Sonntag, 3. Mai 2020




Kommt, spielt mit uns…

das scheinen  diese Elektroroller den vorübergehenden Passanten zu zurufen. Denn meistens sehe ich sie ungenutzt und gelangweilt auf den Fußwegen und den Plätzen der Stadt herumstehen. Für manche sind sie ein Ärgernis, für andere ein großer Spaß. Gelegentlich sieht man auch einmal "große Jungs“ oder "mutige Mädels“ damit fahren. Einigen von ihnen würde zwar ein wenig körperliche Betätigung auf einem Fahrrad oder zu Fuß sicher nicht schaden. Es stellt sich dem Beobachter doch die Frage, ob die E-Roller nur als Freizeitspaß für junge Leute und für Touristen auf Sighseeing-Tour da sind? Diese Frage beantwortet natürlich jeder aus seiner persönlichen und jeweils unterschiedlichen Sicht. Dabei prallen die Meinungen schon einmal hart aufeinander.

Für die Befürworter stellen die E-Roller die optimale Lösung von Verkehrsproblemen dar. Die Hersteller preisen sie  selbst als innovative Spitzenprodukte und als ökologisch unübertroffen an. Ihre, in höchsten Tönen, gerühmte Effektivität kommt dabei fast an ein Perpetuum Mobile heran. Null Emission, leise, sauber, praktisch gut! Einfach ein Muss für jeden fortschrittlichen Zeitgenossen. Die E-Roller revolutionieren nach Ansicht ihrer Befürworter den innerstädtischen Verkehr und reduzieren dabei die Umweltbelastung enorm. Die CO² Reduzierung ist ja für sie zur Schlüsselfrage der menschlichen Existenz in Gegenwart und Zukunft geworden.

Bei einer etwas differenzierteren Sichtweise stellt sich das natürlich etwas anders dar. Das Ganze wird hier als aufgebauschter "Roller-Rummel" angesehen und  ihre Vermarktung als offenkundige Strategie zum Geldverdienen entlarvt.  Nicht nur die Roller, sondern auch die Dollar sollen schließlich rollen. Ja, ihre Nutzung hat nämlich auch seinen Preis. Die Kampagne bei ihrer Einführung aber war  so gut und medienwirksam gemacht, sodass selbst erfahrene Politiker darauf hereingefallen sind und grünes Licht für ihre Nutzung im öffentlichen Bereich gegeben haben. Der versprochene Effekt für die Umwelt sei reine Augenwischerei. Leicht durchschaubar und ein großer Werbegag, basierend auf einer naiven Milchmädchenrechnung. Wesentliche Details bei der Produktion werden nämlich gern verschwiegen oder "harmonisiert". Alternative Fakten eben. Es fehlt ein kritischer Blick auf die Herstellung der Batterien und deren spätere Entsorgung, auf den Verbrauch wertvoller Ressourcen und auf die Gewinnung der Rohstoffe unter sehr bedenklichen Arbeitsbedingungen in den armen Förderländern. Von den Wartungskosten und Aus- und Unfällen sei gar nicht erst zu reden.

Doch sei es wie es sei. Ich sehe die E-Roller jedenfalls in unserer Stadt, wie es das Bild oben zeigt, meistens nur herumstehen. Da kann es mit einer optimalen Nutzung und ihrer Effektivität doch nicht allzu weit her zu sein. Das aber sagt schon einiges über ihre ökologische Notwendigkeit aus. Es wird auch sehr schnell deutlich, Verkehrsprobleme können so nicht gelöst werden. Zudem sind die E-Roller nun wirklich nicht für alle Verkehrsteilnehmer geeignet. Viel zu wacklig auf zwei Rädern und damit ungemein unsicher im Straßenverkehr. Wer also braucht sie wirklich?

Daher nur mal so ein Gedanke, vielleicht sollten die Entwickler und Produzenten mal über ein Nachrüst-Set mit Stützrädern und einem großen Gepäckträger nachdenken? Denn vor den Supermärkten sind diese E-Roller nicht anzutreffen. Nicht geeignet für den Einkauf. Wäre da nicht auch eine Kupplung für einen Anhänger zum Transport von Getränkekisten sehr praktisch und hilfreich?   Bei genauerer Betrachtung  kommt man also schnell zu der  Erkenntnis, dass die E-Roller eigentlich nur für dem Freizeitspaß dienen. 

Das aber ist doch nichts Neues, denn genau zu diesem Zweck gab Roller auch schon in meiner Kindheit.  Der Unterschied war nur, dass es Tretroller waren und nicht so viel Wesen darum gemacht wurde. Zudem war ihre Entsorgung kein Problem, denn sie   waren vor-wiegend aus Holz. 

Meine heutigen, vielleicht nicht ganz ausgereiften Gedanken, sind mir schon vor längerem beim Anblick eben dieser, überall herumstehenden, E-Roller in den Sinn gekommen. Natürlich ist  nicht alles so ernst gemeint, aber vielleicht doch des Nachdenkens wert.  

Bleibt doch auch hier die Frage, ist denn alles was technisch möglich und machbar ist, auch wirklich nötig und sinnvoll?



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