Sonntag, 23. Februar 2014


Von „Starenkästen“ und anderen „Blitzern“


Die Sonne lacht, das Wetter ist schön, die Autofahrt geht flott voran, die Straße ist übersichtlich und frei. Plötzlich vor mir eine unerwartete Vollbremsung des Kleintrans-porters. Das war knapp, doch es ging noch einmal gut. Was war passiert? Ein Blitzgerät an der Straße. Es hatte zwar nicht geblitzt, aber fast gekracht.

Auf der weiteren Fahrt achte  ich nun fast mehr auf versteckte Radarfallen als auf den Straßenverkehr. Sobald das Wetter schöner wird, treten besonders die mobilen Radarfallen wieder verstärkt auf. Die Polizei und andere Ordnungskräfte  scheinen in der schöneren Jahreszeit besonders um eine erhöhte Verkehrssicherheit bemüht zu sein. Dazu kommen noch saftige Bußgelder als willkommene Einnahmen für die permanent klammen Kassen. Nun ja, es dient doch einen guten Sache, der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. 

Andere, so höre ich, sehen das ganz anders. Sie sprechen da von Abzocke und Wegelagerei. Ich jedenfalls habe meine persönliche Verkehrssicherheit erhöht. Aufmerksam registriere ich nun jedes auffällig am Straßenrand parkende Auto, höre Verkehrsfunk und achte auf Lichtzeichen entgegenkommender Autos. Dann weiß ich genau, hier muss ein außergewöhnlich gefährlicher Abschnitt des Verkehrsweges sein.  Tatsächlich steht dort ein Blitzgerät, knappe 200 Meter vor dem weit außerhalb stehenden Ortsausgangsschild. Rechts ein Friedhof und links ein weit zurückgesetztes Gehöft, sonst nichts mehr weit und breit. Also höchste Gefahrenstufe. Na gut, so ist wenigstens für eine angemessene Friedhofsruhe gesorgt. Ein Schelm, der Arges denkt.

Da bleibt doch die Frage, was bringt so etwas wirklich? Und nicht nur für die Kasse. Verkehrserziehung sieht sicher anders aus. Solange die Geschwindigkeitsüberwachung auf den Straßen hauptsächlich als „Radar-Falle“ wahrgenommen wird, werden die meisten Kraftfahrer umso stärker bemüht sein, diese zu umgehen. 

Das nennt man wohl ein echtes Vermittlungsproblem, wie es viele auch in anderen Bereichen unserer Gesellschaft gibt. Denn Regeln und Normen müssen jedem plausibel sein. Ihre Einhaltung muss wirklich Sinn machen und darf nicht als Gängelei empfunden werden. Es geht darum, und dafür sollte alles getan werden, den Geist der Gesetze und Paragraphen zu vermitteln und nicht stur darauf zu achten, nur die Buchstaben des Gesetzes kleinlich abzuarbeiten und zu kassieren.
  

Das führt in allen Lebensbereichen lediglich dazu, die Lücken und Schwächen der Gesetze zu suchen und sich nicht erwischen zu lassen. Gute Fahrt!  

Donnerstag, 20. Februar 2014


Von allem zu viel

Wir haben von allem zu viel. Das mag in den Ohren mancher wie eine Provokation klingen. Aber es stimmt wohl, darum möchte ich darauf einmal etwas näher eingehen. Ein riesiges Problem in unserer westlichen Welt ist der immense Überfluss. 

Viele tausende Tonnen von Lebensmitteln  werden jährlich in der Landwirtschaft produziert, aber nicht verbraucht und müssen wiederum für Millionen Euro abgebaut werden. Zu viele Lebensmittel werden einfach weggeworfen und landen auf dem Müll. Allein in den deutschen Haushalten werden jährlich, es klingt fast unglaublich, 11 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dies Weise entsorgt. Ein regelrechter Skandal in einen Welt, in der auf der anderen Seite, nach Aussage der Welthungerhilfe, etwa 850 Millionen Menschen der Weltbevölkerung hungern. Zudem wachsen die Müllberge in gigantische Höhen und bereiten neue Probleme und verursachen unnütze Kosten. Ebenso ist es in der Autoindustrie. Dort werden  mehr Fahrzeuge produziert, als abgesetzt werden können. Die Autos stapeln sich auf Halde, der Absatz stagniert. Angebot und Nachfrage halten sich längst nicht mehr die Waage.

Wir haben aber auch zu viele Arbeitslose und unqualifizierte Arbeitskräfte, die nicht vermittelbar sind. Viele andere müssen dagegen Überstunden machen, sie haben einfach zu viel Arbeit. Wir haben auch zu viel Freizeit, zu viel billige Unterhaltung und zu viel Langeweile, die sich nicht mehr sinnvoll füllen lässt. 
Die Banken  beklagen einerseits riesige Verluste und schon werden Rettungsschirme aufgespannt, andererseits machen sie schon wieder Milliardengewinne. Kleinanleger dagegen  bleiben dafür auf ihren Verlusten oft sitzen. Weltweit wächst die Zahl der Millionäre und Multimillionäre stetig an. Auf der Welt gibt aber ebenso eine immer wachsende Anzahl von Menschen, die von Armut und Hunger betroffen sind. Anders gesagt, die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer.

Was unserer heutigen Zeit und den Menschen dagegen fehlt, ist das rechte Maß in allen Dingen. Wir haben einfach von allem zu viel, ob Überfluss oder Mangel. Es wird zu viel geredet und zu viel verschwiegen. Nie gab es so viele Konferenzen, Diskussions- und Talkrunden wie heute. Sie dienen oft nur zur Verschleierung der Wahrheit. Nie wurde so offen und dreist gelogen, bis zum Beweis des Gegenteils, wie in dieser Gesellschaft. Wir hatten nie so viele Freiheiten und Möglichkeiten wie in diesem Land und trotzdem nehmen die Ängste und Zwänge der Menschen krankhaft zu. Da stimmt doch etwas nicht.

Die Überflussgesellschaft mit all ihren Risiken und Nebenwirkungen wird so zu einer „Überdruss-Gesellschaft“. Darum gilt auch hier, von allem etwas weniger, wäre sicher mehr und besser für alle!


Montag, 17. Februar 2014

 Nihil novi sub sole


„Es ist nichts Neues unter der Sonne“, das wussten schon die Alten. Alles ist immer nur Wiederkehr, zyklisches Geschehen und trägt bereits den Keim des Endes in sich. Das Ende aber birgt auch einen neuen Anfang. Vielleicht liegt darin die tiefe und unstillbare Sehnsucht des Menschen begründet, immer wieder neu zu beginnen. Der vielfache Wunsch der Menschen: „Ach könnte ich doch noch einmal von vorne anfangen“, drückt ihre Hoffnung aus, dass dann alles anders und vor allem bessere würde.

Ob nun im persönlichen Leben oder in unserer Gesellschaft, dieser Wunsch ist groß und durchzieht alle Generationen. Natürlich bleibt es eine Illusion, dass das Neue auch gleichzeitig das Bessere ist. Die Versuchung im Vergangenen zuerst das Misslungene und Veraltete zu sehen, ist dabei nicht verwunderlich. Einen Versuch ist es wohl wert, noch einmal neu zu beginnen. Dagegen steht die realistische Erfahrung, was man hat, das weiß man, was kommt, ist ungewiss. Neue Besen kehren gut, sagt der Volksmund. Nach einiger Zeit zeigt sich schon, was wirklich dahintersteckt. Ist der Lack erst ab, kommt es auf den nächsten Kratzer auch nicht mehr an. Alles verbraucht sich eben früher oder später. Die neue Liebe zu immer anderen Partnern ist dabei auch nur noch von kurzer Dauer. Häufig sind die Zeiten viel zu kurz bemessen, in denen Dinge und Menschen zeigen können, was wirklich in ihnen steckt. Was keine raschen Erfolge bringt, erzeugt Unmut. Es gehört auf den Müll.

Immer schneller und häufiger werden deshalb die Rufe der Unzufriedenen nach Veränderungen laut, nach Reformen und zeitgemäßem Denken und Handeln in Politik, Religion und Gesellschaft. Neue Köpfe und Visionen braucht das Land. Sie sollen es richten. Eine Wende, nicht nur in Energiefragen, wird da schleunigst angemahnt. Doch wohin? Nach rechts, nach links? Das gab es ja alles schon einmal. Im politischen Alltagsgeschäft erlischt schon bald das strahlende Lächeln der Kandidaten. Das grünste Grün verwelkt unter der Sonne, das schönste Morgenrot wird im Laufe des Tages blass. Jeder Versuch in der Geschichte der Menschen, das Alte einfach abzustreifen und ein neues Leben mit anderen Akzenten zu beginnen, ja selbst das Paradies zu schaffen, blieb ein Traum und manchmal wurden diese Versuche sogar zum Alptraum für viele.

Es gibt nichts wirklich Neues unter der Sonne, sagten die Alten. Wie recht sie doch hatten. Jedes vermeintlich Neue ist immer nur eine Neuauflage des Alten in anderer Farbe und Form. Der neue Mensch wurde nicht unter den Fahnen der Revolutionen geboren und er wird es auch nicht durch radikal veränderte Besitzverhältnisse.

Der neue Mensch und die neue, bessere Gesellschaft, die doch so viele erhoffen, ist eben nicht einfach eine Neuauflage des Alten. Kann sich  aber der Mensch selbst neu erschaffen?

Donnerstag, 13. Februar 2014


                                   

Schneller – höher – weiter


Die Olympischen Spiele in Sotschi bestimmen zurzeit die Berichterstattung in den Medien. Es wird alles und jedes kommentiert und interpretiert. Dabei ist festzustellen, dass alles zwei Seiten hat, genau wie eine Medaille. Darum ist es auch ganz klar, dass beide Seiten das gleiche Geschehen völlig unterschiedlich, ja konträr beurteilen.

Für die einen sind es die größten, schönsten und teuersten Olympischen Spiele aller Zeiten, die Russland und seinem Präsidenten Ruhm und Anerkennung  in der ganzen Welt  einbringen werden. Für die anderen ist es die reinste ökologische Katastrophe und ein Eingriff in die Freiheitsrechte der dortigen Bewohner. Und überhaupt ist es in Russland schlecht bestellt um die Menschenrechte und besonders um die der Lesben und Schwulen. Das wiederum ist ein Grund für einige westliche Politiker, ihre Teilnahme aus Protest zu verweigern. Manche meinen gar, das darf man sich nicht mal ansehen. Andere wiederum sind gern dabei und haben die großartige Inszenierung der Eröffnungsfeier sichtlich genossen. Gemäß dem olympischen Gedanken: „Dabei sein ist alles“. Oder auch: Sehen und gesehen werden.

Und die, um die es eigentlich geht, die Sportler?  Für die Wintersportler gilt wie immer der Anspruch: schneller, höher, weiter! Topleistungen bis zum absoluten Limit. Wer diese aber nicht bringt, was ist mit dem? Wenn schon der Zweite im Ziel ein Verlieren ist und der vierte Platz gar nicht mehr genannt wird. Es können immer nur wenige auf dem „Treppchen“ stehen. So sind nun mal die Spielregeln. Wer aber spricht von den vielen Verlierern? Dabei sein ist alles, das zählt da schon lange nicht mehr.

Um mithalten zu können, werden deshalb alle Ressourcen eingesetzt. Auch diese Olympischen Spiele sind nicht frei von Doping. Experten schätzen, dass über die Hälfte der Teilnehmer wahrscheinlich gedopt sind und das so gekonnt, das jede Dopingkontrolle zur Farce wird. Es ist ein erbitterter Kampf um den Sieg und das mit allen Mitteln. Mit Freude am Spiel im wahrsten Sinne des Wortes hat das wohl nichts mehr zu tun.

Schneller, höher, weiter ist aber schon längst zum bestimmenden Leitwort für unsere heutige Gesellschaft geworden. Auch hier zählen nur noch die Leistungen der Menschen und das um jeden Preis. Ist der aber nicht zu hoch?



Sonntag, 9. Februar 2014


Aufgeschnappt


Beim Einpacken der letzten Stücke meines Einkaufs an der Kasse im Supermarkt schnappte ich gerade noch diese Wortfetzen eines kurzen Gesprächs der Kassiererin mit einem jungen Vater auf: „Hab ich richtig verstanden? Ihr Kind heißt wirklich Mala?“ Als der Vater das stolz bejahte, kam wie aus der Pistole geschossen von der Frau an der Kasse: „So heißt mein Meerschweinchen auch!“ Ich sah nur noch den pikierten  Blick des Vaters.

Was tun Eltern ihren Kindern eigentlich oft mit den Vornamen an? Wobei Mala noch ganz süß klingt. Mala Müller-Stockhausen, das hat doch was. Abgesehen davon, dass „mala“ im Lateinischen „schlecht“ bedeutet. Aber wer spricht schon eine „tote Sprache“? Deshalb wissen viele auch nicht, was der römische Komödiendichter Plautus um 200 v. Chr. mit seinem Wort: "nomen est omen“ sagen will. Der Namen ist ein Zeichen. Er sagt etwas über seinen Träger aus. Namen gaben früher Auskunft über Stand und Herkunft des Bezeichneten.

Noch heute lassen sich bestimmte Namen einer gewissen Zeit und Auffassung der Eltern zuordnen. Wenn ein deutscher Mann z. B. Baldur heißt, kann man leicht schlussfolgern, dass seine Eltern sicher mehr als nur eine Vorliebe für nordische Namen hatten. Heißt eine Frau, die während der DDR-Zeit geboren wurde, Tamara, dann liegt es förmlich auf der Hand, dass eine gewisse Sympathie zum großen Bruder Sowjetunion bestand.
Den passenden Namen für ein Kind zu finden, der nicht nur zu einem kleinen und süßen Fratz passt, sondern der auch im Erwachsenenalter bestehen kann, ist gewiss nicht leicht. Ganze Hitlisten moderner und ausgefallener Namen findet man im Internet und in vielen Vornamensbüchern. Doch wer die Wahl hat, hat die Qual. Und Mancher greift schon mal daneben. „Aber Frau Grube, Sie werden ihr Kind doch nicht Klär nennen“. Exotisch und gerade angesagt ist noch keine Garantie für einen Namen, mit dem sich das Kind auch später wohlfühlt. Frau Schulze-Ungemach ruft auf dem Spielplatz ihre Tochter Carmen und ein kleines sommersprossiges Mädchen mit rotblonden Zöpfen kommt angerannt. Kein Name sollte eine lebenslange Bestrafung der Kinder für die Verirrungen ihrer Eltern sein.

Nach einer Studie  der Uni Oldenburg werden Schüler oft schon nach ihren Vornamen von den Lehrern eingestuft. Als leistungsschwach gelten: Mandy, Chantal oder Jacqueline bei den Mädchen und Justin und Dustin bei den Jungen. Wobei Kevin natürlich den „Vogel abschießt“. Eine Grundschullehrerin sagte dazu: „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose. Nach der Auswertung von rund 500 Fragebögen kam dabei heraus, dass Kinder mit den vorbenannten Namen als "verhaltensauffällig" oder "leistungsschwach" eingeschätzt werden. Dagegen werden Kinder mit den Namen: Charlotte, Sophie, Marie, Maximilian oder Simon für "freundlich" und "leistungsstark" gehalten.

Was von dieser Einschätzung auch immer zu halten ist und ob sie wirklich zutrifft oder auch nicht, so gilt wohl immer noch: "NOMEN EST OMEN"!

Freitag, 7. Februar 2014


Bob der Baumeister


Nicht jeder Monteur einer Firma kommt so freundlich daher, wie Bob der Baumeister. Vor allem kann es schon mal etwas länger dauern. Und von wegen, der Kunde ist König. Statt einer Begrüßung zuerst die provokante Frage: „Was ham Se denn nu schon wieder jemacht?“ Dabei wurde doch die Spültaste von der gleichen Firma erst vor einiger Zeit ausgetauscht. Nun lässt sich die Spülung gar nicht mehr betätigen. Die ganze Apparatur wird in die Wand gedrückt. Klarer Fall, sie war einfach nicht richtig befestigt worden. Wie heiß es doch so schön? „Kann ja mal passieren!“ Darf es aber nicht!

Die Türschwelle im Arbeitszimmer aus Laminat hat keine stabile  Auflage und wackelt deshalb beim Betreten. In der Küche das Gleiche aber in „Fliesen“. Da ein tragfester Unterbau fehlt, brechen die Fliesen einfach durch. Bereits vor einigen Monaten haben wir unsere Meldung an die Hausverwaltung gegeben. Dann endlich  Besichtigungstermin vor Ort. Gleiche Worte, etwas vornehmer: „Was haben Sie denn da gemacht? Wohl zu schwer belastet?“ Mit ein wenig Fachwissen konnte ich nachweisen, dass kein Verschulden vom Mieter vorliegt. Daher ist der Vermieter in der Pflicht! Es folgt ein kurzes: „Na ja, wir kümmern uns!“ Dabei ist es geblieben. Vermutlich sind Tischler und Fliesenleger auf dubiose Weise entführt worden. Kann ja mal passieren! Darf es aber nicht!

Schnelles Internet wird in unserem Wohngebiet nur von einem privaten Anbieter zur Verfügung gestellt. Wenn das kein Monopol ist?  Doch schnell und vor allem  zuverlässig sieht anders aus. Immer wieder bricht die Verbindung ab. Nicht nur ärgerlich, sondern fatal bei geschäftlichen Transaktionen. Mehrfache Fehleranzeige bei der Firma. Dann die Auskunft: „An uns liegt das nicht.“ Fehlte nur noch die Frage: „Was ham Se denn da schon wieder gemacht?“ Der belehrende und überhebliche Ton stellt als erstes einmal den Kunden als dumm hin und als lästigen Bittsteller. „Sie haben ja keine Ahnung, wir sind die Profis“, klingt da in jedem Wort mit. „Unsere Anlage ist in Ordnung, das Modem hält ewig“. Schön wär´s, aber es ist nicht so! „Kann ja mal passieren“, nein,  das darf es einfach nicht länger geben. Wo leben wir denn?

Liebe Leute, ich gebe ja ehrlich zu, dass ich auf vielen Gebieten wirklich ein „blutiger Laie“ bin und ich will auch gar nicht wissen, wie etwa funktioniert. Ich möchte einfach nur, dass es funktioniert, denn dafür bezahle ich schließlich nicht wenig Geld.

Nächsten Montag 8.00 Uhr soll der Monteur nun endlich kommen. Da bin ich ehrlich mal gespannt, ob er pünktlich da ist und ob er zur Begrüßung sagt: „Na, was ham Se denn jetzt wieder gemacht?“

Mittwoch, 5. Februar 2014


Poller-Republik


In unseren Städten und Dörfern gehören sie längst zum alltäglichen Straßenbild, die Poller. Und es werden immer mehr. So richtig mag sie wohl keiner. Oft sind sie klein und unscheinbar, so dass mancher sie einfach beim Wenden oder beim Zurücksetzen mit dem PKW glatt übersehen hat. Eine zerkratzte oder zerbeulte Stoßstange ist das ärgerliche Ergebnis.

Warum stehen sie eigentlich überall auf den Plätzen, an Rasenflächen und Blumenbeeten, am Straßenrand und anderswo? Sie sind doch nicht schön anzusehen. Ob sie nun aus Holz, Metall oder Beton sind, sie sind einfach lästig. Doch was ist der Grund für ihr vermehrtes Auftreten? Wozu sollen sie denn gut sein?

Poller sind Begrenzungspfähle, die massiv deutlich machen, es gibt Grenzen, die nicht überschritten oder überfahren werden dürfen. Sie haben auch eine Schutzfunktion, aber vor allem eine Abwehrfunktion im öffentlichen Bereich. Dort wo Hinweis- und Verbotsschilder nichts mehr nutzen, da sollen Poller die Ordnung aufrechterhalten. Mit einem enormen finanziellen Aufwand soll hier etwas erreicht werden, was in einer zivilisierten Gesellschaft, eigentlich selbstverständlich sein sollte. Was ist da geschehen? Wussten frühere Generationen noch, „was man tut oder was man nicht tut“, so ist das heute nicht mehr selbstverständlich oder wird glatt weg abgelehnt. Hier ist das Blumenbeet, hier der Rasen, dort der Fußweg, da war es für jeden einfach klar, über das Beet läuft oder fährt man nicht! Das gehört sich nicht! Sagen Sie das aber einmal jemandem in unserer Zeit. Unmöglich! Deshalb müssen die Grünanlagen hermetisch mit dicken Pollern oder anderen massiven Sperranlagen gesichert werden, damit daraus keine wilden Parkplätze werde, da ja nicht für jeden direkt vor der eigenen Haustür eine Parkmöglichkeit besteht. Doch wie es unschwer zu erkennen ist, muss da wohl noch mehr aufgerüstet werden.

Viele Menschen lehnen heute Grenzen und jede Art von Beschränkungen oder Bevormundungen im Namen ihrer persönlichen Freiheit ab. Dieser falsch verstandene Freiheitsbegriff führt dazu, dass bald keiner mehr weiß, was richtig und falsch ist? Vor allem aber, wer will es denn überhaupt noch wissen? In unserer hoch gepriesenen pluralistischen Gesellschaft sind doch fast alle ethischen und moralischen Schranken aufgehoben. Alles ist erlaubt! Warum sollen Menschen dann plötzlich Einschränkungen akzeptieren, die sie und ihren Freiheitsdrang behindern. Wo vorwiegend nur noch das eigene Ich das Handeln bestimmt, ist das Sozialgefüge empfindlich gestört. Dann muss sich keiner mehr wundern, dass es so ist, wie es ist!

Da weithin in den Köpfen und den Herzen der heutigen Menschen die "Begrenzungspfähle“ fehlen, versagen aber auch die Poller aus Holz oder Beton

Samstag, 1. Februar 2014


Analog oder digital


Dieser Fotoapparat steht nun schon viele Jahre im Bücherregal. Er gehörte einst meinem Vater und erinnert mich an ihn und so manches Foto in schwarzweiß  aus meinen Kindertagen. Zugleich regte dieser alte Fotoapparat mich zu den folgenden Gedanken an.

Wie hat sich doch im Laufe der Jahrzehnte die Photographie verändert, bis hin in die neue Schreibweise „Fotografie“. Noch viel rasanter war aber die Entwicklung von den Anfängen im frühen 19. Jahrhundert bis heute. Schon die abgebildete Kamera aus der Mitte des 20. Jahrhunderts wirkt da wie ein altes Museumsstück. Aber keine Angst, ich werde mich jetzt nicht in geschichtlichen und technischen Details verlieren.

Die vielfältigen Vorteile der neuen Technologien sind nur schwer von der Hand zu weisen. Was kann ich nicht alles mit einem digitalen Bild machen? Super schnell kann ich es bearbeiten, störende Details einfach wegschneiden, es aufhellen, ausdrucken oder per Mail versenden und es im Internet veröffentlichen. Tolle Möglichkeiten, an die ich mich auch sehr schnell gewöhnt habe und sie nicht mehr missen möchte.

Und trotzdem geht für mich bei der digitalen Fotografie etwas Wesentliches verloren. Als ich noch vor wenigen Jahren auf Reisen ging, da nahm ich immer etwa zehn Diafilme mit. Das war dann mein Kontingent, das mir zur Verfügung stand. Weil der Vorrat auf etwa 360 Bilder begrenzt war, wählte ich jedes Motiv sehr bewusst aus und achtete auf die richtigen Einstellungen des Fotoapparates, bevor ich auf den Auslöser drückte.  
Heute dagegen sind die Möglichkeiten ganz andere,  die Anzahl der Bilder ist schier unbegrenzt und  sie können ja schnell wieder gelöscht werden. Es wird also sehr viel herumgeknipst und das immer und überall, ob es passt oder nicht. Die Flut der Bilder nimmt heute inflationär zu. Was mir bei der digitalen Fotografie fehlt, ist die gewisse Spannung, ob und wie die Bilder geworden sind. Schließlich brauchte es eine längere Zeit, bis die Filme entwickelt waren und vom Fotolabor zurückkamen. Erst dann konnte ich das Ergebnis sehen, welches von meinem Geschick und Können zeugten. Die einzelnen Bilder hatten daher eine viel größere Bedeutung. Sie waren quasi noch „handgemacht“.
Anhand dieses  Beispiels der Entwicklung in der Fotografie, meine ich ganz allgemein auch Veränderungen im menschlichen Verhalten festzustellen, die sich auf alle Lebensbereiche in unserem Alltag auswirken. 
Heute muss alles schnell gehen. Sofortlieferung bevorzugt! Das Ganze natürlich zu jeder Zeit und überall und dazu billig.  Was nicht gefällt, wird zurück geschickt, notfalls aufgehellt, bearbeitet oder einfach weggeschnitten. Dadurch wird das Leben der Menschen zwar leichter aber immer oberflächlicher. Vieles ist heute schnell reproduzierbar, aber es verliert auch an Wert. Was oder wer nicht ins Bild passt, wird ausgeblendet und quasi aus einer anderen Datei ersetzt. Die Identifizierung mit anderer Menschen und ihren Idealen geht gegen Null, denn alles und jeder ist doch austauschbar.  Das heute geltende Motto: „gleich und sofort“, wovon unsere  schnelllebige Zeit bestimmt ist, hat zur Folge, dass den heutigen Menschen oft die Ausdauer fehlt. Sie können nicht mehr abwarten und verlieren allzu schnell das Interesse an Dingen und Menschen. Geduld ist wahrlich keine modern Tugend. Wer aber diese Spannung nicht mehr kennt und aushält, bei dem kommen leicht Verdruss und Langeweile auf. So werden die Sequenzen im Film und im Leben der Menschen immer kürzer. Dafür werden  stets neue wechselnde und schrille Motive gebraucht, um das „Lebenskino“ am Laufen zu halten. 
Und das Rad des Lebens dreht sich immer schneller! Digital ist das kein Problem, aber ist es auf Dauer auch gut für uns Menschen?