Ist gute Organisation doch nicht alles ?
Ein bisschen Abenteuer
schon, aber mit etwas Komfort und gut geplant, das ist mir inzwischen wichtig.
Und deshalb gehört eine entsprechende Checkliste unbedingt dazu. So auch bei
der Reise nach Ost-Kanada im letzten Jahr. Für diese große Reise hatte ich alles gut
vorbereitet und akribisch organisiert.
Dank Google ist es sogar möglich, den günstigsten Supermarkt für
den ersten Einkauf bereits von zu Hause aus zu finden und sich bequem am
Bildschirm die Angebote anzusehen. Also,
alles super! Die Reise kann beginnen.
Die Koffer sind gepackt, die Fahrkarten und die Bordkarten ausgedruckt, der Flug
bestätigt, alles bereit. Die Checkliste restlos und gründlich abgearbeitet. Nun
sollte wohl nichts mehr schiefgehen, denn gute Organisation ist ja bekanntlich
alles!
Aber dann kam es doch ganz anders als gedacht. Ein kleines Versehen meinerseits hätte mir bald
die Einreise in Halifax, Nova Scotia vermasselt. Kanada hat nämlich seit 2016 das elektronischer
Einreiseverfahren e-TA eingeführt. Bereits
in Deutschland muss sich deshalb jeder Reisende online registrieren. Beim Check-In auf
dem Flughafen wurde dann aber festgestellt, dass meine e-TA nicht gültig sei. Beim
Ausfüllen des Formulars hatte ich wohl anstelle der Null den Buchstaben „O“ in
meine Pass-Nummer eingetippt. In deutschen Passnummern gibt es aber gar kein „O“.
Um diese Erkenntnis war ich nun reicher, aber um einen höheren Aufpreis für die
neue Beantragung ärmer. Doch wie sagt man so schön:
„Aus Fehlern wird man klug, drum macht man nie genug!“ Nach diesem Schreck lief
erst einmal alles wieder nach Plan und gut organisiert. In etwas mehr als sieben Stunden ging es
über den großen Teich. Hotel und Camper waren vorgebucht, ebenso der Transfer am
nächsten Tag zur Autovermietung. Wunderschöne drei Wochen in herrlicher Natur
lagen nun vor uns. Einfach die Seele baumeln lassen. Alles war gut.
Bis, ja bis, gerade an
meinem Geburtstag wieder alles anders kam als geplant. Nach einem
vorzüglichen Mittagessen auf einer Terrasse mit Blick aufs Meer, orderte ich
die Rechnung und da kam der nächste Schock. Die Kreditkarte funktionierte nicht! Bezahlung nicht möglich. Oh,
wie peinlich. Zweiter Versuch. Nichts ging mehr. Anruf bei der Bank. Diese
bestätigte die permanente Sperrung meiner Kreditkarte wegen eines unerlaubten
Zugriffs auf mein Konto von einem Schnellrestaurant in Brasilien aus. Meine neue
Kreditkarte sei jedoch bereits auf dem Postweg zu mir nach Hause. Na toll, denn wir
waren ja noch zehn Tage in Kanada. Das nennt man dann wohl eine globale, schöne neue
Welt.
Jetzt hieß es erst einmal, alle
Barmittel zusammenkratzen und den Gürtel enger schnallen. In dieser Situation half
nun auch die beste Organisation nichts mehr. Improvisation war angesagt. Trotz
gewisser Einschränkungen sind wir doch noch recht gut über die Runden gekommen und
schließlich wieder zu Hause gelandet. Dafür konnten wir dann spannend über unsere Pleiten, Pech und Pannen berichten.
Jetzt aber steht ganz oben auf meiner Checkliste ein neuer Punkt: Zweite Kreditkarte beantragen! Bei der
nächsten Reise sollte dann wohl nichts mehr schiefgehen! Aber man weiß ja nie. Und tatsächlich, im Frühjahr 2020 überraschte uns alle die Corona-Pandemie. Sie machte wieder auf einen Schlag alle Planungen und die
beste Organisation zunichte. Diesmal aber nicht nur meine. Unsere neuen Reisepläne und Buchungen lösten sich einfach ins Luft
auf. Alles storniert. Wie heißt es doch so schön: „Erstens kommt es anders,
zweitens als man denkt“.
Damit hatte sicher keiner
in diesem Ausmaß gerechnet. Ist es nicht unfassbar, wie ein so kleines Virus so
viele Pläne und Vorhaben weltweit zum Platzen bringen kann? Da kommt das beste
strategische Denken und Handeln schnell mal an seine Grenzen. Eine nicht ganz
neue Erkenntnis heißt doch, dass nicht alles hundertprozentig planbar und schon gar
nicht machbar ist. Aber wer glaubt das schon? Doch es gilt nach wie vor, auch oder gerade in unserer komplexen
und bis ins Detail durchorganisierten Welt. Trotz genauester Organisation und vorausschauender
Planungen bleiben stets gewisse Risiken und Unwägbarkeiten. Wer sich dessen
bewusst ist, für den sind dann solche Abweichungen nicht nur böse Überraschungen,
sondern Herausforderung zum spontanen und kreativen Denken und Handeln.
Anders ausgedrückt: Gute Organisation
ist nicht alles, aber ohne Organisation ist alles nichts!
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