrieden in der „Dunkelkammer“ unseres Alltags sitzen und ein „Negativ“ nach dem anderen entwickeln? (Für jüngere Leser: Das ist ein Vergleich aus der Fotografie, als die Filme noch entwickelt werden mussten)  Gehen wir also aus uns heraus und auf  andere zu! Die Tage im Advent sind dazu reich an Gelegenheiten, einander zu überraschen und froher zu machen. Genießen wir den duftenden Glühwein und laden einen Freund dazu ein. Kleine Pausen im Alltag so sind wichtig, sie geben neuen Schwung. Die Freude wird uns geschenkt und wenn wir sie mit anderen teilen, wird sie nicht weniger, sondern mehr!
Freude und Lachen sind gesund und kosten kein Geld. Denken wir daran, jeder Tag, an dem wir nicht gelacht haben, ist ein verlorener Tag. Darum: „Freut Euch!“

Ihnen und Euch allen wünsche ich eine gesegnete Adventszeit und weiterhin Freude beim Lesen meines Blog´s! Danke auch für so manche Rückmeldung und Ermutigung!  D. Letzner


Mittwoch, 27. November 2013

Ausruhen am Ende des Tages


Zwei alte Menschen am späten Nachmittag des Tages auf ihrem einfachen Balkon am Giebel ihres Hauses. Das Haus steht am Hang eines portugiesischen Bergdorfes in der Serra da Estrela. Der Blick der beiden geht von der Höhe in das Flachland hinunter. Hier können sie ihre Augen weit schweifen lassen. Das tut ihnen gut. Sie brauchen ja nicht mehr viel. Ein wenig Zeit zum Ausruhen. Ohne Worte verstehen sie sich schon lange. Da gibt es nicht mehr viel zu sagen. Auch heute nicht. Die Arbeit des Tages ist erledigt. Der morgige Tag bringt schon wieder von ganz allein, die neuen Aufgaben, die getan werden müssen. 
Warum sich also noch großartig Gedanken machen? Über so viele Jahre sind sie nun schon zusammen. Die Kinder sind längst aus dem Haus. In der großen Stadt und sogar im Ausland haben diese ihr Glück gesucht und gefunden.  Weit weg von ihrem Dorf. So weit weg, wie die beiden Alten in ihrem ganzen Leben nicht gekommen sind.
Ob ihre Gedanken gerade bei den Kindern und Enkeln sind? Möglich wäre es. Jedenfalls begleiten ihre Gedanken und Bitten diese überall hin. Es sind gute Gedanken, die sie aussenden, damit daraus für die anderen Gutes wird. Mehr können und müssen sie nicht mehr tun. Sie selbst sind zufrieden. Ihr ganzes Leben waren sie genügsam und darum hatten sie immer genug. So waren sie reich auf ihre Weise, weil sie arm waren an überzogenen Ansprüchen.
Die Arbeit war hart im Wald und auf den kleinen steinigen Feldern am Berghang. Die Wege waren schmal und steil, ach wie oft mussten sie diese zurückgelegen.  Viele Jahrzehnte Arbeit und Mühe haben ihr Leben geprägt. Ebenso karg wie das Gebirge war auch ihr Leben. Nun neigt sich nicht nur der Tag seinem Ende zu, sonder auch ihr Lebensabend hat längst begonnen.
Gelassenheit, stille Freude und Zufriedenheit, meine ich auf ihren Gesichtern zu sehen. Sie sind einen langen Weg miteinander gegangen, nun können sie ohne schlechtes Gewissen dort oben sitzen und ausruhen. Die Stille der Bergwelt hat sie geprägt und selber still und dankbar werden lassen.
So können sie wohl den Tag hinter sich lassen und alles aus den rauen, abgearbeiteten Händen geben. Zuletzt auch ihr eigenes Leben, ja dann, wenn der letzte Abend sich neigt und die Nacht des Todes sie umfängt.

Sie haben ihr „Lebenshaus“ wohl bereitet. Lebenssatt, nicht lebensmüde sitzen nun sie dort oben auf ihrem Balkon und schauen in die Weite. Wann sie endgültig gehen müssen und wer von ihnen  zuerst gehen wird, das liegt nicht in ihrer Hand, das überlassen sie einem ANDEREN. Solange aber werden sie still und zufrieden beieinander bleiben, die Ruhe genießen und dankbar auf den kommenden Tag warten. 

Montag, 25. November 2013


„Ich koch dann mal für uns“

Ist Deutschland nur noch ein Land der Gaumenfreuden, der Schlemmer und Genießer? Es gibt ungezählte Kochsendungen und sogar eine Küchenschlachten in den Programmen der deutschen Fernsehsender und das zu allen Tages- und Nachtzeiten. In kaum einem Film fehlt der Satz, in dem „Er“ nicht zu „Ihr“ sagt: „Schatz, heute Abend koch ich für uns“.
Der moderne Mann steht dabei ganz selbstbewusst am freistehenden Herd in der Designerküche  und bereitet das Essen vor. Ihm dabei zuzusehen, ist schon ein eigenes Event, denn jeder Handgriff wird regelrecht zelebriert und kommentiert. Dabei immer ein Schlücken aus dem überdimensionierten Weinglas. Oh, wie süffig!
Den entsprechenden Wein für den Abend hat er natürlich, gut temperiert, bereitgestellt. Die Tischdekoration ist geschmackvoll arrangiert. Bei „candle ligth“ und Musik wird nun das „perfekte Dinner“ aufgetragen. Beginnend mit einem Annanas-Carpaccio mit Bountry-Sahne gefolgt von einem Apfel Curry-Süppchen, Chateaubriand mit Speckböhnchen, Macaire-Kartoffen und Sauce Bearnaise als Hauptgang, danach als Dessert Panna cotta an Himbeer-Gelee. Da läuft einem doch regelrecht das Wasser im Mund zusammen.

Ich aber muss ehrlich gestehen, ich gehöre noch zu der Spezies Mann, der sich gerade mal ein paar Spiegeleier braten kann und dazu einen Kaffee aufbrüht. Natürlich habe ich nichts gegen schmackhaftes und leckeres Essen und einen guten Wein. Doch ich frage mich wirklich, woher kommt eigentlich dieser Kult, der heutzutage ums Essen und Trinken gemacht wird? In gewissen Kreisen fällt man ja schon unangenehm auf, wenn man nicht weiß, was z. B. Macaire-Kartoffeln sind. Ehrlich, wissen Sie es? Sie müssen nicht lange suchen, ich hab das für Sie schon mal getan. Das sind von beiden Seiten gebratene kleine Katroffelküchlein, die aus der Masse von gekochten Kartoffen geformt werden. Auf weitere Feinheiten dazu verzichte ich der Einfachheit halber an dieser Stelle.
Natürlich lassen dann die Weinexperten auch nicht lange auf sich warten. Mir brummt schon bald der Kopf, aber nicht vom Wein, sonder davon, was manche darüber alles wissen. Da bestelle ich mir doch lieber das nächste Mal ein Bier.
Man sagt zwar: „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“. Das stimmt, aber allzu oft geht dabei der Umfang auseinander. Und noch etwas fällt mir dazu ein, wenn der Satz, „Liebe geht durch den Magen“, stimmt, dann müssten wir doch in Deutschland in einem der friedlichsten und liebenswertesten Ländern dieser Erde leben.
Wer in den nächsten Tagen und Woche über die „Weihnachtsmärkte“ schlendert, wird überall durch den verführerischen Duft aus den unterschiedlichsten Buden zum Essen und zum Trinken animiert.  Es wird ganz sicher wieder reichlich Fettiges und Süßes konsumiert. Überall sehe ich genüsslich kauende Menschen mit zufriedenen Mienen.  Da denke ich mir, ob da nicht System dahinter steckt?  Das bewährte  Prinzip der alten Römer: „Brot und Spiele“. 

Denn, wer ständig unterhalten und berieselt wird und stets im Überfluss zu Kauen hat, der wird ansonsten seinen Mund halten. Na, dann guten Appetit und wohl bekomm´s.

Samstag, 23. November 2013

„Von der Gefährlichkeit, einen Fehler nicht einzugestehen“

Das ist der Titel einer Fabel von Kurt Kauter, deren Inhalt ich hier gekürzt und mit meinen eigenen Worten wiedergeben möchte, weil ich meine, er trifft einen Nerv unserer Zeit.
Da stoßen also zwei Pinguine auf ihrem Weg durch das ewige Eis zusammen. Höflich wie sie sind, entschuldigen sie sich vielmals und machen sich miteinander bekannt. Sie beschließen, ihren Weg gemeinsam fortzusetzen. Dabei erhofft sich jeder von ihnen im Geheimen, so sein Ziel schneller und sicherer zu erreichen, denn beide sind total blind. Keiner der beiden möchte aber aus falschem Stolz diesen seinen Fehler eingestehen. Einer verraut nun dem anderen völlig „blind“ und meint, dass dieser den richtigen Weg schon sehen kann. Gemeinsam, nichts von der Blindheit  des je anderen  ahnend, schreiten sie auf die gähnende Gletscherspalte zu.  
Das ist nicht nur ein fataler Fehler, sonder das kann sogar das Leben kosten.  Wer gesteht aber schon offen und ehrlich einem anderen gern seine Fehler ein? Besonders den Fehler seiner eigenen Blindheit, seines Unvermögens. Jeder meint doch, den Durchblick zu haben und den  richten Weg im Leben zu kennen.
Heute machen sich die Menschen oft etwas vor.  Sie wollen vor den anderen fehlerfrei und perfekt erscheinen. Dafür wird auch einiges getan und manches geschönt. Leider fallen  immer wieder andere darauf rein. Einen Reinfall gibt es nämlich immer dann, wenn ein „Blinder“ einen anderen „Blinden“ führt.  Dabei fallen beide in den Abgrund.
Dürfen  wir also jemandem blind vertrauen? Oder stimmt es, wenn es da heißt: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Kein Mensch ist ohne Fehler. Deshalb ist auf jeden Fall ein gesunder Menschenverstand angebracht, wenn sich jemand nur glatt und perfekt präsentiert. Blumigen Versprechungen einfach zu glauben, ohne nachzufragen, ist kein Vertrauen, sondern Dummheit. Ob in der Politik, der Gruppe oder im privaten Miteinander ist immer auch ein gesundes Misstrauen wichtig. Denn es gilt: „Nicht an ihren Worten, sondern an ihren Taten werdet ihr sie erkennen“. Schöne Worte werden heute ja überall viele gemacht. In der Werbung, in der Politik und anderswo.
Ausgesprochen ehrlich war da wohl jener Politiker, der in seiner Wahlrede sagte: „Ich verspreche Euch nichts, und das halte ich auch!“
Wir wissen ja selbst, was aus den Versprechungen der Finanzwelt in den letzten Jahren, aus den großen Renditen und Gewinnen geworden ist. Wie viele Träume sind da zerplatzt und zurück blieb ein nicht enden wollender Albtraum.
Andere Menschen kompetent und ehrlich zu beraten, zu begleiten und zu führen ist eine Herausforderung und erfordert ein großes Verantwortungsbewusstsein. Wer führen will, muss es wollen, aber auch können. Er muss den Weg besser kennen als der, den er führen soll. Verantwortungslos zu führen, führt ganz schnell in tiefe Abgründe.
Die heutigen Menschen schauen sehr aufmerksamer hin und fragen nach, ob Worte und Taten auch übereinstimmen. Wo auch nur der geringste Eindruck entsteht, es werden Fehler vertuscht und beschönigt, da entsteht ein enormer Vertrauensverlust und die Glaubwürdigkeit ist verspielt. Alle Institutionen haben damit ihre eigenen Probleme. Wer aber beansprucht, die Wahrheit zu haben, der muss sie auch leben.
Der schlimmste Fehler ist der, den man nicht offen und ehrlich zugibt. Zu den eigenen Fehlern zu stehen, bewahrt vor dem Absturz in die Tiefe und ermöglicht einen echten Neuanfang.


Mittwoch, 20. November 2013

„Der Umwelt zuliebe"

war ich gerade an der „Gelben Tonne“. Wir trennen nämlich ganz säuberlich Papier und Pappe, weiße, braune und grüne Flaschen und Gläser. Der Restmüll kommt in die „Graue Tonne“, der Biomüll in die „Braune Tonne“. Auf den Straßen der Stadt und vor den Häusern sieht das oft nicht gerade schön aus, aber „alles der Umwelt zuliebe“.
Wir wissen ja alle, dass unsere Welt, in der wir leben, vielfältig bedroht ist. Wasser, Luft und Erde sind weltweit durch eine enorme Umweltverschmutzung stark beeinträchtigt. Klimaerwärmung, Ozonloch, Smogalarm das sind nur einige wenige Vokabeln, hinter denen eine bedrohliche Wirklichkeit steht. Zwar können dank enormer Anstrengungen und neuer Technologien Fortschritte auf dem Umweltsektor verkündet werden, aber dass darf uns nicht darüber hinweg täuschen, dass, wenn es darauf ankommt, immer noch die Ökonomie über die Ökologie triumphiert.Andererseits haben die Wirtschaft und der Handel auch entdeckt, dass sich mit Waren aus einem so genannten ökologischen Anbau und mit Naturprodukten gute Geschäfte machen lassen. Mit immer neuen Gütesiegeln wird dafür kräftig geworben.
Wo aber der Umweltfaktor sich zu stark auf den Markt und die Gewinne auswirkt, finden die Wirtschaftsunternehmen immer wieder Lücken im System, um so die Auflagen zu umgehen. Emissionshandel und Sonderpreise für Energie in bestimmten Industriezweigen sind da nur zwei Stichworte.
Es stellt sich nun die Frage, was oder besser wer gefährdet und bedroht denn eigentlich die Umwelt, also die Welt, in der wir alle leben? Das zuvor Gesagte nimmt die Antwort bereits vorweg, es sind die Menschen selbst. Die Spezies Mensch allgemein und der Einzelne ganz konkret. Albert Einstein formulierte es so: „Das Problem ist heute nicht die Atombombe, sondern das Herz des Menschen.“ Was er damit meint ist, dass der grenzenlose Egoismus der Menschen das Grundübel aller Missstände auf dieser Erde ist. Wenn ethische Werte und Normen hinter der Gewinnmaximierung zurück treten, dann hat die Umwelt nur geringe Chancen. Wir können deshalb von einer gravierenden „Innenweltverschmutzung“ ausgehen.
Und um in der technischen Diktion zu bleiben, meine ich, dass der Mensch, der seelisch schon so „kontaminiert“ ist, keine Skrupel mehr hat, bewusst die Umwelt zu gefährden, wenn es ihm nützt oder einfach bequemer ist. Dort wo der Mensch sich selbst zum Maßstab macht, wird er keinen anderen mehr anerkennen. In einer Gesellschaft, in der die Autonomie und die uneingeschränkte Freiheit des Einzelnen über alles gesetzt wird und scheinbar das Ziel ausgeben ist, alle sittlichen Tabus zu brechen, muss man damit rechnen, dass es zu solcher Verschmutzung der Umwelt aber besonders der „Innenwelt“ der Menschen kommt. Beispiele dafür gäbe es zur Genüge. Jeder kennt sie und mancher leidet vielleicht selbst darunter.

„Der Umwelt zuliebe“ ist sicher ein richtiger Aufruf an uns alle, doch es wird ein hilfloser Versuch bleiben, wenn nicht darüber steht: „Dem Menschen zu liebe!“

Montag, 18. November 2013

Ein Schmetterling im November


Gestern entdeckte ich einen Schmetterling an unserer Hauswand. Es war ein  recht kalter Novembertag. Die Kälte hatte ihn träge und unbeweglich gemacht. Er hatte noch einmal seine Flügel weit ausgebreitet und sie für die letzten Sonnenstrahlen geöffnet, die ihm noch etwas Wärme geben sollten.
Das war für  mich ein trauriges Bild, denn unsere Vorstellung vom Schmetterlingsleben ist wohl eine ganz andere. Sie flattern farbenprächtig und so leicht im Sonnenschein über die bunt blühende und duftende Sommerwiese. Auf  den schönsten Blüten lassen sie sich nieder und genießen  ihr Leben. Dann flattern sie einfach weiter Es ist eine wahre Freude, den Schmetterlingen zuzusehen. Sie tanzen buchstäblich einen Sommer lang ihr Leben. Ob sie auch ahnen, wie kurz es ist?
Diese scheinbar unbeschwerten und flatterhaften Wesen wecken in uns die Sehnsucht nach dieser Leichtigkeit und der Lust am Leben. Wir dagegen fühlen uns häufig schwerfällig und gefesselt an unsere alltäglichen Aufgaben. So manche Verantwortung für uns und das Leben anderer lastet auf uns. Vielen Dingen können wir einfach nicht  entfliehen und es kommt täglich Neues dazu. Das auszuhalten ist für manche schwer.
Doch es bleibt  wohl für  immer ein Traum, sich wie ein  Schmetterling in die Lüfte zu erheben und dem Sonnenlicht entgegen zu fliegen. Einfach einmal alle Sorgen hinter uns zu lassen und ganz frei zu sein.
Unsere Welt ist die Erde, dort wo jeder hingestellt wurde, dort soll er mit beiden Füßen fest auf dieser stehen. Hier dürfen wir anpacken und Gutes wirken. Einer für den anderen da sein. Nur so kann und wird das Leben der Menschen gelingen.  Nicht abgehoben und fernab aller Wirklichkeit. Dazu gehört der Mut des Alltags, immer wieder neu zu beginnen.
Nun ist der Schmetterling an der Hauswand verschwunden. Still ist er gegangen. Er wusste nicht, dass sein Leben kurz ist, aber er konnte trotzdem Freude bringen. Wenn die Schmetterlinge im Herbst sterben müssen, wissen wir, dass es im nächsten Sommer wieder herrlich bunte Schmetterlinge geben wird. Denn aus den Raupen werden nach der Entpuppung wieder wunderschöne Schmetterlinge.
Damit ist der Schmetterling zum Symbol für alles Werden und Vergehen geworden. Der Schriftsteller Heinrich Böll hat es in einem Gedicht einmal so formuliert:

Wenn die Raupen wüssten, was einmal sein wird,
wenn sie erst Schmetterlinge sind,
sie würden ganz anders leben:
froher, zuversichtlicher und hoffnungsvoller.
Der Tod ist nicht das Letzte.


Der Schmetterling ist das Symbol der Verwandlung,
Sinnbild der Auferstehung.
Das Leben endet nicht, es wird verändert.
Der Schmetterling erinnert uns daran,
“dass wir auf dieser Welt nicht ganz zu Hause sind”.



Freitag, 15. November 2013

Balance am Hochseil und anderswo 

Es ist gut, wenn ein Mensch alle seine Sinne beisammen hat. Dazu gehört auch der Gleichgewichtssinn oder die Balance. Erst wenn dieser Sinn gestört ist, merkt man, wie wichtig er ist, um nicht zu torkeln oder gar zu fallen. Das Gleichgewicht zu halten ist sehr wichtig, ob hoch oben am Hochseil über dem Wasser oder einfach auf den unebenen Wegen meines Alltags. Schon die kleinste, einseitige Verlagerung des Gewichts bringt alles zum Kippen und das mit fatalen Folgen.
Das gilt im übrigens für alle Bereiche unseres Zusammenlebens. Angefangen bei unserer  Ernährung, wo es stets um die rechte Ausgewogenheit der Nahrung geht.  Was und wie viel ich davon esse, entscheidet übermein körperliches Gleichgewicht.
Auch bei der Berichterstattung in den Medien muss das rechte Maß zwischen Pressefreiheit und Persönlichkeitsrechten des Einzelnen gewahrt bleiben. Dazu gehört eine sorgfältige und objektive Recherche, damit jede Einseitigkeit vermieden wird, die schnell zu Vorverurteilungen  führen kann.
In der Wirtschaft darf es zu keiner Verzerrung der Wettbewerbsfähigkeit  kommen, die bestimmte Firmen und ganze Industriezweige in den Konkurs treiben.
Ganz besonders sensibel  ist das Verhältnis der Völker zu einander, da führt jede Störung  sofort zu einer Schieflage und einer Gefährdung des friedlichen Miteinanders.  Deshalb wurde Jahrzehntelang, während des „kalten Krieges“, sehr darauf geachtet, dass die Doktrin der „balance of power“, das Gleichgewicht der Kräfte zwischen Ost und West gewahrt blieben.
Eine weitere große Gefährdung droht der gesamten Menschheit und der Erde, wenn das ausbalancierte Systems des Klimas, z. B.  durch den erhöhten Ausstoß von CO² Gasen negativ beeinflusst wird. Denn überall, wo der Mensch einseitig regulierend, nur am Profit  orientiert,   in die Natur eingreift,  wird das Gleichgewicht zerstört. Stichwort:  Naturkatastrophen als Folge der Klimaerwärmung!
Unabsehbar sind die Folgen, wenn bei den Fragen um ethische Werte, die Gewichtung nach eigenen, oft sehr subjektiven  Vorstellungen einzelner oder bestimmter Lobbygruppen, verschoben wird. Die daraus entstehenden  Haltungen, können langfristig zu menschlichen „Fehlhaltungen “ führen.
Schon vor über 50 Jahren heißt es in einem Konzilstext: „Die Störungen des Gleichgewichtes, an denen die moderne Welt leidet, kommt aus den Herzen der Menschen selbst. Alles, was in Wirtschaft, Staat, Gesellschaft, in Kultur und Medien aus der Balance ist, hat seine Ursachen in der Unausgewogenheit, in der Unwucht des Herzens.“
Dieser Text trifft es punktgenau, es sind nicht die gesellschaftlichen oder andere Verhältnisse, mit denen heute vieles begründet wird, sondern es sind die Menschen selbst, die das Gleichgewicht auf der Erde gefährden und die strukturelle Ungerechtigkeit verursachen.

Deshalb geht es nicht darum, dass die "Anderen" etwas ändern, sonder dass jeder einzelne etwas tut und tun kann. Das Ziel muss sein, für sich das rechte Maß zu finden und die Balance zu halten oder sie wieder zu erlangen.

Donnerstag, 14. November 2013


Lass ein Lächeln Deine Antwort sein…


Sind wir wirklich  schon so arm geworden, dass sich viele Zeitgenossen nicht einmal mehr ein Lächeln leisten können? Geschweige denn ein frohes Lachen, aus dem die Freude am Leben spricht.
Auf meinen Wegen durch die Stadt oder durch die Geschäfte sehe ich häufig freudlose und angespannte Gesichter. Ein freundliches Gesicht begegnet mir sehr selten. Vielleicht fällt es deshalb umso mehr auf und wirkt unwillkürlich ansteckend. Genau so wie ein fröhliches Kinderlachen.
Es erscheint mir sogar so, als ob die Gesichter der Menschen zu Masken erstarrt wären. Für jede Gelegenheit das entsprechende Gesicht. Dem Untergebenen wird eine verächtliche Miene gezeigt, dem Mitarbeiter das aalglatte Gesicht, hinter dem alles Persönliche verborgen bleibt, der verbissene und aggressive Gesichtsausdruck hinter dem Steuer im Straßenverkehr  macht sofort deutlich, mit dem ist nicht zu spaßen, komm ihm nicht zu nahe. Selbst zu Hause wird ein Pokerface aufgesetzt, das signalisiert, habe alles im Griff, fragt mich nicht! Bloß keine Schwäche zeigen, ob privat oder im Geschäftsleben. Wer zuviel von sich Preis gibt, ist schon verloren. Schwäche gibt es nur bei den anderen.
Die Menschen sind demnach nicht nur „ärmer“ geworden, sondern auch sehr berechnend. Fast immer steht das Geld im Vordergrund und bestimmt das Handeln. Viele verdienen heute mehr, aber sie dienen einander nicht mehr. Keiner will zu kurz kommen. Alles muss sich rechnen. Obwohl jeder weiß, dass Geld allein nicht glücklich macht, jagen fast alle ihm nach. Aber mit Geld allein, ist der Mensch keinen Cent wert. Was wirklich zählt, ist das einfache menschliche Handeln, der freundliche Umgang miteinander, gerade  dort wird aber gespart.  Es fehlt sooft an genügend Zeit füreinander, an Verständnis und  Toleranz, an Wärme und Geborgenheit, an Liebe und Freude. Denn daran sind die Menschen heute viel ärmer geworden.
In der Politik und der Gesellschaft wird nach den ganz großen Lösungen gesucht: Abbau der Arbeitslosigkeit, soziale Absicherungen jeder Art, Mindestlohn usw. Man meint, alles sei machbar, jedes Problem könnte mit genügend Geld gelöst werden. Wer aber nur auf Geld setzt, verarmt in seinem Menschsein. Die freudlosen Gesichter der Menschen sprechen davon Bände.

Der Blick in ein lachendes Kindergesicht zeigt uns ganz deutlich, dass es im Leben noch viel Wichtigeres und Schöneres gibt. Und es stimmt wirklich, was einmal ein weiser Mensch gesagt hat und was unser Leben wirklich reicher macht: „Der kürzeste Weg zwischen den Menschen ist ein Lächeln“. Das aber kann keiner kaufen, sondern nur geschenkt bekommen oder selbst verschenken. Und wie es ein Wort von Mutter Teresa ausdrückt: „Ein Lächeln ist der Anfang der Liebe“.  Die aber ist der größte Schatz unseres Lebens. Lass ein Lächeln Deine Antwort sein.

Mittwoch, 13. November 2013

An der Ampel und anderswo


Menschen haben es immer eilig. Die Fußgängerampel steht auf „Rot“. „Signal kommt“, leuchtet auf. An beiden Seiten der Straße wird die Traube der Wartenden immer größer. Angespannt blicken alle auf die Ampel, um gleich loszulaufen, wenn diese  auf „Grün“ springt. Das Hasten geht weiter.
Plötzlich taucht in der entgegenkommenden Fußgängergruppe  ein bekanntes Gesicht auf. Nur ein flüchtiger Blick im Vorübergehen. Ein kurzer Gruß, ein Winken mit der Hand. Zu mehr reicht es nicht. Es wird weiter geschoben. Stehen bleiben, das geht nicht. Oder doch, dann müsste einer umkehren um mit dem Bekannten mitgehen. Dafür ist keine Zeit!  Aber wieder eine verpasste Gelegenheit mehr.
So ist es doch in unserem Alltag oft. Wir nehmen einander zwar kurz wahr, aber die Umstände sind für echte Begegnungen selten. In dieser „Ampelsituation“, wie ich sie einmal nennen möchte, hetzen heute viele Menschen durch ihr Leben. Wer es  immer eilig hat, wird bald keinem anderen mehr begegnen und ist in der Gefahr auch sich selbst aus den Augen zu verlieren.
Wer das ändern möchte, muss stehen bleiben oder gar umkehren. Er darf an den anderen nicht  vorbeihasten, sondern mit ihnen ein Stück des Weges gehen. Dazu muss ich einfach stoppen, anhalten, meine Richtung ändern, um den anderen, dem Bekanten oder Freund begegnen und sogar begleiten zu können.
Doch Achtung, das kann auch Konsequenzen haben, die über einen flüchtigen Gruß an der Kreuzung und einen „guten Tag und guten Weg“ weit hinausgehen. Darum Vorsicht, wer leichtfertig bei der Begrüßung so dahin sagt: „Wie geht es Dir?“, der kann ganz schön ins Schleudern geraten. Dann nämlich, wenn es der andere als ernst gemeint ansieht und uns nun mit seinen echten Problemen konfrontiert. Vielleicht sogar so intensiv, dass es für uns zu Belastung werden kann, die wir nicht gesucht haben. Es ist deshalb unredlich, nach dem Befinden zu fragen, wenn es uns im Grunde gar nicht interessiert. Bitte keine Floskeln!

Für gute Begegnungen mit Menschen brauchen wir Zeit und Herz, sonst bleibt es in viel zu vielen Fällen bei den anfangs beschriebenen „Ampel-Begegnungen“ von denen keiner etwas hat. Leben im Vorbeigehen! Echte Begegnungen gehen weit über das rein Äußere hinaus. Dabei begegnen sich Menschen mit ihren Herzen. Solche Begegnungen tun beiden Seiten gut, da jeder das Entgegenkommen und die Offenheit des anderen spüren wird. Anteil an der persönlichen Situation des anderen zu nehmen und ihm ebenso Anteil am eigenen Leben zu geben, zeigt, dass unser Leben keine Einbahnstraße ist. Die Zeit in der das geschieht, ist auch keine verlorene Zeit, sondern geschenkte Zeit. Und nichts wäre trauriger, als solche Gelegenheiten zu verpassen.

Sonntag, 10. November 2013

Vertrauen wagen


Da sitzt doch tatsächlich ein bunter Vogel auf  dem Schwanz einer Katze. Ein wirklich nicht alltägliches Bild. Wir möchten bald unseren Augen nicht trauen.

Deshalb  möchte ich das Bild einmal so deuten: Es drückt Vertrauen und Hoffnung aus. Ein wahres Gegenbild zur einer weit verbreiteten Resignation vieler Menschen in unserer Zeit. Hoffnung darauf, dass es einmal so sein könnte. Wieder paradiesische Zustände und das nicht nur bei den Tieren, sonder auch bei den Menschen. Dass wir es wieder wagen können, einander näher zu kommen im Vertrauen , dass der andere mich Ernst nimmt, mich nicht verletzt, heruntermacht oder gar "frisst", mich nicht betrügt oder meine Schwächen gnadenlos ausnutzt. Die vielen Befindlichkeiten, die  die Menschen heute haben, die ihnen einen angstfreien Umgang miteinander erschweren, einfach beiseite zu schieben und Vertrauen zu wagen, wäre das nicht toll?
Spätestens hier siegt wieder einmal die Realität über die Träume von einer heilen Welt. "Seht doch", höre ich da die nüchternen Realisten sagen, „die Katzen werden immer die Vögel fressen, auch wenn sie noch so schön bunt sind und ihre Lieder singen“. 
Die Geschichte lehrt es uns doch, dass es bei den Menschen nicht anders ist, die Großen und Mächtigen unterdrücken die Kleinen und Schwachen. Der Stärke setzt sich durch. Da kann man nichts machen. Die Hoffnung zerrinnt  und das Vertrauen wird enttäuscht und  Misstrauen beherrscht wieder das Handeln. Zu viele haben sich wohl in ihrem Leben die Finger verbrannt und für immer ihre Lehren daraus gezogen. Sie fassen nie wieder heiße Eisen an. Wie heißt es doch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist sicherer!
Wir müssen doch nur die Augen aufmachen und können sehen, was ein Vertrauensverlust anrichteten kann: Schaden für das Ganze durch das Fehlverhalten einzelner z.B. Bistum Limburg; Verunsicherung und neue Ängste durch den Abhörskandal um die NSA; Betrug und Täuschung durch Partner zerstören ganze Familien. Und die Reihe der Vertrauensbrüche ließen sich noch unendlich fortsetzen.  
Kann das die Lösung für immer sein? Wird denn so menschliches Leben gelingen, wo einer dem anderen nicht mehr traut? Dann wäre unsere Welt wirklich zu einer Räuberhöhle verkommen. Muss sie für immer so bleiben? Sollte sie nicht besser eine Welt des Vertrauens, der Hoffnung und des Friedens sein? „Vertrauen wagen“ ist zwar immer und für jeden ein Risiko, aber ohne zu vertrauen geht es nicht und man mag es kaum glauben, es wagen täglich immer wieder Menschen dieses Vertrauen neu und es sind unendlich viel mehr als wir denken.  Davon aber lebt unsere Welt.

Freitag, 8. November 2013

Der Mauerfall – mehr als ein Durchbruch!


Junge Menschen wollen oft „mit dem Kopf durch die Wand“. Nach dem Bau der Mauer im August 1961 fühlten sich die Bürger der DDR besonders stark in ihrer Freiheit und in ihren Entwicklungsmöglichkeiten durch den politischen Druck des SED-Staates eingeengt, deshalb versuchten immer wieder Menschen, selbst unter Lebensgefahr, das Land zu verlassen. Viele von ihnen scheiterten bei diesen  Versuchen und mussten  dafür oft für Jahre hinter Gitter und unüberwindliche Gefängnismauern. 

Und nun plötzlich konnten von einem Tag zum anderen alle DDR-Bürger nicht nur mit dem Kopf, sondern mit ihrem Trabant oder Lada durch die Sperranlagen und Mauern auf die andere Seite, in den „Westen,“ in die lang ersehnte Freiheit, von der sie sooft geträumt hatten. Wo tags zuvor noch auf jeden der sogenannten „Grenzverletzer“ und „Republikflüchtling“ geschossen worden wäre, waren nun die Zäune und Mauern niedergerissen und gaben nicht nur den Blick, sondern endlich auch den Weg nach 40 Jahren Trennung wieder frei. Auf fast wundersame Weise wurde sozusagen über Nacht ein Kapitel dieser Unmenschlichkeit beendet. 
Das Bild zeigt einen provisorischen Grenzübergang zwischen Ilsenburg und Harzgerode, den ich  am 12. November 1989 ungehindert und frei passieren konnte. Unterwegs wiesen einfache Pappschilder schon die Richtung dorthin.  Ein unglaubliches Gefühl erfasste mich bei der Fahrt durch das Sperrgebiet, den Todesstreifen und zuletzt durch die Mauer. Da musste ich einfach anhalten, zurückgehen und dieses Foto machen. Ein historisches Bild, das mir gerade in diesen Tagen nach so vielen Jahren wieder in die Hände fiel. Die Erinnerungen waren plötzlich wieder ganz lebendig. Mir wurde bewusst, dass Freiheit eben keine Selbstverständlichkeit ist, wie so viele heute meinen. Sie ist ein sehr hohes Gut.
Das Geschehen vom Herbst 89 ist nun Geschichte. Meine, unsere Geschichte aus einem geteilten Land. Mehrere Millionen Bürger unseres Landes aber, die noch keine 25 Jahre alt sind,  haben diese Zeit der Trennung und Unfreiheit nicht mehr erleben müssen. Für sie sind ihre alltäglichen Probleme und Sorgen aber auch die vielfältigen Möglichkeiten von heute doch um vieles wichtiger und interessanter, als die „alten Geschichten“ ihrer Eltern und Großeltern. Für die historische Aufarbeitung aber liegen die Fakten und Daten einfach zeitlich noch zu nah.
Wir aber, die wir diese Zeit erlebt und teilweise erlitten haben, sind dazu berufen, sie nicht zu vergessen oder zu verdrängen. Wir dürfen daran denken, manche voll Wehmut andere auch voller Entsetzen. „Nicht alles war schlecht“, so höre ich es immer wieder. Das mag sicher stimmen, aber es sollte schon differenziert werden, was damit gemeint ist und wer es so sieht.

„Grenzerfahrungen“ gehen stets  an die Substanz des Menschen. Sie bedeuten Trennung, Schmerz und Unfreiheit. Darüber sollte keiner leichtfertig hinweg gehen. Der Fall der Mauer war und ist  durchaus mehr als ein „Durchbruch“ durch Beton und Stacheldraht.  Sich daran zu erinnern und zu denkendas heißt auch immer,  dafür zu danken.