Aufgeschnappt
Beim Einpacken der letzten
Stücke meines Einkaufs an der Kasse im Supermarkt schnappte ich gerade noch
diese Wortfetzen eines kurzen Gesprächs der Kassiererin mit einem jungen Vater
auf: „Hab ich richtig verstanden? Ihr Kind heißt wirklich Mala?“ Als der Vater das
stolz bejahte, kam wie aus der Pistole geschossen von der Frau an der Kasse:
„So heißt mein Meerschweinchen auch!“ Ich sah nur noch den pikierten Blick des Vaters.
Was tun Eltern ihren
Kindern eigentlich oft mit den Vornamen an? Wobei Mala noch ganz süß klingt.
Mala Müller-Stockhausen, das hat doch was. Abgesehen davon, dass „mala“ im
Lateinischen „schlecht“ bedeutet. Aber wer spricht schon eine „tote Sprache“?
Deshalb wissen viele auch nicht, was der römische Komödiendichter Plautus um
200 v. Chr. mit seinem Wort: "nomen
est omen“ sagen will. Der Namen ist ein Zeichen. Er sagt etwas über seinen
Träger aus. Namen gaben früher Auskunft über Stand und Herkunft des
Bezeichneten.
Noch heute lassen sich
bestimmte Namen einer gewissen Zeit und Auffassung der Eltern zuordnen. Wenn
ein deutscher Mann z. B. Baldur
heißt, kann man leicht schlussfolgern, dass seine Eltern sicher mehr als nur
eine Vorliebe für nordische Namen hatten. Heißt eine Frau, die während der
DDR-Zeit geboren wurde, Tamara, dann liegt es förmlich auf der Hand, dass eine
gewisse Sympathie zum großen Bruder Sowjetunion bestand.
Den passenden Namen für ein
Kind zu finden, der nicht nur zu einem kleinen und süßen Fratz passt, sondern
der auch im Erwachsenenalter bestehen kann, ist gewiss nicht leicht. Ganze
Hitlisten moderner und ausgefallener Namen findet man im Internet und in vielen
Vornamensbüchern. Doch wer die Wahl hat, hat die Qual. Und Mancher greift schon
mal daneben. „Aber Frau Grube, Sie werden ihr Kind doch nicht Klär nennen“.
Exotisch und gerade angesagt ist noch keine Garantie für einen Namen, mit dem
sich das Kind auch später wohlfühlt. Frau
Schulze-Ungemach ruft auf dem Spielplatz ihre Tochter Carmen und ein kleines sommersprossiges Mädchen mit rotblonden
Zöpfen kommt angerannt. Kein Name sollte eine lebenslange Bestrafung der Kinder für die
Verirrungen ihrer Eltern sein.
Nach einer Studie der Uni Oldenburg werden Schüler oft schon nach
ihren Vornamen von den Lehrern eingestuft. Als leistungsschwach gelten: Mandy,
Chantal oder Jacqueline bei den Mädchen und Justin und Dustin bei den Jungen.
Wobei Kevin natürlich den „Vogel abschießt“. Eine Grundschullehrerin sagte
dazu: „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose. Nach der Auswertung von rund 500 Fragebögen kam dabei heraus, dass Kinder mit den vorbenannten Namen als "verhaltensauffällig" oder "leistungsschwach" eingeschätzt werden. Dagegen werden Kinder mit den Namen: Charlotte, Sophie, Marie, Maximilian oder Simon für "freundlich" und "leistungsstark" gehalten.
Was von dieser Einschätzung auch immer zu halten ist und ob sie wirklich zutrifft oder auch nicht, so gilt wohl immer noch: "NOMEN EST OMEN"!
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