Mittwoch, 9. Dezember 2015

 „Die Geschenkefalle“


„Alle Jahre wieder… aber gewiss nicht im nächsten Jahr“, das hatten sie sich nach  dem letzten Weihnachtsfest, mit all dem Stress, dem Plätzchen backen, der Weihnachtsgans, dem Großputz, mit Weihnachtsbaum und riesigen Bergen  von Geschenken, ganz fest vorgenommen.

Doch, wie sagt man so schön, „der Weg zum Himmel ist mit guten Vorsätzen gepflastert“. Natürlich auch der Weg zu einem stressfreien Weihnachtsfest! Rasch wurde aus dem, „wir schenken uns in diesen Jahr nichts“, schon bald ein, „aber nur Geschenke für die Kinder“. Na klar, die Kinder sind schon längst dem Kindesalter entwachsen. Aber es ist doch Weihnachten!

Spätesten mit der beginnenden Werbung für das große „Fest der Geschenke“ und der weihnachtlichen Dekoration in den Schaufenstern und den Geschäften, bröckeln diese Vorsätze. Und schon sitzen wieder alle in der Geschenkefalle und der jährliche Stress geht wieder los. Als ob es nicht  schon genug Termine und Aufgaben in den letzten Wochen des Jahres gäbe. Klausuren und Tests in der Schule, die unbedingt noch vor den Weihnachtsferien geschrieben  werden müssen. Die Bilanzen und Abschlüsse in den Büros häufen sich und jeder möchte noch bedacht werden, obwohl er seit Wochen die letzten Unterlagen nicht eingereicht hat. Plötzlich muss alles auf einmal gehen. Besinnliche Adventszeit? Nein, ganz und gar nicht. Das würde wohl anders aussehen.

Und nun doch wieder diese Jagd nach den sogenannten Weihnachtsgeschenken, ohne die es nun mal nicht zu gehen scheint. Sollen sie doch schließlich Ausdruck der Verbundenheit und Zeichen der Liebe zwischen den Menschen sein. Schauen wir uns aber in dieser Welt um,  dann ist  da nicht viel von Solidarität unter den Menschen zu spüren und vom Frieden ist diese Welt meilenweit entfernt. Wenn das schon nicht überall auf  der Welt möglich ist, dann doch wenigsten in der kleinen, heilen Welt der Familie. Und Geschenke erhalten bekanntlich die Freundschaft.

Was natürlich eine Küchenwaage für Oma, eine Flasche Portwein für Opa oder ein Fleischklopfer aus Edelstahl für Tante Rita mit der Liebe der Menschen zu tun  hat, bleibt wohl allen ein Rätsel? Aber bitte, immer schön den Kassenzettel aufheben, denn nach  dem Fest des "Warenaustauschs" folgen dann die Tage des "Warenumtauschs"! 

Da müsste sich doch eigentlich jeder normale Mensch fragen, warum tun wir uns das schon wieder an? Vielleicht ist es ja für einige noch nicht zu spät und die Geschenkefalle ist noch nicht zugeschnappt. Dann schenken Sie sich doch einfach die Geschenke und schenken sich dafür  etwas mehr Zeit und Ruhe, anderen Menschen ein gutes Wort, ein Lächeln und damit unendlich viel mehr Freude.


Samstag, 5. Dezember 2015


Wir haben uns daran gewöhnt,

dass unsere Kühlschränke gut gefüllt sind und wir im Supermarkt zwischen zig verschiedenen Sorten unseren Joghurt auswählen können. Wir haben uns daran gewöhnt, dass es spätestens ab September Schokoladenweihnachtsmänner und Christstollen gibt, und dass wir frische Erdbeeren im Dezember bekommen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass auf den Weihnachts-märkten und in den Kaufhäusern, den modernen Einkaufstempeln, die Besucher mit alten christlichen Liedern berieselt werden, obwohl immer  weniger Menschen in die Kirchen gehen und noch weniger  an die Weihnachtbotschaft glauben. 

Wir haben uns an so vieles gewöhnt, was uns nützlich, bequem und gut erscheint. Und an das Gute kann man sich ja ganz schnell gewöhnen.

An anderes haben wir uns auch gewöhnt oder besser gesagt, mussten wir uns gewöhnen. Daran, dass es in Deutschland keine Vollbeschäftigung mehr geben wird, dass die Sparer um ihre Zinsen betrogen werden und die Versicherungen zugesagte Zugewinne bei ihren Versicherten nicht mehr einhalten  müssen, sodass jeder von Glück reden kann, wenn er wenigstens das heraus bekommt, was er in langen Jahren eingezahlt hat. Wir haben uns daran gewöhnt.

Wir haben uns daran gewöhnt, dass uns in Film und Fernsehen häufig eine Scheinwelt vorgegaukelt wird. Dass uns sozusagen Verhaltensmuster suggeriert werden, wie man heute denkt, redet und handelt. Wir haben uns daran gewöhnt, dass uns gezeigt wird, dass fast kein Tatortkommissar oder ein anderer Protagonist im Fernsehen verheiratet ist und eine Familie hat. Stattdessen landet er oder sie ganz selbstverständlich nach einer flüchtigen Begegnung sofort im Bett des anderen. Dass zwei Männer sich küssen, nach des Tages Last erst einmal ein Joint rein gezogen wird und natürlich immer ein Drink bereit steht, ist einfach omnipräsent. Woran andere Menschen vielleicht Anstoß nehmen, daran haben wir uns schon lange gewöhnt ohne es noch selbst zu merken, was da mit  uns gemacht wird. 

Wir sind müde und träge geworden und haben uns an solche Dinge gewöhnt und sie einfach hingenommen, auch die, die nicht in Ordnung sind. So sind die Bilder von Krieg  und Terror schon seit Jahren, fast Tag für Tag auf unseren Bildschirmen zu sehen gewesen, die Bilder von hungernden Menschen, von Ausgebeuteten und von Krankheit Gezeichneten. Bis jetzt war das alles so weit weg. Nun aber werden die Bilder Wirklichkeit. Es kommen die Flüchtlingsströme zu uns nach Europa und nach Deutschland, da werden unsere bisherigen Gewohnheiten in Frage gestellt. Wir hatten uns doch so sehr daran gewöhnt, dass es ein natürliches Gefälle zwischen Ost und West und besonders zwischen der ersten und der dritten Welt gibt. Wir merken immer mehr, dass wir alle in einer Welt leben und eben nichts mehr sicher ist, an  das wir uns so sehr gewöhnt hatten.

Wir hatten naiver Weise geglaubt, dass Freiheit zum Nulltarif zu haben ist und uns daran gewöhnt, dass andere dafür kämpfen. Wir hatten uns daran gewöhnt, dass unser Wohlstand sicher ist, und wir vor Weihnachten mit einer kleinen Spende gegen Spendenbescheinigung davon kommen. 

Wir hatten uns an vieles gewöhnt. Und es ist ja auch nicht verkehrt, wenn wir gewisse Gewohnheiten entwickelt haben. Gewohnheiten erleichtern das Leben des einzelnen und ganzer Gruppen. Nicht jeder Handgriff, nicht jede Handlung muss jedes Mal neu überlegt werden, das entlastet unseren Alltag. Gewohnheiten können aber auch den Blick für das Neue und die Anderen verstellen, sie können gleichsam wie eingefahrene Geleise wirken, die nur in eine Richtung  führen.

„Der Mensch kann sich an vieles gewöhnen“, heißt es manchmal sehr salopp. An Gutes und gleichermaßen an Böses. Doch der Mensch muss es nicht, und er darf es nicht. Trotzdem wird die sogenannte „Macht der Gewohnheit“ als Entschuldigung herangezogen für unser angepasstes Verhalten, welches uns fast zur zweiten Natur geworden ist, sodass es uns  so unendlich schwer fällt, es wirklich zu verändern. 




Sonntag, 29. November 2015


Selbstgestrickt“

Stricken ist wieder „in“. Zwei links, zwei rechts, Masche für Masche entsteht so ein Unikat und bringt dem Träger Freude und Bewunderung. Stricken ist mehr als bloß ein Zeitvertreib oder eine Erwerbstätigkeit, Stricken ist inzwischen ein angesagter  Event für Frau und Mann. In den frühen 80iger Jahren konnten wir die „grünen“ Abgeordneten im Bundestag häufig mit Nadeln und Wollknäuel sehen. Nun ist es wieder schick, die Nadeln zu kreuzen, aber nicht nur um Mützen, Schals und Pullover zu stricken, sonder die „Strickrebellen“ von heute verschönern mit ihren Strick-kunstwerken: Straßenlaternen, Brücken-geländer, Denkmale und sogar Bäume. Im Internet findet man ihre Bilder von den Kunstwerken aber auch von bunten, selbstgestrickten Socken und bei ebay jede Menge Wollsachen im Angebot. 

Schöne alte/neue Strick- und Häkelwelt. Da  ist sicher für jeden etwas dabei. Was aber gerade diese Stricksachen ausmacht, ist ihre unangefochtene Originalität in Farbe, Muster und Form. Jeder gestaltet und fertigt sein unverwechselbares Unikat, selbst wenn dazu ein fertiges Strickmuster verwendet wurde, hat es doch die eigene „Note“. So soll es wohl auch sein, wer strickt, möchte  dafür  auch bewundert werden. Wenn auch nicht alle selbstgestrickten Stücke gelingen, macht  ja nicht, sie können wieder aufgeribbelt werden. Dann geht’s von vorne los. Dass die zwei Socken nicht so gleich aussehen, wie sie  eigentlich sollten, ist gar nicht so schlimm, ist  dann eben Ausdruck von Individualität.

Und genau um diese scheint es heutzutage auch in anderen Bereichen des Lebens für immer mehr Menschen zu gehen. Frei nach Pippi Langstrumpf: „Widdewiddewitt und Drei macht Neune! Ich mach mir die Welt widdewiddewitt wie sie mir gefällt…“, machen sich viele Menschen ihre eigene „selbstgestrickte“ Weltanschauung. 

Was einem da auf dem  Markt der Meinungen und Ansichten so alles begegnet, ist oft haarsträubend. Originalität und Individualität werden ganz großgeschrieben, ob es anderen passt oder nicht. Und so wird gestrickt und gehäkelt, was das Zeug hält. Hauptsache bunt und kuschelig, dafür etwas zipfelig und mit einigen Luftmaschen durchsetzt, für die einen und für die anderen eher in einer altertümlichen, strengen Form und dunkler Farbe. Von rot und grün über braun und schwarz bis hin zu den schillernden Regenbogenfarben, ist hier alles vertreten. Jeder aber hält seine Farbe und sein Muster nicht nur für das Schönste, sonder absolut für das einzig Richtige. 

Bei Widerspruch haut man/frau sich die Anschauungen rechts und links heftig um die Ohren, sodass die Maschen fliegen. Und wie praktisch, was heute passt, gilt morgen schon nicht mehr. Da wird das „Selbstgestrickte“ einfach aufgeribbelt. Ein paar Wollreste aus der Mottenkiste genommen und dazu ein Knäuel echte, handgesponnene nepalesische Wolle aus dem Ökoladen und fertig ist das neue Stück. 

Einfach „selbstgestrickt“ – das passt  schon! Oder  vielleicht doch nicht?




Dienstag, 24. November 2015


Fallobst - was unten liegt, ist nichts mehr wert

Was auf der Erde liegt ist schmutzig und nichts mehr wert. Was runterfällt, bleibt liegen. Salopp gesagt: „Tritt sich fest“. Sich danach zu bücken, ist nicht der Mühe wert. Herunter gefallene Früchte bleiben liegen und werden auf den Wegen zertreten oder auf der Fahrbahn von den Autoreifen zerquetscht.

Wie sich  doch  die Zeiten und die Ein-stellungen ändern? Aus meiner Kindheit kenne ich es noch, dass wir zu den Obst- wiesen gingen und die herunter gefallenen Äpfel aufgesucht haben. Ebenso lasen wir diese unter den Apfelbäumen am Straßen-rand auf. Die Angst vor den schädlichen Autoabgasen war in diesen Jahren noch nicht so groß, da der Straßenverkehr im Osten recht übersichtlich war. Nun, so ganz lecker wirkten die „Falläpfel“ nun wirklich  nicht. Oft waren sie madig und hatten faulige Flecken. Aber sie waren reif und saftig. Und das war ja auch der Grund dafür, dass wir sie körbeweise aufsammelten. Es ging doch gerade um den süßen Saft, natürlich hundert Prozent Frucht.

In unserem Dorf gab es eine kleine Mosterei. Dorthin wurden die Äpfel und andere Früchte gebracht, um daraus den köstlichen Most herstellen zu lassen. Zu den Abgabeterminen bildeten sich auf  der Dorfstraße regelrechte Schlangen parkender Fahrzeuge, beladen mit Eimern, Körben und Säcken voller Obst und dazu auch jede Menge leere Flaschen, in die später die fertigen Obstsäfte abgefüllt wurden.

Es stimmt also nicht immer: „Was unten liegt, taugt nichts.“ Vielleicht ist das auch nur so eine Ausrede für alle, die zu faul sind, sich zu bücken. Schließlich erfinden wir ja allzu häufig zur eigenen Entschuldigung die kreativsten Ausreden. Diese werden dann schnell zu handfesten Vorurteilen und zu gedankenlos übernommenen Klischees. „Was am Boden liegt, taugt zu nichts.“ 

Und das gilt dann auch für Menschen, die gefallen sind und buchstäblich am Boden liegen. Sie sind halt die Verlierer. Es ist ihr Fehler, dass sie dort gelandet sind. „Jeder ist schließlich seines Glückes Schmied.“ Sie ähneln den Falläpfeln, angeschlagen, dreckig und faul. Für die Gesellschaft wertlos. Wirklich?

Ist  das nicht manchmal auch unsere Sicht,  wenn  wir von solchen Menschen hören oder ihnen begegnen? Ihre Schicksale interessieren uns wenig, wir wenden lieber den Blick ab und gehen weiter. Wir haben schließlich unsere eigenen Sorgen. Die Versager, die von der Natur Benachteiligten, die wenig Gebildeten haben kaum noch Chancen. Die Nachfrage nach "Fallobst" ist eben sehr gering. Es gut aufzubereiten, ist mühsam und viel zu teuer. So vergammelt das Obst auf dem Boden und bestätigt wieder einmal die vorherrschende Meinung: „Was am Boden liegt, taugt zu nichts mehr, ist wertlos.“ Welch eine Verschwendung von Obst und anderen Lebensmitteln, die in unserem Lande, in dieser Wegwerfgesellschaft, einfach entsorgt werden und vergammeln.

Welch ungeheures Versagen an all denjenigen Menschen in unserem Land, die in den Augen anderer (vielleicht auch in unseren) zu nichts mehr taugen, die am Boden liegen, die wir gern als die "Sozialschwachen" bezeichnen und sie mit Hartz-4 abspeisen. Man hat sie abgeschrieben und fallen gelassen. Zu nichts mehr zu gebrauchen, Sozialfall.

Hat nicht jeder Mensch eine  zweite oder auch dritte Chance verdient, wieder auf  die Beine zu kommen? Dazu muss man sich natürlich zu ihnen herabbücken, um sie aufzurichten und sie wieder auf die Beine zu stellen. Das ist zwar mühsam und auch nicht immer von Erfolg gekrönt, jedenfalls nicht nach unseren Maßstäben. Aber es wird immer  wichtiger. Diese Verschwendung können wir uns eigentlich nicht leisten. 

Wenn dennoch unsere Gesellschaft es weiterhin zulässt, dass große Teile der Bevölkerung  an die Ränder gedrängt, abgeschoben und abgeschrieben  werden,  weil sie nicht den Standards der Leistungsgesellschaft entsprechen, dann ist diese so überhebliche Gesellschaft selbst „sozialschwach“, ja unmenschlich und letztendlich der eigentliche Verlierer.

  

Sonntag, 8. November 2015


Man weiß ja nie…

„Ich brauche eine Trauerkarte“, sagte Tante Rita, „die Nachbarin ist gestorben“. Im Dorf kennt man sich halt noch und nimmt Anteil am Geschick der anderen. Jedenfalls ist das so bei den älteren und ortsansässigen Bewohnern. „Ach bringt doch gleich fünf Karten mit, man weiß ja nie“, fügte sie dann nach einer Weile noch hinzu.

Das stimmt natürlich, man weiß es wirklich nie, ob und wann der nächste Todesfall im Bekanntenkreis eintritt und schon gar nicht, wen es trifft. Mit Gewissheit wissen wir natürlich, dass jeder einmal sterben muss. Auch wir selbst.

Doch herzliches Beileid wünschen, was soll das eigentlich heißen? Wem gilt es? Dem Verstorbenen sicher nicht, denn er ist ja tot. Für ihn ist es unerheblich, ob andere Menschen um ihn weinen, ihn bemitleiden oder trauern. Und in den Augen  vieler Zeitgenossen bedeutet das Ende des Menschen ja sowieso nur:  „tot ist tot, aus und vorbei.“ Was soll´s also?

Der Tod eines Menschen, eines Angehörigen oder eines lieben Freundes bedeutet doch immer Verlust. Einen Verlust, den die Lebenden erleiden. Ihnen gilt mein  Mitgefühl, ihnen spreche ich mein herzliches Beileid aus. Das sollte aber keine bloße Floskel  sein, nur so dahingesagt oder in einem Kondolenzbrief schriftlich zum Ausdruck gebracht. Einem Hinterbliebenen, der einen so schmerzlichen Verlust erlitten hat, der Mann der seine Frau verloren hat oder die Frau, die ihren Mann oder gar ihr eigenes Kind beerdigen musste, diesen Menschen gilt mein „Herzliches Beileid“. Das aber heißt doch nichts anderes als: „In deinem Leiden und deinem Schmerz bin ich bei Dir, das sage ich Dir heute von ganzem Herzen zu“. Und wenn das nicht nur leere Worte sind, dann spürt der Trauernde auch, dieser Trost hat wirklich Hand und Fuß.

Beileid wünschen bedeutet Anteil nehmen und Anteil geben, dem Tod und der Trauer nicht auszuweichen. Der Tod eines Menschen, sowie der Schmerz und die Trauer der Hinterbliebenen verunsichern aber oft selbst Freunde und Bekannte. Sie wissen dann nicht, was sie sagen  sollen und das entstehende Schweigen ist ihnen eher peinlich und bedrückend. Man beschränkt sich bei einer Begegnung, wenn es gar nicht anders geht, auf Vordergründiges oder weicht einer Begegnung lieber aus.

Der Tod und was er mit den  Menschen macht, bleibt uns sehr suspekt. Er stellt uns selbst in Frage. Da fehlen uns die Antworten, die  wir sonst so schnell und selbstbewusst überall parat haben. Die Aussage - tot ist tot - ist deshalb für einen Trauernden nicht sehr tröstlich. Ebenso ist die Allerweltsaussage, „die Zeit heilt alle Wunden“, nur ein hilfloser Versuch das eigene Unvermögen zu verschleiern, den man sich getrost sparen kann.

Dagegen eröffnet der so banal klingende Satz, „das Leben geht weiter“, wenn dieser nicht nur eindimensional gemeint und verstanden wird, eine ganz andere Dimension, die über den Tod hinausweisen kann und so manch einem die Einsicht entlockt: „Man weiß ja wirklich nie…“ 

Freitag, 30. Oktober 2015


Trockensträuße – was vom Sommer bleibt

Jetzt ist ihre Zeit wieder gekommen. Die Zeit der Gestecke und der Trockensträuße. Die Blüten des Sommers sind längst vergangen, die Farben des Herbstes schwinden zusehend. Auch wenn die noch verbliebenen bunten Blätter an den Bäumen und Sträuchern in den weniger werdenden, sonnigen Herbststunden noch einmal ihr herrliches Leuchten zeigen, die Tage der Farben und  des Lichtes sind endgültig gezählt.

Umso beliebter sind all die Trockensträuße in einer großen Bodenvase oder auch als kleine Gestecke auf den Tischen als dekorativer Raumschmuck. Schon im Sommer wird damit begonnen die Gräser, Kräuter, Blüten, Zweige  und Silberdisteln zu sammeln und zu trocknen, damit sie später noch lange über die dunkle und oft so karge Winterzeit die Räume unserer Wohnungen schmücken.

So ein Trockenstrauß ist ganz und gar  nicht mit einem Strauß frischer Blumen zu vergleichen, aber er weckt die Erinnerung an den vergangen Sommer mit all seinen Farben und Düften. Und sind es nicht gerade die Erinnerungen, von denen wir Menschen leben, ja oft wieder aufleben? Da fühlen wir uns plötzlich wieder auf die duftende Wiese mit all ihren Kräutern und Gräsern versetzt. Wohlig hatten wir uns ausgestreckt und in den blauen Himmel mit den weißen, dahinziehenden Wolken geschaut und in die Sonne geblinzelt, die so wohlig warm unsere Haut liebkoste. Da kehrt etwas zurück von der schönen Sommerzeit. Farben, Licht, Wärme und so wundersame Düfte erfüllen wieder unser Inneres. Die bunten Schmetterlinge flattern  durch unsere Erinnerung und wir hören förmlich Vögel zwitschern.

Denn unsere Trockensträuße haben nämlich etwas von der Schönheit des letzen Sommers, der ja oft nur so flüchtig ist, eingefangen und geben sie nun wieder frei. So erfüllen uns Freude und Dankbarkeit. Die stürmische und regnerische Zeit, die kalten Tage des Sommers, von denen es im Wetterbericht immer hieß, „Für diese Jahreszeit zu kalt“, diese werden  auf  unserer Phantasiereise einfach ausgeblendet.

Wie ein Trockenstrauß die Erinnerung an den vergangenen Sommer wachhält, so können auch  Geschichten von guten Erfahrungen und Erlebnissen uns neu beleben und mehr Licht und Farbe in das oft triste und farblose Leben anderer bringen. 


Mittwoch, 14. Oktober 2015


Der Kaktus unserer Nachbarn


In diesem Sommer hat  der  Kaktus auf dem Balkon unserer Nachbarn wieder in voller Blüte gestanden. Diese Blütenfülle war eine wirkliche Pracht und ein echter Hingucker. Da konnte man schon mal richtig neidisch werden. Nach gut einer Woche war von  der ganzen Blütenpracht aber nichts mehr zu sehen. Keine einzige Blühte zierte den Kaktus. Grün und stachlig stand er etwas verloren auf  der Brüstung des Balkons, denn merke, auch die schönsten Blüten sind oft nur von kurzer Dauer.

Trotzdem können sich viele Menschen nicht über das Schöne freuen, was andere haben oder was ihnen besonders gelingt. Sogleich schleichen sich Neid und Missgunst bei ihnen ein. Sie sehen zwar den Erfolg, die Blüten, aber nicht die Mühe, die dahinter steckt. „Ohne Fleiß kein Preis“, das scheint für andere nicht zu gelten, denen gelingt einfach alles. Neidische Menschen quält ständig der Gedanke: „Wieso geht es allen anderen besser als mir?“ Wenn Menschen anfangen, sich mit anderen zu vergleichen, dann tun sie es bekanntlich aus einem sehr subjektiven Blickwinkel. Dieser einseitige Blick auf die anderen, macht sie selbst neidisch und ungerecht. Das liegt wohl auch daran, dass sich „Jede“ und „Jeder“ gern mit denen vergleicht, die es anscheinend besser haben. 

Dabei schauen Frauen oft neidisch auf jene ihrer Artgenossinnen, die schlank und rank sind und trotzdem alles und in jeder Menge essen und trinken können. Das ist ja so ungerecht und unendlich gemein. Männer blicken schon einmal neidvoll über ihren eigenen Bierbauch hinweg auf die muskulöse und athletische Gestalt ihres Nachbarn, der stets alle bewundernden Blicke auf sich zieht.  Dass er sich mehrmals in der Woche im Fitnessstudio abmüht, ja quält, das übersehen sie geflissentlich. Schlechtere Schüler verstecken ihren Neid auf die guten Noten ihrer Mitschüler, indem sie diese als Streber verunglimpfen und sich selbst für ach so cool halten. Da hilft auch keine noch so geschickte Selbsttäuschung,  das zu verbergen, denn der Neid bohrt trotzdem weiter und quält ungemein.

In unserer Gesellschaft fühlen sich heute viele Menschen als Verlierer und von der ganzen Welt betrogen. So wird es immer wieder gezielt berichtet. Riesige „Neiddebatten“ werden darüber geführt und  immer  wieder neu angeheizt. Missgünstig wird der Blick auf alle gerichtet, denen scheinbar alles gelingt, die gute Posten haben und denen es so viel besser geht. Durch solchen, zumeist geschürten Neid, werden Menschen dann unzufrieden und sogar böse. Wo aber die Zufriedenheit sinkt, ist  letztlich auch der Friede im Kleinen wie im Großen gefährdet.

Neid und Missgunst werden dort geringer oder verschwinden gar, wenn wieder mehr Menschen anfangen, sich nicht  mehr mit denen zu vergleichen, die es scheinbar besser haben, sondern mit denen, die es wesentlich schlechter haben. Und von ihnen gibt es bekanntlich  mehr als genug auf dieser Welt.

Wer also genau dahin schaut, wird weniger neidisch sein. Das würde so manchen Zeitgenossen zufriedener und dankbarer machen. Denn die Frage lautet dann nicht mehr: “Warum geht es mir schlechter als anderen“, sondern „Warum geht es mir eigentlich besser als so vielen  Menschen auf dieser Erde?“ 

Der Mensch,  der immer nur auf das Aussehen, den Reichtum und die Postion  anderer schielt und sich mit ihnen vergleicht, der wird unzufrieden, missgünstig und neidisch. Dieses einseitige Vergleichen, macht Menschen nicht nur bitter und ungerecht, sonder auch ziemlich unglücklich.

Zeigt uns doch das Leben immer wieder, worauf Menschen heute neidisch sind, das kann morgen schon vorbei und „verblüht“ sein, wie die schönste Blüte an Nachbars Kaktus. 



Donnerstag, 8. Oktober 2015


 Schiefe Leuchttürme 

Wenn Leuchttürme kippen, wenn Ihre Feuer erlöschen, dann wird es dunkel und es fehlt den Schiffen auf stürmischer See die Orientierung. Leicht können diese dann den sicheren Hafen verfehlen und auf  eine Klippe auflaufen. Es droht ihr Untergang.

Natürlich weiß ich, dass diese alte Art der Orientierung für den Schiffsverkehr längst überholt ist. Andere, bessere und genauere Orientierungshilfen stehen den heutigen Besatzungen zur Verfügung.

Und doch regte mich gerade dieses Bild des umgekippten Leuchtturms, welches ich vor zwei Jahren an der portugiesischen Atlantikküste aufnehmen konnte, zum Nachdenken an. Frage? Suchen nicht alle Menschen irgendwie für ihr Leben eine Orientierung, so eine Art Leuchtturm? Wo aber  können  sie  diesen  finden und wie zuverlässig sind die Leuchtzeichen noch?  Wenn „Leuchttürme“ kippen und „Leuchtfeuer“ erlöschen oder im Meer der  unendlich vielen, anderen Lichter untergehen, wo finden Menschen dann Richtung und Halt?

Besonders junge Menschen lassen sich bei ihrer Suche nach dem richtigen Weg leicht vom Flimmern greller Lichter blenden. Sie sehen die Glitzerwelt ihrer Stars und Sternchen und glauben, das sei der Weg zum schnellen Glück und Geld. Jedoch ist die Halbwertzeit ihrer Idole bekanntlich recht gering. Es ist oft nur ein kurzes Aufleuchten, dann fallen sie zurück ins Dunkel. Für eine nachhaltige Orientierung taugen sie eher nicht. Was nun?

In den frühen Kindertagen sind zuerst die Eltern, für ihre Kinder „Leuchttürme“ und „Wegweiser.“ „Mein Papa ist der stärkste, den haut keiner um“, sagt der Vierjährige. „Er ist stark, wie ein Bär, er weiß und kann alles!“ Und das kleine Mädchen weiß genau, dass ihre Mama nur einmal pustet und das böse "Aua" ist weg. Welch ein Urvertrauen und ein unermesslicher Vertrauensvorschuss für die Eltern. Aber auch eine enorme Verantwortung und ein permanenter Druck. Denn wehe, wenn schon früh dieses Grundvertrauen der Kinder erschüttert und zerstört wird. Zu wem sollen sie aufschauen, wem folgen? 

Die alten „Leuchttürme“, die in früheren Zeiten die Richtung wiesen und Halt gaben; die Familien, die Traditionen, der Glaube, die Nachbarschaft, die Heimat, sie alle haben ihre Bedeutung vielfach verloren. Oder Ihnen wird bewusst der feste Grund entzogen. Dieser löst sich zudem  immer mehr auf  in diffusen, individuellen Vorstellungen davon.  


So werden wichtige Orientierungspunkte mehr und mehr zum Kippen gebracht und durch ständig wechselnde Werbebotschaften und Sprechblasen ersetzt. Was gestern topp war,  ist heute schon wieder ein Flop und keiner weiß, was morgen kommt. Aber nicht alles, was alt ist, ist auch gleich "veraltet" und nicht alles, was neu aufleuchtet, ist auch gleich "gut" und schon gar nicht besser! 

Donnerstag, 27. August 2015


Vancouver – ein Geschenk

In meinem heutigen Text geht es nicht um die Hauptstadt des Bundesstaates British Columbia an der Westküste Kanadas. Jedenfalls nicht vordergründig, obwohl mit dieser hat es auch zu tun. Wie aber schon das Bild zeigt, handelt es sich vielmehr um die Blüte einer Blume, genauer gesagt, um die erste Blüte einer Dahlie, die in diesem Jahr in einem großen Blumentopf aus Keramik auf unserem Balkon prächtig gediehen ist.

Angefangen hatte alles zunächst ganz klein. Zum Weihnachtsfest im letzten Jahr bekamen wir eine farbig bedruckte Tüte mit der Aufschrift „Vancouver“ geschenkt. Beim Öffnen stellten wir dann fest, dass es sich um eine Dahlienknolle handelte. Im Frühjahr habe ich dieses schrumplige Etwas in einen Blumentopf mit guter Gartenerde gesteckt und auf den Balkon gestellt. Von diesem Tag an galt der Knolle und ihrem Wohlergehen meine ganze Aufmerksamkeit. Als dann die ersten Spitzen durch die Oberfläche brachen, war die Freude groß. Unglaublich, aus dieser scheinbar leblosen Knolle bildeten sich erste zarte Triebe. Sie waren noch sehr empfindlich und mussten vor Kälte und allzu intensiver Sonneneinstrahlung geschützt werden. So wuchs die kleine Pflanze wohlbehütet zu ihrer vollen Größe heran. Über jedes neue Blatt freuten wir uns und staunten immer wieder.

In diesen Tagen des August ist nun die erste Knospe aufgebrochen und zu einer wunderschönen Blüte geworden. Vancouver blüht! Diese Dahlienknolle ist ein wirkliches Geschenk für uns geworden, ein Präsent von einem lieben Menschen. Und dieses Geschenk lässt uns oft an ihn denken und macht  ihn für uns präsent, gegenwärtig. 

Wir konnten das Wunder des Wachsen Tag für Tag erleben und haben uns davon immer  aufs Neue beschenken lassen. Ein Geschenk ist erst dann ein wirkliches Geschenk, wenn es der Beschenkte als Gabe und Aufgabe auch annimmt.  

Der Grund für dieses tolle Geschenk war unsere geplante Reise nach Kanada. So durften wir in diesem Jahr sogar zweimal „Vancouver“ als ein großes Geschenk erleben. Die blühende Dahlie auf unserem Balkon und die kanadische Stadt Vancouver, eingebettet in eine wunderbare Natur, zwischen Wasser, Wald und schneebedeckten Bergen. Zwei Geschenke, zwei Wunder der Natur, hinter denen für uns jeweils der Geber dieser Gaben deutlich präsent ist und bleibt.


Donnerstag, 13. August 2015


Hallo, Vermittlung!

Auch wenn ich nicht mehr der Jüngste bin, so habe ich  doch die Telefonie in dieser Form nicht mehr selbst erlebt. Trotzdem beeindruckt mich  die alte Technik,  wie man sie im Museum oder in  alten Filmen sehen kann. Das „Fräulein vom Amt“ hatte damals die Aufgabe, den Anrufer durch das „Umstöpseln“ der Kabel mit einem anderen Gesprächsteilnehmer zu verbinden. Da es noch keine Direktverbindungen gab, mussten die Gespräche auf diese Weise vermittelt werden. Auch wenn das heute technisch längst überholt ist, bleibt  der „Dienst der Vermittlung“ zwischen den Menschen eine ganz wichtige Aufgabe.

Leider ist diese Fähigkeit zu vermitteln,  in unserer Gesellschaft  recht wenig ausgebildet. Die Kommunikation läuft deshalb schnell ins Leere oder wird sogar zur Konfrontation. Es wird häufig aneinander vorbei geredet. Jeder möchte einfach nur  seine eigenen Vorstellungen und Ideen, auf  die er sich fixiert hat, durchboxen. Da kommen dann gute Gedanken und Vorschläge eines anderen einfach auf  der  falschen Leitung  an und sie finden nicht zueinander.

Ein Grundproblem im Miteinander der Menschen, im Kleinen wie im Großen, ist gestörte Kommunikation und fehlende Vermittlung. Es fängt bereits in der Familie an. Ohne Vermittlung, ohne Ausgleich zwischen allen Familienmitgliedern geht es nicht. Sonst wird sich mindesten immer einer  unverstanden oder gar benachteiligt fühlen. Mütter sind dabei die besten Vermittler. Die Kinder profitieren davon und kommen mit ihren Anliegen und Bitten oft zuerst zur Mutter, „kannst du Vater mal fragen, ob ich am Sonntag das Auto haben kann?“ Vater ist da sehr konsequent und hätte sicher gute Argumente, nein zu sage. Mutter redet so lange mit ihm , bis er zustimmt. Alle sind zufrieden.

Das ist doch wohl ein Beispiel für gute Vermittlung: Zuhören, reden, Argumente austauschen, die Argumente des anderen zu verstehen suchen, Kompromisse finden, dem anderen auf Augenhöhe begegnen, nicht von  oben herab, nicht fordernd agieren, den richtigen Ton  finden. Wenn das einer Mutter gelingt, warum klappt das in unserer Gesellschaft, in Politik, Kirche und Wirtschaft so selten oder gar nicht mehr?

Kaum eine Veränderung oder ein neues  Gesetz  wird doch von den Politikern so vermittel, dass es alle verstehen und akzeptieren können. Und schon wird alles buchstäblich in der Luft zerrissen und Konfrontation aufgebaut. Nicht die Gesetze sind schlecht, sondern sie werden schlecht oder gar nicht vermittelt. Wer möchte sich heute noch etwas einfach überstülpen lassen? So ist es auch mit alten Traditionen und Werten. Diese müssen für die heutige Zeit vermittelt werden, um ihre bleibende Gültigkeit verständlich zu machen. Nicht alles aber, was alt ist, ist deshalb auch gleich veraltet. Und nicht alles Neue ist deshalb gleich gut und richtig. Da ist Klugheit gefragt, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Wer unnützen Streit  und Konfrontation vermeiden will, muss also schon im Vorfeld an eine gute und sachgerechte Vermittlung  denken und diese mit großer Geduld betreiben, damit auch der letzte Skeptiker überzeugt wird. Wo so ein Konsens gefunden wird, gibt  es hinterher keine harsche Kritik. Dabei macht sicher auch hier der Ton die Musik. Das ist bekanntlich  ein Riesenproblem in den Auseinandersetzungen und Debatten. Die unendlichen Verbalatacken in aller Öffentlichkeit lenken doch eher vom Kern des Geschehens ab.

Unsere Gesellschaft hat wenig Probleme beim Finden von Lösungen, auch von schwierigen und sehr komplexen. Das große Problem ist, dass die guten Lösungen nicht als solche auch allen vermittelt werden können. Wer nicht weiß, was der andere wirklich meint, ist verunsichert und eher skeptisch. Wer  weiß, was dahinter steckt?

Der "Dienst der Vermittlung", wie ich ihn hier einmal bezeichnen möchte, ist gewiss nicht leicht, aber in allen Bereichen des Zusammenlebens von Menschen dringend nötig. Es gibt in unseren Tagen riesige Probleme in unserem Land und darüber hinaus. Global denken und handeln ist das erklärte Ziel. Das muss aber auch allen Beteiligten kompetent und verständlich vermittelt werden, sonst wird daraus nichts. Wer hierbei überheblich denkt und handelt, in der Meinung, die anderen verstehen  es eh nicht, der schafft keine Verbindung, kein Miteinander, sondern der baut Barrieren auf und kappt lebensnotwendige Leitungen.  „Tote Leitungen“ nützen aber keinem und lösen keine Probleme. Kein Anschluss unter dieser Nummer!


 

Freitag, 7. August 2015


Abstand halten …


das ist ein ganz wichtiger Grundsatz im Straßenverkehr  und gilt als eine ernst zu nehmende Regel auch in anderen Bereichen des Alltags. Das wissen wir alle. Wir werden immer wieder darauf hingewiesen. Die Umsetzung hingegen sieht oft ganz anders aus. 

Dichter Verkehr auf der Autobahn, eine PKW-Fahrer drängelt sich von der rechten Fahrspur zwischen zwei andere Fahrzeuge. Der Sicherheitsabstand wird knapp, plötzlich stockt der Verkehr auf dieser Fahrbahn, die Bremslichter leuchten auf, es wird eng, es kracht. Gott sei Dank, nur ein Blechschaden! Das ging noch einmal gut. Hätte schlimmer ausgehen können.

Es kommt eben immer auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand an. Nur so kann gut und richtig reagiert werden und das nicht nur im Straßenverkehr. Darum finden wir diesen Hinweis und entsprechende Schilder auch an anderen sensiblen Orten in unserem Alltagsleben. Vor Bankschaltern und Automaten ebenso wie in der Apotheke, steht der Hinweis: „Diskretion – bitte Abstand halten“.

Wer möchte denn schon gern beim Eingeben seiner PIN, dass ein anderer ihm über die Schulter schaut? Auch muss der nächste Kunde nicht gleich erfahren, welches Medikament ich gerade in der Apotheke abhole. Es gibt viele Lebensbereiche und Situationen, bei denen Diskretion und der richtige Abstand ganz wichtige Voraussetzungen sind für ein störungsfreies Miteinander der Menschen. Wo dies nicht akzeptiert wird, kann es schnell zum "Crash" kommen.

Abstand und Diskretion dienen der eigenen, besonders der seelischen Gesundheit.  Wir müssen nicht alles und jeden ganz nah an uns heran lassen. Ein gesunder Selbstschutz ist da von Nöten: „Das geht mir jetzt einfach zu nah, das verkrafte ich nicht!“ Jeder braucht den räumlichen Abstand zum anderen und ebenso einen inneren Abstand, um eine Situation richtig einzuschätzen, zu bedenken und zu bewältigen. In bestimmten Zeiten ist es sehr wichtig, einem anderen Menschen, um den wir uns ehrlich sorgen, nicht alles abnehmen zu wollen, sondern ihm seinen Freiraum und seine Entscheidung zu lassen. Allzu große Nähe kann für den anderen nämlich eher erdrückend wirken. Die Ausgewogenheit zwischen Distanz und Nähe sollte stets gewahrt sein.

Wenn mir jemand ständig mit  seinen Problemen, den kleinen und großen Sorgen oder auch mit seiner Euphorie auf die „Pelle rückt“, dann wird das einfach nur unerträglich. Auch die übertriebene Fürsorge eines anderen, kann mir die Luft zum Atmen und zur eigenen, freien Entscheidung nehmen. Zu große Nähe schlägt dann ganz leicht ins Gegenteil um. Dann wundert es nicht, wenn der andere genervt und entschieden auf Abstand geht. Danach folgt oft  der verräterische Satz: “Ich hab es doch nur gut gemeint“. Wissen wir doch inzwischen, das dieses „gut gemeint“ oft das Gegenteil von „gut“ ist.

Also nicht nur im Straßenverkehr, in Banken und Apotheken oder in anderen sensiblen Bereichen in unserem Leben ist es wichtig, Diskretion zu wahren und Abstand zu halten, sondern ganz besonders im Umgang mit anderen Menschen. Hier ist es gewiss nicht immer leicht, das richtige Maß zu finden zwischen einer kühlen Distanziertheit und einer anbiedernden Nähe. Menschen mit  einem übertriebenen „Helfersyndrom“ sind leicht in der  Gefahr, sich überall einzumischen und dabei ihre Grenzen zu überschreiten. Sie haben es nicht gelernt, dem anderen Raum zum eigenen Handeln zu lassen. Selbst auf die Gefahr hin, dass er sich anders entscheidet. Kollisionen sind da unvermeidlich. Menschen, die von vornherein auf Abstand gehen, werden in ihrer unterkühlten Distanz ebenso wenig der jeweiligen Situation gerecht. Beide Extreme verfehlen ihr eigentliches Ziel.

Das Ziel ist immer das Wohl des anderen Menschen. Einzig und allein um ihn geht es. Mein Ich und meine Person spielen dabei stets eine untergeordnete Rolle. Es gilt zu erkennen, was für den anderen gut und wichtig ist. Braucht er meine Nähe, die ihm gut tut oder ist es der diskrete Abstand, der ihm ermöglicht durchzuatmen und er selbst zu sein?

Die Aufforderung: „Abstand halten“ ist also nur die halbe Wahrheit. Richtiger muss es  wohl heißen: „Haltet den richtigen Abstand und sucht stets das richtige Maß zwischen Distanz und Nähe.“ 



Samstag, 1. August 2015


Der alte Mongole    

Der alte Mongole, den wir  in der Wüste Gobi trafen, ist mir noch lange im Gedächtnis geblieben. Sein  wettergegerbtes Gesicht und die tiefen Falten, die es buchstäblich durchfurchten, machten es ausgesprochen markant. Der Blick war ruhig und er schien alles, was das Leben und der harte Alltag in der Wüste mit sich bringen, mit großer Gelassenheit zu nehmen.

Genau wie wir wartete er am Brunnen darauf, seine Wasserkanister zu füllen. Sein Kamel war mit einigen davon beladen und wartete ebenso geduldig. Der Brunnen war eher ein  einfaches Loch in der Erde, das für Fremde kaum zu finden war. Mit einer alten Bohle und einem schweren Stein wurde es immer wieder verschlossen.

Am Brunnen gilt eine alte mongolische Regel: „Zuerst die Tiere!“ Wenn sie verdursten, kann auch der Mensch in der Gobi nicht gut überleben. Darum musste der alte Mongole, genau wie wir auch, warten bis die Kamele und Ziegen, die zur Tränke gekommen waren, ihre Ration Wasser bekommen hatten. Eine junge Mongolin mit ihrem kleinen, etwa vierjährigen Kind hatte die Tiere zum Brunnen geführt und war gerade dabei den Einer an einem Seil die etwa vier Meter hinunter zu lassen. Der gefüllte Einer musste dann mühsam wieder nach oben befördert werden. Ein zweites ungeschriebenes Gesetz am Brunnen heißt, dass jeder mit anpacken muss. Natürlich krempelten auch wir die Ärmel hoch und zogen etliche Eimer mit dem kostbaren Nass aus der Tiefe nach oben. Nachdem die Tiere getränkt waren, konnten auch wir unsere Kanister füllen. Das Wasser musste nun einige Tage reichen, bis wir wieder einen Brunnen fanden.

In der wasserarmen Wüste ist es ganz entscheidend, solche Brunnen zu finden. Das erfordert schon eine gewisse Ortskenntnis. Da konnten wir uns auf unsere mongolischen Begleiter verlassen, was sonst nicht immer der Fall war. Das aber ist ein andere Geschichte. Am Brunnen und bei der Begegnung mit den Menschen vor Ort erhielten wir gute und wichtige Hinweise von ihnen.

Die Nomaden leben  mit ihren Herden noch heute weitab von den größeren Siedlungen, die als Verwaltungs- und Versorgungsstützpunkte dienen. Sie ernähren sich fast ausschließlich von den Produkten ihrer Tiere. Im Sommer gibt es vorwiegend Milchprodukte, den bekannten, salzigen Milchtee, Käse, Jogurt und die legendäre gegorene Stutenmilch. Brot und Gemüse sind eher selten. Darum war ein Brot, das wir der Frau am Brunnen geschenkt haben, für sie eine willkommene Abwechslung, für die sie sich vielmals bedankte. Es ist nämlich üblich, sich bei solchen Begegnungen kleine Geschenke zu machen.

Auch der alte Mongole hatte inzwischen seine Kanister mit Wasser gefüllt und sie wieder auf seinem Lasttier verstaut. Vor ihm lag noch ein recht langer Weg. Seine Jurte konnten wir geradeso in der Ferne erblicken. Weites Land und lange Wege. Rau und unwirklich ist das Leben der Nomaden in der Wüste Gobi. Es erfordert Geduld und Ausdauer, und es prägt sich nicht nur tief in ihre Gesichter ein, sondern es wird noch ganz vom Rhythmus der Natur bestimmt. Hier spürt man deutlich, dass die Menschen sehr aufeinander angewiesen sind und dass sie es auch genau wissen. Trotz der großen Entfernungen, kennt man sich und besucht sich. Auch wir wurden ganz selbstverständlich immer wieder in die weit verstreut liegenden Jurten eingeladen. Gastfreundschaft wird großgeschrieben. Der Fremde, der Gast ist herzlich willkommen. Wir selbst waren dort die Fremden, die Ausländer, aber auch die Gäste. Vieles war für uns fremd und manches auch befremdlich und gewöhnungsbedürftig, aber wir haben uns den Sitten und Gebräuchen angepasst. Es gelten nun mal in anderen Ländern auch andere Regeln, die wir uns aber stets bemühten zu befolgen.

Die Regeln, Sitten und Gebräuche verändern sich in der heutigen Zeit auch dort rasant. Das alte mongolische Reitervolk ist heute schon weithin auf fernöstliche Motorräder und LKWs umgestiegen. Neben den Jurten stehen große Satellitenschüsseln und ermöglichen einen Blick in die weite Welt. In den oft armseligen Jurten liefen stets die Fernseher, diese wurden mit Batterien betrieben und die Bilder wecken bei der Jugend Träume und Hoffnungen. Deshalb drängen so viele junge Leute in die Hauptstadt Ulan Bator, um Anteil zu haben am verlockenden, fremden Lebensstil, auch wenn es dann oft ganz anders kommt.

Den Gleichmut und die Geduld des alten Mongolen findet man inzwischen immer weniger. Was ihm sein Leben lang vertraut und wichtig war, löst sich mehr und mehr auf. Zurück bleibt die Erinnerung an einen alten Mann mit seinem zerfurchten und wettergegerbten Gesicht, das für mich so beeindruckend und geheimnisvoll war, wie die Wüste Gobi selbst.



Dienstag, 28. Juli 2015


Sonnenblumen

Immer wieder schön, ob auf dem Feld oder in einer großen rustikalen Vase. Das fand wohl auch Vincent van Gogh und malte in den Jahren 1888/89 gleich eine ganze Serie des gleichen Motivs. So entstanden wohl die weltweit bekanntesten Sonnenblumen. Im Van Gogh Museum in Amsterdam konnten  wir sie unlängst bewundern. Es war faszinierend für uns und die vielen anderen Besucher aus aller  Welt, vor diesen berühmten Gemälden zu stehen. Eine gute Energie schien von den Bildern Van Goghs auszugehen und erfüllte die Betrachter mit Freude.

Letzten Sonntag brachte unser  Besuch einen großen Strauß Sonnenblumen, andernorts  auch Sonnenrosen genannt, für uns als Geschenk mit. Nun stehen  diese in einer schlichten Vase aus Keramik auf dem Sideboard vor dem Spiegel. So wird nicht nur ihre Anzahl verdoppelt, sondern ihr leuchtendes Gelb wird dadurch noch strahlender. Zwar sind unsere Sonnenblumen lange nicht so teuer, wie eines der berühmten Gemälde von Van Gogh, aber sie sind lebendig und schön und erfreuen uns.

Mich beeindruckten Sonnenblumen schon immer. Denn im Sommer leuchtet einem ein Feld voller Sonnenblumen wie ein gelbes Meer entgegen. Und das wunderbare daran ist, dass sich alle Sonnenblumen immer nach dem Stand der Sonne ausrichten. Der Botaniker nennt das in der Fachsprache "Heliotropismus". Dieser sorgt dafür, dass die Sonnenblume immer die volle Energie für ihr Wachstum aufnehmen kann. Und energiegeladen sind  die Sonnenblumen letztendlich ja auch. Ihre reifen Kerne dienen dabei nicht nur den Vögeln des Himmels als willkommene Nahrung, sondern das gewonnene Öl ist wohl aus keiner Küche wegzudenken. Auch für die Biogasgewinnung ist  die Sonnenblume als Ganzes ein wichtiger Faktor. Das Bild einer Sonnenblume muss sogar für „Die Grünen“ als Parteilogo herhalten. Die Sonnenblume nimmt es, wie es kommt.

Abgesehen davon ist der "Heliotropismus", die ständige Ausrichtung der Sonnenblumen auf die Sonne, ein sehr schöner Bildvergleich für ein gelingendes Leben auch im übertragenen Sinne für uns Menschen. Die Sonnenblumen verdrehen nämlich ihre Blütenköpfe nicht beliebig in alle möglichen Richtungen, sonders sie haben ihren Orientierungspunkt, die Sonne. Von dieser beziehen sie ihre Energie, wachsen und reifen.

Mir scheint so eine Orientierung vielen Menschen heute zu fehlen. Sie schauen suchend mal dahin und mal dorthin. Ständig  wechselnde Trends  und neue Hypes bestimmen ihr Leben. Sie sind hin und her gerissen und sind immer in Sorge, die aktuellste Mode zu trage, den hipsten Haarschnitt zu haben, die gerade angesagte Musik zu hören, das richtige zu denken und zu sagen. Das erzeugt permanente Hektik. Diese bestimmt nicht nur die Alltagswelt in Schule, Beruf und Freizeit, sondern besonders das Innere der Menschen kommt nicht mehr zur Ruhe. Es ist unendlich schwer, ohne einen Orientierungspunkt den richtigen Weg zu finden und ihn in Ruhe und Gelassenheit zu gehen. Driften deshalb vielleicht so viele nach rechts  oder  links ins Extreme ab?

Sonnenblumen haben ihren Orientierungspunkt, die Sonne als Mittelpunkt unseres Sonnensystems, um den sich alles dreht. Danach richten sie sich Tag für Tag aus und kommen dadurch zur Reife. Ob nicht manches unreife und extreme Verhalten in unserem Land und in dieser Zeit auf  eine fehlende oder fehlgeleitete Orientierung zurückzuführen ist?  

Ich mag  Sonnenblumen, nicht nur weil sie selbst wie kleine Sonnen leuchten, sondern weil sie uns so viel über die tieferen Wahrheiten des Lebens sagen können.

Montag, 13. Juli 2015


Die letzten Indianer

Nur wenige von ihnen sind noch übrig geblieben. Der Häuptling hat einige Schrammen abbekommen, die Friedenspfeife ist verloren gegangen. Andere Krieger liegen mit abgebrochenen Armen und Beinen, ohne ihre Bögen und Tomahawks, in einer Kramkiste aus meinen Kindertagen auf  dem Dachboden. Fast sechzig Sommer sind über das ehemalige Indianerlager ihre Bewohner hingezogen. Davon ist kaum noch etwas übrig. Eine Hütte ohne Dach, ein erloschenes Lagerfeuer, der Totempfahl, das ist alles.
Die einst stolzen Krieger und edlen Helden, die meine Kinderphantasie beflügelt haben, gibt es nicht mehr und ganz sicher hat es sie in Wirklichkeit so nie gegeben. Unsere Vorstellung von den „edlen Wilden“ entspringt einer sehr romantisierenden Sichtweise.
Die großen Jäger, die den Büffelherden in den Weiten der Prärie  nachjagten und so für das Überleben des Stammes sorgten, die Krieger, die ihre Frauen und Kinder gegen jeden Angriff der Feinde verteidigten, der weise Medizinmann, der die Natur und ihre Kräfte der Heilung genau kannte und der große Häuptling mit seinem reichen Federschmuck, der sein Volk schützte und zum Sieg führte, das sind die Vorstellungen und verblassten Bilder, die wir von den Indianern hatten. Diese wurden noch genährt von Karl May und seinen Büchern und später von den vielen Indianerfilmen, die gerade dieses Klischee bedienten.

Auch wenn wir das alles längst wissen, haben sich diese Bilder vom rothäutigen Prärieindianer mit seinem Kopfschmuck aus prächtigen Federn tief in uns eingeprägt. Dass es die verschiedensten indigenen Völker und Stämme auf dem ganzen amerikanischen Kontinent vom hohen Norden bis nach Feuerland im äußersten Süden gab und gibt, ist heute hinreichend bekannt. Auch die Tatsache, dass nach der Landnahme durch die weißen Siedler, ihre Zahl auf ein Minimum dezimiert wurde, ist kein Geheimnis mehr. Dem regelrechten Krieg der Europäer gegen die „Rothäute“, die in ihren Augen als „Wilde“ und nicht als  Menschen galten, hatten diese nur wenig entgegen zu setzen. Skrupellose Habgier hatte dem friedlichen Zusammenleben schon bald ein Ende gesetzt.

Die persönliche Begegnung mit heute lebenden Indianern ist für uns noch immer etwas ganz Besonderes. Als wir in diesem Jahr durch Kanada reisten, kamen wir durch ein Indianerreservat in der Nähe von Pemberton in Britisch Columbia. Dort im Mount Currie Reservat lebt die Gruppe der Lil´wat Indianer. Diese  Ureinwohner waren die ersten, die das Gebiet ihr Zuhause nannten. Sie waren wirklich die „First Nation“, die erste Nation, wie die Kanadier diese Nachkommen der Ureinwohner und ersten Besitzer des Landes heute anerkennend nennen. Von ihrem Land ist ihnen jedoch nicht mehr viel geblieben.

Trotzdem pflegt die Gruppe der Lil`wat, wie andere Stämme auch, ihre alten Traditionen und ihre Sprache.  Sie versuchen, der heutigen Zeit zu trotzen und ihrem völligen Verschwinden entgegen zu wirken.  Jedoch war der Einfluss der Weißen auf diese Menschen nicht immer der beste. Sie brachten ihnen das „Feuerwasser“ und so manche Zivilisationskrankheit. Darunter leiden auch heute noch viele in den Reservaten und man sieht es ihnen und ihren Behausungen auch an.

Zu einer persönlichen Begegnung mit einer alten Indianerin  kam es nach dem Gottesdienst am Fest Christi Himmelfahrt in der kleinen Holzkirche in Mount Currie, den ein polnischer Pfarrer aus Wisthler mit uns und noch etwa acht weiteren Besuchern feierte. Zum Klang einer Gitarre und einer Mundharmonika wurde auch ein indianisches Lied gesungen. Im Anschluss wurden wir zum Kirchenkaffee eingeladen und erfuhren einiges aus dem Leben dieser Indianerin. Als Lehrerin versuchte sie immer, ihren Schülern  die Traditionen der "Alten" zu vermitteln und sie gleichzeitig auf die Herausforderungen der heutigen Zeit vorzubereiten, was auch heute noch einem Spagat gleichkommt.

Nach dieser Begegnung stellten wir gemeinsam fest, dass diese alte Indianerin so gar nicht unseren Vorstellungen entsprach. Sie war so authentisch und hat uns sehr beeindruckt und zum Nachdenken gebracht. Als wir danach durch das weite Tal fuhren mit seinen grünen Wiesen und Wäldern, mit der reinen Luft und dem frischen Wasser des Flusses, da  konnten wir ermessen, was diese „First Nation“ ein für allemal verloren hat. All das, war doch ihr natürlicher und angestammter Lebensraum, den sie verloren haben und um den sie noch heute kämpfen müssen.

„Nur wenige sind noch übrig geblieben“, mit diesen Worten habe ich meinen Text und meine Betrachtungen begonnen und meinte damit zuerst das Indianerlager aus meinen Kindertagen. Doch ein Blick in die Geschichte des amerikanischen Kontinents zeigt, dass alle indigenen Völker, Ureinwohner oder wohlwollender ausgedrückt, die „First Nation“ ein ähnliches Schicksal erlitten haben. Nur war ihr Schicksal eben viel grausamer, als das der Indianer aus meiner Spielkiste, denn sie waren Menschen, die getötet wurden und ihr Land verloren haben.