Samstag, 28. Dezember 2013


 Zwischen den Jahren

Weihnachten ist nun abgehakt. Die hektische Adventszeit, die ja eigentlich eine stille und besinnliche Zeit sein sollte, ist Gott sei Dank vorbei. Grau und bleischwer hängt der Himmel über uns und macht richtig melancholisch. Der gewohnte Tages- und Wochenrhythmus ist noch nicht wieder eingekehrt. Die Schulen haben noch Ferien und manche Betriebe schließen auch zwischen Weihnachten und Neujahr ihre Tore. So langsam fällt vielen die Decke auf den Kopf. Streit und Zänkereien der Kinder bleiben nicht aus. Ebenso sind die Erwachsenen gereizt und dünnhäutig.

Es herrscht ein Schwebezustand. Das alte Jahr ist noch nicht ganz zu Ende und das neue Jahr hat noch nicht angefangen. Ende und Anfang  liegen dabei dicht bei einander. Genau das ist die Stimmung, in der  sich manch einer besorgt sagt: „Wie schnell doch die Zeit vergeht, schon wieder ist ein Jahr vorüber. “Gerade war es doch noch Sommer und die Blumen blühten, die Sonne schien. Der Herbst brachte Früchte und bunte Farben. Und was ist jetzt? Was bewegt uns eigentlich, immer wieder und immer häufiger, je älter wir werden, die Frage nach der vergangenen Zeit zu stellen? Ist es die bedrückende Erkenntnis, dass eigentlich nicht die Zeit vergeht, sondern dass meine Zeit, meine eigene Lebenszeit vergeht? Die Tage, Wochen und Jahre  wie Sand durch eine Sanduhr. Wir Menschen leben und vergehen in der Zeit. Dieses Wissen um unsere Endlichkeit, lässt viele lieber in vergangene, vermeintlich bessere Zeiten flüchten. In ihnen erscheint dann alles größer, schöner und  besser. Der verklärte Blick zurück lässt uns  alles heller sehen. Andere wiederum träumen sich in eine phantastische Zukunft, die nur Gutes bringen wird. 
In diesen Tagen zwischen den Jahren werden wir in den Medien häufig mit Jahresrückblicken konfrontiert, die alles andere als erfreulich und nett sind. Vieles davon hatten wir schon längst wieder vergessen oder verdrängt. Einige Ereignisse sind uns so nahe, als wären sie gerade gestern erst geschehen. Auch macht uns so manche Prognose für das neue Jahr bange oder sie lässt uns hoffnungsvoll aufatmen. Beides ist sicher wichtig, der Blick zurück und der Blick nach vorn. Am wichtigsten ist aber der Augenblick. Er ist die Zeit, in der wir das Leben gestalten können. Das Vergangene ist nicht mehr und das Zukünftige ist noch nicht. Unsere Zeit ist die Gegenwart. Sie ist uns gegeben und gleichzeitig aufgegeben. In ihr leben und handeln wir.
Es ist daher falsch zu sagen, die Zeit vergeht.  Richtiger ist es zu sagen, wir vergehen oder wir bestehen in dieser Zeit. Darum gibt es auch keine schlechte oder gute Zeit, sondern nur Menschen, die gut oder schlecht handeln in der Zeit.

Oder wie es ein Spruch ausdrückt: „Dein Kalender zeigt an, wie die Zeit vergeht, Dein Gesicht aber, was DU damit gemacht hast!“

Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachten – Erwartung eines Kindes 


Das Kind erwartet alles von der Welt! Mit großen Augen schaut es uns an. Erwartet aber unsere Welt noch das Kind? Das Kind in der Krippe, im Stall der Welt? 


Weihnachten ist ganz und gar kein Kinderspiel. Wir  müssen wieder neu mit den Augen eines Kindes sehen lernen, um dann als Erwachsene  handeln zu können. 


"Menschwerdung" ist die einzige Hoffnung für die Welt.                                          


Foto von Dietrich  Letzner:  Favela im Großraum von Sao Paulo

 

Meinen Lesern möchte ich für Ihr Interesse an diesem Blog ganz herzlich danken und Ihnen allen eine gesegnete und ruhige Weihnachtszeit und den Frieden und die Freude dieser Tage wünschen.                                 


 Ihr Dietrich Letzner,  Halle (Saale) Heiligabend 2013


         

































Sonntag, 22. Dezember 2013

Das Holzpferd, das übrig blieb


Es hat sich doch recht gut gehalten, oder? Mehr als 50 Jahre hat es nun schon auf seinem Pferderücken. Als Kind bekam ich es zu Weihnachten geschenkt. Es waren damals zwei Holzpferde. Beide waren vor einen Leiterwagen gespannt. Inzwischen ist mein Holzpferd etwas ramponiert, vom Geschirr und vom Zaumzeug ist nichts mehr übrig, die Mähne ist wie abrasiert. Der Wagen war blau und hatte einen gelben Einsatz, damit man ihn auch mit Sand und Erde beladen konnte. Mit viel Phantasie und Freude spielte ich als Kind lange Zeit damit. Als ich größer wurde, sind die beiden Schimmel und der Wagen auf dem Dachboden verstaut worden. Doch die ruhigen Zeiten waren für die Pferde und den Wagen schnell vorbei, als meine Nichte, ein kleiner Wirbelwind, die Holzpferdchen und den Wagen dort oben entdeckte. Nun ging es aber rund. Selbst die stabilsten Holzpferde halten das Gewicht einer Vierjährigen nicht lange aus. Zuerst musste die schöne Mähne der Pferde dran glauben, dann die Pferdeschwänze, sie wurden ausgekämmt. Danach kam dann eins zum anderen, bis das erste Pferd endgültig zusammenbrach und der Wagen ein Rad nach dem anderen verlor und mehr und mehr zerlegt wurde. Das war das „Aus“ für das stolze Pferdegespann aus meinen Kindertagen. 
Im letzten Moment konnte ich gerade noch dieses eine Pferd retten. Seitdem steht es auf dem Schrank und erinnert mich an unbeschwerte Kindertage und weckt auch so manche Fragen, wie zum Beispiel: Was können Menschen eigentlich aus ihren Kindertagen in das Erwachsenenleben hinüberretten? Ist es mehr als ein Holzpferd, eine Eisenbahn oder eine Puppe? Ich glaube schon. Doch es sind weniger die materiellen Dinge, die wir behalten können, denn den sprichwörtlichen „Kinderschuhen“ sind wir ein für alle mal entwachsen. Sie passten uns schon lange nicht mehr. Was aber bleibt uns aus dieser recht kurzen Kinderzeit in Erinnerung?
Was fällt Ihnen, was fällt mir ein, wenn wir an unsere Kindheit denken? Bei mir sind es zuerst die Eltern, die Großeltern, die Schwester, also Menschen denen ich als Kind vertraut habe und von denen ich alles erwarten durfte. Ich erinnere mich daran, dass die Oma immer gute Geschichten erzählt hat. Aber auch die Orte, wo ich zu Hause war und unbeschwert leben und spielen konnte, sehe ich noch heute vor mir.  Diese Orte und Räume, die mir damals als Kind so unendlich groß und weit vorkamen, sind nun im Blick des Erwachsenen eher klein und überschaubar. Mit zunehmendem Alter wurde meine Welt immer kleiner. Zwar erweiterte sich der Radius meines Umfeldes, aber  das unendliche Reich der Phantasie schrumpfte mehr und mehr zusammen. 
Ist die Kinderwelt nun eine verlorene Welt, für immer vergangen? Manches deutet darauf hin. Denn das absolute Vertrauen ist jetzt einer gesunden Skepsis gewichen, die ungekünstelte Offenheit ist in eine situationsgerechte Sprache übergegangen, die mehr verschweigt, als sie sagt. „Mama, Mama der Mann hat aber eine große, rote Nasen“, stellt das Kind mit ziemlich lauter Stimme fest. Die Mutter errötet und hofft, dass ihr Kind es bald lernt, was sich gehört und was es nicht sagen darf, auch wenn es stimmt.  Auch das Gefühl der Geborgenheit erfährt sehr bald erste Risse. Denn nicht immer und überall können die Eltern ihren Kindern diesen Schutzraum bieten. Jeder muss irgendwann das Nest verlassen und  in die „Schule des Lebens“ gehen, wo der Gegenwind der Realität sehr schnell die kindlichen Züge verfliegen lässt. Vielleicht haben deshalb manche Menschen immer wieder den Wunsch, noch einmal Kind zu  sein. Eine Sehnsucht nach eben dieser „heilen Welt“, die Welt des Kindes, in der es die Last der Verantwortung noch nicht gab. Aber auch diese "heile Welt" gab es nicht wirklich für jedes Kind, es sei denn in einer verklärten Erinnerung. Ein Gefängnisseelsorger wurde einmal gefragt, welche die schwierigsten Gefangenen seinen, mit denen er es in seiner Arbeit zu tun hatte. Er antwortete: „Diejenigen, denen beim Wort Mutter nichts Gutes mehr einfällt“. Kann es etwas Traurigeres für einen Menschen geben?
Darum meine ich, ist die wichtigste Aufgabe der Erwachsen, dafür zu sorgen,  dass sich die Kinder auch nach Jahrzehnten noch gern an ihre Kindheit erinnern. Lassen wir sie so lange als möglich auch Kinder sein und machen nicht vorzeitig „kleine Erwachsene“ aus ihnen. Jedes Kind braucht genügend Raum und Zeit für Phantasie und Träume. Kreatives Spielen und Lernen gelingt nur dort, wo nicht alles vorgefertigt ist und dem Leistungsdruck unterworfen ist. Dazu ist ein umgrenzter aber sicherer Freiraum die beste Chance für eine glückliche Kindheit, an die jeder sich später gern erinnert. 
Genau daran denke  auch ich, wenn ich das alte Holzpferd aus den Tagen meiner Kindheit vor mir sehe. Für diese unbeschwerten Jahre bin ich noch heute sehr dankbar.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Schenken - aber was und wie?

Haben Sie schon alle Geschenke zum Weihnachtsfest? Oder wächst Ihnen das alles in den Tagen vorm Fest wieder einmal über den Kopf?
Vielleicht haben Sie sich auch schon mal gefragt, was Sie da eigentlich seit Jahren praktizieren? Ist das wirklich noch Schenken oder nur noch Tauschen? Viele stellen sich dabei ziemlich unter Druck. Es soll ja alles gerecht verteilt werden. Keiner darf vergessen werden. Und auch der „Warenwert“ muss stimmen. Das ist ganz und gar nicht leicht. Da ist jeder froh, wenn endlich die „Bescherung“ vorbei ist.
Als Kinder konnten wir uns noch richtig über unsere Geschenke unter dem Weihnachtsbaum freuen. Und was gab es da vorher für  Heimlichkeiten. Die Spannung wurde immer größer. Welche Freude, wenn dann endlich am Heiligen Abend die Päckchen ausgepackt wurden. Natürlich waren das nicht immer die ganz großen Dinge. Etwas Spielzeug und dazu noch ein „bunter Teller“ mit Marzipankartoffel, etwas Schokolade und Plätzchen für die Kinder. Daneben gab es noch ein paar Sachen zum Anziehen, die sowieso  gebraucht wurden.

Die klassischen Geschenke für die Mutter waren: Parfum, Konfekt, Kerzen und Kosmetik. Für den Vater waren die Klassiker: Krawatten, Socken, Kalender, eine Flasche Wein oder Sekt und ein Duschbad. Ein beliebtes Geschenk für alle Erwachsenen war auch das feine Büttenbriefpapier, versehen mit dem Eindruck des Absenders. Das war schon etwas sehr Persönliches und kam immer gut an. Heute wohl eher nicht, oder vielleicht doch?  Das ist dann schon wieder echt „retro“, und gleichzeitig ein Anstoß, mal wieder einen Brief an einen lieben Menschen zu schreiben.
Warum also nicht noch vor dem Fest mit dem Schreiben beginnen?  Ihre Verwandten und Freunde freuen sich sicher über einen handgeschriebenen Brief oder eine Weihnachtskarte. Das ist doch mal was anderes als eine SMS per Handy oder eine Mail. Der Empfänger spürt genau, dass  er wichtig ist, dass sie sich für ihn die Zeit zum Schreiben genommen haben. Später kann er den Gruß in aller Ruhe noch einmal lesen. Das ist doch etwas ganz anderes, als ein kurzer Telefonanruf zwischen Frühstück und Gänsebraten, denn mehr Zeit bleibt doch am Fest wirklich nicht. 
Wenn Sie noch keine Geschenke haben und nicht unbedingt auf die „Klassiker“ zurückgreifen wollen, wäre das doch eine gute Idee und sie kostet nicht viel Geld.  Darauf kommt es beim Schenken auch überhaupt nicht an.
Verschenken Sie lieber etwas Zeit für einen gemeinsamen Spaziergang oder eine Wanderung im Schnee, eine Karte fürs Theater oder fürs Konzert und begleiten Sie den Beschenkten. Es muss auch kein riesiges Event für viel Gel sein. Schenken Sie Ihrer ganzen Familie einen „Spiele-Nachmittag“ und vereinbaren gleich einen passenden Termin dafür. Ihr Partner oder ihre Partnerin freut sich sicher auch einmal über ein Frühstück im Bett, das Sie liebevoll servieren. Oder laden Sie jemand ein, der viel allein ist, erfreuen sie  ihn mit einem leckeren Essen in Ihrer Familie. Überraschen sie Freunde und Verwandte oder auch Ihre Nachbar mit einer Einladung zu Kaffee und Kuchen bei Ihnen zu Hause und bringen so Menschen miteinander in Kontakt. Ihnen fallen sicher selbst noch viele tolle Geschenke ein, die eben etwas anders sind und sein dürfen, die überraschen und viel Freude bringen.

In solchen Geschenken oder Präsenten wird nämlich ganz deutlich, dass der Geber der Geschenke selbst ein Stück darin „präsent“ ist. Es sind keine Geschenke von der „Stange“, die man schon bald wieder umtauschen kann. Und noch eins, die Freude der Beschenkten kommt garantiert auf Sie selbst zurück.




Samstag, 14. Dezember 2013

Dritter Advent – wie viel Weihnachten vertragen wir eigentlich?


Glückwunsch, nun haben Sie es fast geschafft! Bald können Sie auch wieder den ganzen "Weihnachtsrummel" abhaken. Wie viel „Weihnachten“ verträgt eigentlich ein halbwegs normaler Mensch? Ehrlich, können Sie noch die Weihnachtsmusik hören, die Ihnen allerorts aus den Lautsprechern im Kaufhaus und anderswo entgegen plärrt? Ganz zu schweigen von den Unmengen Honigkuchen, Plätzchen, Dominosteinen und Weihnachtsstollen, die unsere tägliche Nahrung in den letzen Wochen geworden sind. Zucken Sie auch schon zusammen, wenn Sie am Abend durch die Straßen gehen und Sie ein grellbunt beleuchtetes Rentier aus dem Vorgarten förmlich anspringt? Darüber blinkt und flackert dazu noch ein bizarres Farbenspiel in den Fenstern. Selbst von Glühwein, Met und Bratwurst habe ich jedenfalls erstmal genug. Jetzt reicht es wirklich, weg mit der kitschigen Weihnachtsdekoration! 
Wen wundert das auch, wenn die ersten Weihnachtmänner schon im September aus den Regalen der Supermärkte lugen und uns seit Wochen verfolgen,  und die „Weihnachtsmärkte“ weit vor der Adventszeit beginnen. Da ist zum eigentlichen Weihnachtsfest am 25. Dezember natürlich die Luft raus. Darauf reagieren schon die ersten Geschäfte und stellen auf Silvester mit Böllern, Krachern und Raketen um. Auch die Faschingszeit ist dann nicht mehr allzu weit. In den Winterferien fährt "man" erstmal in den sonnigen Süden. Das Schmuddelwetter und die hässliche Kälte in unseren Breiten hält ja keiner aus. "Ach, essen Sie auch so gerne Erdbeeren?  Toll, die gibt es gerade im Angebot im Supermarkt. Die kommen ganz frisch aus Israel. Wie die das nur so hinkriegen?" Immer der Zeit ein Stück voraus! Dazu passt es dann auch, wenn Sie gleich die Frühjahrs- und Sommerkataloge mit der neusten Bademode durchblättern. Wintersachen sind eh längst aus, oder nur noch im Winterschlussverkauf zu haben.  Im Januar müssen auch noch die Geschenke umgetauscht werden! Von Ruhe und Besinnung, die sich komischer Weise so viele wünschen, bleibt da nicht viel übrig.
Wer kann mir eigentlich sagen, warum sich die Leute das alles zumuten? Darum frage ich Sie ganz direkt: "Freuen Sie sich wirklich noch auf Weihnachten? Haben die Adventszeit und das Weihnachtsfest für Sie noch etwas mit Erwartung und Freude zu tun?" 
Das wird in der heutigen Zeit, in der „alles, was Herz und Magen begehren“, immer und überall zu haben ist, zunehmend schwerer. Was sollen denn die Menschen eigentlich noch erwarten? Sie haben doch alles, oder nicht? 
Ursprünglich richtete sich die Erwartung zu Weihnachten auf das Kind in der Krippe. Das war das größte Geschenk an alle Menschen. Davon ist aber heute nicht mehr viel übrig geblieben. Vielleicht kommt deshalb auch keine echte Freude mehr auf. Das Fest ist vielen eher eine Last als eine Lust. Die besinnliche Adventszeit vor dem Weihnachtsfest wurde längst auf dem Altar des Konsums geopfert. Was bleibt dann noch, wenn die Geschäfte und Weihnachtsmärkte geschlossen sind?
Da bleibt nicht nur das Weihnachtsfest auf der Strecke, sondern auch jeder, der dieses "verrückte Spiel" mitmacht. Aber wer zwingt Sie denn dazu? Früher galt es, die Feste so zu feiern, wie sie fallen und nicht schon Wochen vorher, wie wir es gerade erleben oder auch erleiden müssen.

Vielleicht helfen Ihnen diese Gedanken ein wenig, wenn  das nächste Fest bevorsteht und Ihnen schon sehr bald die ersten Osterhasen in den Geschäften  entgegen schmunzeln.

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Freitag der 13.


„Und nun brauchen wir noch einen neuen Termin!“ Die Mitarbeiter  schlagen schnell die Kalender auf. Ein erster Terminvorschlag: Wie wäre es mit dem 13. Dezember? Aber das ist  doch ein Freitag und außerdem noch der 13. Da haben plötzlich einige Mitarbeiter ein ganz komisches Gefühl im Bauch. Das geht gar nicht! Also muss schnell ein anderer Termin gefunden werden. 
Gibt es das denn noch? Ja, und nicht zu knapp.

Im 21. Jahrhundert, im Zeitalter der Wissenschaft und Technik, ist vielen scheinbar die Zahl immer noch 13 suspekt. Hartnäckig hält sich der alte Aberglaube, dass Freitag der 13. ein Unglückstag ist. An einem solchen Tag trifft man doch keine wichtigen Entscheidungen. Die Zahl 13 erschreckt immer noch eine ganze Reihe von Zeitgenossen. Man kann ja nie wissen?In einigen Hotels gibt es wohl deshalb auch keine Zimmernummer 13. 

Ist das nicht grotesk, ein Rückfall in Verhaltensmuster längst vergangener Tage? Einerseits sind wir heute stolz und selbstbewusst, in einer so aufgeklärten und fortschrittlichen Zeit zu leben, andererseits gibt es eine zunehmende Tendenz, sich esoterischen und okkulten Praktiken zuzuwenden. Der Aberglaube boomt in unserem Land. Es verbreiten sich wieder Heils- und Unheilslehren, die man längst überwunden meinte. Zauberei und Hexenkulte stehen hoch im Kurs. Allein in Deutschland soll es rund 6000 Astrologen geben und tausende selbsternannte Hexen. Immer mehr junge und gut gebildete Menschen glauben wieder an Götter, Geister, Dämonen und andere obskure Mächte. Je schreiender und perverser etwas daher kommt, desto unkritischer wird es aufgenommen und bestimmt dann das Leben und Handeln vieler, ansonsten recht kritischer Leute.
Ein und Dieselben machen sich über Gott, die Kirche und den Glauben der Christen lustig und erschrecken selbst zu Tode über eine schwarze Katze, die ihren Weg kreuzt. Freitag den 13. möchten sie am liebsten aus dem Kalender streichen oder sich einfach die Decke über den Kopf ziehen und den ganzen Tag im Bett bleiben.  

Bedeutet das nicht, dort, wo der Glaube an einen persönlichen Gott abgelehnt und belächelt wird, dort bestimmt nicht allein der Unglaube das Leben der Menschen, sondern dort feiert der finsterste Aberglaube seine größten Erfolge. Wo es  keinen Glauben und keine Gottesfurcht mehr gibt, dort beherrscht  eine  große „Heidenangst“ die Menschen. 

Sagt das nicht mehr als genug aus? Wer  meint, nicht an einen Gott glauben zu müssen, der muss dafür an alles Mögliche und Unmögliche glauben!




Montag, 9. Dezember 2013

Gratis und umsonst


Häufig flattern  Angebote ins Haus, bei denen uns etwas gratis angeboten wird. „Nur für kurze Zeit“, heißt es da, „Sichern Sie sich Ihr Geschenk!“ Das klingt  richtig toll, aber ganz umsonst ist es eben doch nicht. Nur wenn ich etwas aus dem Katalog oder im Internet bestelle, erhalte ich das „Geschenk“.
Der Trick scheint gut zu funktionieren. Die Menschen sind sehr empfänglich dafür, wenn es etwas gratis und umsonst gibt. Wir Deutschen sind wahrscheinlich schon „Weltmeister“ beim Sammeln von Payback-Punkten und anderen Rabattmarken. Der Anreiz ist groß, das Messerset für 100 Punkte umsonst zu bekommen, lediglich 19.50 € müssen noch zugezahlt werden. Wenn das kein Schnäppchen ist. Bei jedem Gewinnspiel im Internet, welches tolle Preise auslobt, sind natürlich die Anbieter die Gewinner. Sie erhalten völlig legal und gratis unsere Daten und wir eine Flut von E-mails mit Newsletter der Firmen auf unseren PC.
Für einen kleinen Einsatz einen großen Gewinn zu machen, das ist es doch wert, etwas zu wagen. An den Losbuden auf dem Rummelplatz gehen deshalb die Blicke sehnsüchtig zu den geschickt präsentierten Gewinnen. Eine Kaffeemaschine, der übergroße blaue Elefant, der Akkuschrauber, alles für wenig Geld und ein bisschen Glück! Wer wagt, gewinnt! zehn Lose für 3,- € gezogen, das muss doch klappen. Nach der letzen Niete wird aber endgültig klar, das war wieder mal umsonst.
Wir ergreifen gern die Chance, etwas umsonst und gratis zu bekommen, doch häufig vergeblich. Dafür  machen wir dann schmerzhaft mit der anderen Seite des „Umsonst“ Bekanntschaft. Dieses Umsonst frustriert und macht unzufrieden.  Sagen wir deshalb nicht oft: „Es war alles umsonst!“
Ein Junge hat für seine Mathearbeit gelernt und sich angestrengt. Er hatte sogar ein gutes Gefühl nach der Arbeit, doch der Lehrer war anderer Meinung, es reichte nur für Note 4. Ein Ehepartner bemüht sich die eheliche Gemeinschaft zu erhalten, der andere aber beendet sie, aus und vorbei, alles umsonst. Jemand hat seine ganze Kraft in das Geschäft investiert, es lief schlecht, die Insolvenz war nicht mehr aufzuhalten, alles umsonst. Eltern haben so viel für ihre Kinder getan, diese wenden sich von ihnen ab und verlassen sie und gehen ihre eigenen Wege. So könnte man sicher noch weiter fortfahren.
Diese „Umsonst-Erfahrung“, wenn alles vergeblich, alles umsonst ist, die raubt vielen Menschen von heute die Kräfte, ja die Lust am Leben.
Auf der anderen Seite leben wir natürlich alle von einem „Umsonst“, welches wir oft ganz selbstverständlich nehmen. Diesen Aspekt unseres Lebens öfter einmal zu betrachten, ist sicher lohnenswert.
Dass wir leben ist nicht unser Verdienst, das Leben ist uns umsonst geschenkt worden. Als Kinder hat uns die Liebe und Sorge der Mutter umgeben. Anderen Menschen verdanken wir, dass wir sprechen, lesen, schreiben können. Echte Liebe und wahres Glück, alles was nicht für Geld zu haben ist, erhalten wir umsonst. Das wirklich Wichtige im Leben der Menschen ist ein Geschenk, eine Gabe, ist gratis und umsonst. Davon leben wir alle.
Das kleine Wort gratis kommt übrigens vom lateinischen Wort „Gratia“. Es bedeutet Dank. Darum sollte unsere Antwort auf das große „Umsonst“ unseres Lebens viel häufiger ein „Danke“ sein.


Samstag, 7. Dezember 2013

Na so was –  eine Glocke erzählt

Eine  Sonntagsgeschichte 

Das gibt es doch nicht? Ist das noch zu fassen? Was man sich heutzutage alles bieten lassen muss. Schaut Euch doch diesen Dreikäsehoch an, der pinkelt mich ungeniert an! Dabei habe  ich schon Rost angesetzt. Na, ist ja auch klar, wenn man aus seiner luftigen Höhe heruntergeholt und achtlos auf der Wiese abgestellt wird. Ich bin vielleicht sauer! Nun stehe ich hier nutzlos herum. Ich darf gar nicht daran denken, wie alles anfing. Da kamen doch der Pfarrer und  ein Glockenexperte eines Tages zu mir auf den Turm geschnauft. Das freut mich ja immer noch, dass sie sich wenigsten anstrengen mussten. Von oben bis unten hatten sich die beiden mit Staub und Spinngeweben beschmutzt. Geschieht ihnen recht. Nachdem der Experte mich mit seinen Messgeräten gründlich untersucht hatte, schüttelte er den Kopf und sagte: „Oh, oh Herr Pfarrer, das sieht gar nicht gut aus!“ „Das hab ich mir schon gedacht“, nickte der Pfarrer. Viel hatte er allerdings von der Expertise nicht verstanden, nur so viel, dass die alte Glocke nicht mehr geläutet werden darf, denn es besteht sonst Einsturzgefahr für den Turm.
Das war es dann für mich, meine letzte Stunde hatte geschlagen. Ich war so erschüttert, dass der Klöppel noch einmal kurz anschlug. Verwundert schauten ein paar Passanten nach oben. Das war sozusagen mein letzter Ton, mein Abgesang.
Wenn ich an all die vielen Jahre zurückdenke, wird mir ganz schwer ums Herz. Glauben Sie nur, auch Glocken haben ein Herz und Gefühle. Wie schön war es, wenn ich zur Hochzeit geläutet wurde. All die schönen Kleider, die Braut ganz in weiß und mit Schleier. Einfach traumhaft.  Die Männer machten nicht ganz so frohe Gesichter, ob sie den Ernst der Lage früher erkannten? Sonntags rief ich die Gemeinde zur Kirche. Jung und alt kamen damals noch in Scharen. Zuletzt kamen fast nur noch ein paar alte Leute. Am Morgen, mittags und am Abend  konnte man mein Läuten hören, so half ich den Menschen im Ort dabei, ihren Tag gut einzuteilen. Wenn ich außer der Reihe geläutet wurde, fragten die Leute: „Was ist los? Ist jemand gestorben?“ Auch das gehörte zu meinen Aufgaben, die Menschen auf ihrem letzten Gang zu begleiten. In früheren Zeiten hatte ich noch eine weitere wichtige Aufgabe. Wenn Gefahr drohte, wurde ich  „Sturm geläutet“. Dann brachten sich alle schnell in Sicherheit. Ach ja, mein Dienst war schon abwechslungsreich und ich hab ihn gern getan. Mir schwillt jetzt noch die Brust, wenn ich an die Advents- und Weihnachtszeit denke. Zu den Roratemessen wurde ich schon in aller Frühe um 5.00 Uhr geläutet. Das wird sicher nicht jedem Schläfern gefallen haben. Am schönsten klang mein Geläut zur Christmette, wenn ich den Weihnachtsfrieden verkünden durfte. Vom Turm aus konnte ich all die fröhlichen Menschen sehen, wie sie sich ein gesegnetes Fest wünschten. Nun stehe ich hier und träume von den vergangenen Zeiten.

Die Tage des Advent und um Weihnachten herum sind ganz besondere Tage. Es ist eine geheimnisvolle Zeit, in der noch Wunder und Zeichen geschehen können. Vielleicht erlebe auch ich so ein Wunder und werde zum nächtlichen Himmel empor gehoben. Wenn ihr ganz still seid, könnt ihr vielleicht mein fröhliches Läuten hören und sagt: „Na so was – eine Glocke im Himmel“.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Auf und davon


Einfach alles stehen und liegen lassen. Kennen Sie dieses Gefühl auch? Was ist da bloß passiert? Wo Menschen an Grenzen stoßen, wo sie nicht mehr alles über-blicken, wo sie die stupide Aufgabe, endlose Zahlenreihen in den PC einzugeben anödet, wo ihnen selbst Familie und Kinder mit all ihren Problemen über den Kopf wachsen, da kann dieser Gedanke schon einmal kommen. Bloß noch weg. Den wenigsten aber gelingt diese Flucht in eine einsame Blockhütte in den weiten Wäldern Kanadas oder anderswo hin. Flucht kann nicht alle Probleme lösen. Trotzdem werden täglich solche Fluchtversuche unternommen: Kinder und Jugendliche hauen von zu Hause ab, weil sie in der Schule versagt haben und nicht klar kommen. Ihnen fehlt es zwar an nichts zu Hause, außer dass sie sich nicht verstanden fühlen und  keiner wirklich Zeit für sie hat.  Auszubildende schmeißen ihre Lehre hin, sie haben „keinen Bock“ mehr und fliehen in eine Scheinwelt vermeintlicher Freiheit mit Alkohol und Drogen. Der Ehemann verlässt nach der Silberhochzeit seine Frau und die Familie, weil ihm irgendwie alles zu eng geworden ist. Die Freunde wundern sich, er hatte doch alles! Der Frau im täglichen Stress mit Familie und Beruf wächst alles über den Kopf. Sie flüchtet sich in Medikamente, die ihr helfen sollen, ihr Leben zu bewältigen und gerät so  in die Abhängigkeit.
Solche Fluchtversuche scheitern und führen eben nicht in die gesuchte Freiheit. Und doch sind auch wir  ständig irgendwie auf der Flucht und suchen Wege und Mittel der gegenwärtigen Situation zu entkommen. Wir ertappen uns dabei, wie wir in Gedanken  ganz wo anders sind. Wir sitzen im Zug und denken schon an das Ankommen am Ziel. Die Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft  nehmen wir gar nicht mehr wahr. Endlich angekommen,  bewegt uns schon wieder der Gedanke an die Rückfahrt.  So sind wir immer woanders, nur nicht dort, wo wir gerade sind. Und genau das macht uns unruhig und unzufrieden. Ein Mensch aber, der nicht ganz bei sich ist, der ist auch nicht bei der Sache. Er verbreitet Hektik und  Unruhe und das führt häufig zu Ärger und Streit. Ein Mensch aber, der gesammelt ist, strahlt hingegen Ruhe und Frieden aus. Das tut allen gut.
Weil unsere Gedanken so oft „spazieren gehen“, so flüchtig sind, sind es auch unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Oberflächlichkeit bestimmt den Alltag der Menschen weithin. Gewiss ist das „bei der Sache Bleiben“ nicht immer leicht und die  Gefahr der Ablenkung ist groß.Was tun? Wenn mein Auto bei der Fahrt nach links oder rechts ausbricht, dann muss ich gegenlenken! Das wusste schon der alte Zen-Mönch, der uns folgende Antwort gibt: „Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich.“ So ist er ganz bei sich und er selbst.

Gegenlenken heißt also, alles bewusster tun. Mich nicht von außen steuern lassen, sondern selber finden, was mir gut tut. Nicht fliehen, sondern vorwärts gehen. Nicht auf die Dunkelheit schimpfen, sondern ein Licht anzünden. Den Stress unterbrechen und neu starten. Selbst bestimmt leben und nicht ferngesteuert! Prioritäten setzen und lernen, Nein zu sagen. Das ist doch einen Versuch wert und nicht nur im Advent. 

Montag, 2. Dezember 2013

Engel & Co


Die Engel, und was die Menschen heute dafür halten, sind in diesen Tagen wieder zuhauf ausgeschwärmt. Sie bevölkern die Weihnachtsmärkte, die Schaufensterauslagen, sie kleben oder funkeln an den Fenstern der Häuser. Nirgends trifft man sie aber so häufig an, wie in der Advents- und Weihnachtszeit. Klein und pausbäckig spielen sie Posaune, Harfe oder Flöte und erfreuen so die Menschen. Ihre Flügelchen tragen sie mühelos überall hin. Manche scheinen auch recht freche Engel zu sein, sozusagen mit einem B davor. So wie die beiden „B-engel“ aus  dem bekannten Gemälde in der Dresdner Gemäldegalerie. Sie chillen und lassen sich ihr Bierchen und ein Zigarettchen  dabei schmecken. Es muss ja auch echt langweilig sein, Tag für Tag dumm aus dem Rahmen zu schauen. Dann schon lieber einmal aus dem Rahmen fallen.
Engel und engelgleiche Wesen haben Hochkon-junktur. Der ganze Buch-markt profitiert davon. Nein, es stimmt schon lange nicht mehr, dass nur religiöse Menschen an sie glauben und sich ihnen anvertrauen. In alle Lebensbereiche haben sich diese putzigen Wesen vorgearbeitet. Ob bei Taufen, Trauungen oder auch auf den Gräbern sind sie anzutreffen. Engel sind einfach „in“. Ganz besonders sind die Weihnachtsengel beliebt. Obwohl, es gab da mal ein Land und eine Zeit, da hatten gerade diese Weihnachtsengel es sehr schwer. Da durfte es sie partout nicht mehr geben, „da nicht sein kann, was nicht sein darf“. So wurden sie kurzerhand zu „geflügelten Jahresendfiguren“ umerzogen. Das aber nur mal so am Rande. Diese Zeiten sind Gott sei Dank längst vorbei.  Und ich frage mich, ob daran nicht auch die Engel ihre Verdienste hatten?
Obwohl die Engel eigentlich unsichtbar sind, gibt es auch „gelbe Engel“, nämlich die beim ADAC angestellt sind. Sie werden gern gerufen, wenn das Auto wieder mal eine Panne hat und liegen geblieben ist. Meistens können sie auch gleich vor Ort oder in der Werkstatt helfen. Genau das erwarten die Menschen wohl auch von den anderen Engeln. Immer dann, wenn es im persönlichen Leben mal wieder eine Panne gibt, wenn etwas nicht so richtig klappt, wenn man einfach nicht weiter kann. Ja, dann ist so ein Schutzengel eine feine Sache. Auch wenn dann kein Engel vom Himmel gerauscht kommt und es nicht immer so geschieht, wie wir es uns erhofft haben, na wenn schon, es geht auf jeden Fall weiter. Meistens erkennen wir die Engel auch gar nicht als solche.
In einem Gedicht hat der Dichter Rolf Otto Wiemer die Engel so beschrieben: „Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel. Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein. Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel…“
Sie sind eben ganz anders, als wir sie uns in unserer naiven Phantasie vorstellen und die Künstler sie über Jahrhunderte in ihren Gemälden und Plastiken dargestellt haben. Schon ganz und gar nicht so, wie wir sie heute in den Geschäften zu kaufen bekommen.
In einem zweiten Gedicht stellt Rudolf Otto Wiemer uns solch einen Engel noch einmal etwas genauer vor:

Der Engel bei Bolt an der Ecke, der hat heute viel zu tun, die Kinder vom Stadtrandviertel, die rennen auf raschen Schuhn.
Sie laufen hinter dem Ball her, der Ball, der rollt und rollt. Doch die Autos sieht nur der Engel, der steht, wie gesagt, bei Bolt,
bei Bolt, dem Schuhwarenladen, da steht der Engel und wacht. Er schwingt seinen Stock und gibt auf die spielenden Kinder acht.
Man weiß, er heißt Gottlieb Zille und sieht auch genauso aus, mit Bart und Zigarre und Brille der Rentner vom Hinterhaus.

Ja, es stimmt wohl, Engel nehmen häufig die Gestalt von Menschen an. Vielleicht auch Ihre oder meine. Auch wir können dann für andere ein Engel sein!