Samstag, 23. Dezember 2017


Der Weihnachtskaktus

Welch Erstaunen, welche Freude, als sich in diesem November die ersten Knospen und dann die zarten Blüten an unserem Weihnachtskaktus zeigten. Damit machte dieser seinem Namen wirklich alle Ehre, der „Weihnachtskaktus“ oder botanisch auch „Schlumbergera“ genannt, denn er blüht und erfreut seine Betrachter vorwiegend in der vorweihnachtlichen Zeit. Es ist gerade die dunkle Jahreszeit, in der der Mensch sich nach Licht, Wärme und nach Farbe sehnt. Seine Blüten leuchten ganz besonders schön in ihrer roten Farbenpracht.

Fast hätten wir seine Blüten nicht mehr erlebt. Etliche Jahre stand der blaue Topf mit dem Kaktus mit seinen eher unansehnlichen grünen, nahezu welken Blättern, einfach nur so im Fensterbrett  der Küche. Keiner schenkte ihm viel Aufmerksamkeit. Ab und an bekam er ein paar Tropfen Wasser. Wir waren schon nahe dran, ihn in der braunen Tonne zu entsorgen. Dann aber hatten wir es, Gott sei Dank, doch wieder vergessen. So blieb der blaue Topf mit dem Kaktus Woche für Woche und Monat für Monat dort fast unbeachtet stehen. Und dann, dann ganz plötzlich in diesem Herbst, zeigten sich die ersten roten Spitzen an den Blättern. Zuerst ganz unscheinbar, entwickelten sie sich zu den wunderschönen roten Blüten. Der Kaktus beschenkte uns völlig unerwartet mit seiner Blütenpracht.

Wir Menschen sind oft ungeduldig. Ungeduldig mit uns, aber besonders mit den anderen. Alles muss heute schnell gehen. Wie bei einem Automaten, soll auf Knopfdruck sofort das Gewünschte herauskommen. Aber das Leben ist eben ganz und gar nicht so. Unser Weihnachtskaktus hat es wieder einmal gezeigt, warum sich Warten lohnt. Die Engländer sagen wohl: „Abwarten und Tee trinken“. Natürlich erledigt sich längst nicht alles durch stures Aussitzen von Problemen, aber ein wenig mehr Geduld im Umgang gerade mit anderen Menschen und Meinungen, kann nicht schaden und beschert uns vielleicht auch noch manche schöne Überraschung.

Es bewahrheitet sich immer wieder: „Gut Ding will Weile haben“. Wie oft beurteilen wir Sachverhalte, aber auch Menschen nach dem ersten Augenschein, sehr halbherzig oder einseitig. Da heißt es nur: „Das geht gar nicht, das ist wird sowieso nicht klappen“. Dabei ist es nicht einmal versucht worden. Vorschnell wird die Lösung eines Problems aufgegeben. Noch gravierender sind solche „Schnellschüsse“ in der Beurteilung anderer Menschen. „Mit dem oder der hat das eh keinen Zweck, die werden sich garantiert nicht ändern, die sind für mich erledigt“. Das sind keine bloßen Vorurteile mehr, das sind richtig handfeste Verurteilungen. Damit ist der andere Mensch oder die Gruppe Andersdenkender ein für allemal festgelegt und erledigt. Selbst positive Dinge werden ihnen negativ ausgelegt.  Nur recht wenige Menschen haben die Geduld und nehmen sich die Zeit, das Anderssein und das Fremdartige zu verstehen. Schnelle Festlegungen greifen aber sehr häufig zu kurz. Korrekturen sind dann fasst unmöglich. Keiner will ja sein Gesicht verlieren.

Alles Wichtige und Wertvolle im Leben und in den Beziehungen der Menschen kann sich aber nur gut entwickeln und erblühen, wenn wir geduldig und empathisch miteinander umgehen. „Alles kommt zu denen, die warten können“, ist eine Spruchweisheit und eine echte Erfahrung, die aus Kanada stammt. Das sind schon lange unterentwickelte Lernfelder in unserer heutigen Gesellschaft.

Die wunderschönen Blüten unseres Weihnachtskaktus haben auf sich warten lassen. Umso mehr haben sie uns dann überrascht und erfreut. Geduld trägt oft erst nach langer Zeit ihre Früchte. Zu hohe Erwartungen an sich und die anderen, können jedoch sehr schnell alles kaputt machen. Darum seien Sie alle geduldig und nachsichtig mit einander, besonders an diesem Weihnachtsfest, dann wird es auch für Sie ein Fest der Freude und des Friedens und es hält noch manche Überraschung für jeden bereit.




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