Nihil
novi sub sole
„Es ist nichts Neues unter
der Sonne“, das wussten schon die Alten. Alles ist immer nur Wiederkehr,
zyklisches Geschehen und trägt bereits den Keim des Endes in sich. Das Ende
aber birgt auch einen neuen Anfang. Vielleicht liegt darin die tiefe und
unstillbare Sehnsucht des Menschen begründet, immer wieder neu zu beginnen. Der
vielfache Wunsch der Menschen: „Ach könnte ich doch noch einmal von vorne anfangen“,
drückt ihre Hoffnung aus, dass dann alles anders und vor allem bessere würde.
Ob nun im persönlichen
Leben oder in unserer Gesellschaft, dieser Wunsch ist groß und durchzieht alle
Generationen. Natürlich bleibt es eine Illusion, dass das Neue auch gleichzeitig das
Bessere ist. Die Versuchung im Vergangenen zuerst das Misslungene und Veraltete
zu sehen, ist dabei nicht verwunderlich. Einen Versuch ist es wohl wert,
noch einmal neu zu beginnen. Dagegen steht die realistische Erfahrung, was man
hat, das weiß man, was kommt, ist ungewiss. Neue Besen kehren gut, sagt der
Volksmund. Nach einiger Zeit zeigt sich schon, was wirklich dahintersteckt. Ist
der Lack erst ab, kommt es auf den nächsten Kratzer auch nicht mehr an. Alles
verbraucht sich eben früher oder später. Die neue Liebe zu immer anderen
Partnern ist dabei auch nur noch von kurzer Dauer. Häufig sind die Zeiten viel
zu kurz bemessen, in denen Dinge und Menschen zeigen können, was wirklich in
ihnen steckt. Was keine raschen Erfolge bringt, erzeugt Unmut. Es gehört auf den Müll.
Immer schneller und häufiger werden
deshalb die Rufe der Unzufriedenen nach Veränderungen laut, nach Reformen und zeitgemäßem Denken
und Handeln in Politik, Religion und Gesellschaft. Neue Köpfe und Visionen braucht
das Land. Sie sollen es richten. Eine Wende, nicht nur in Energiefragen, wird
da schleunigst angemahnt. Doch wohin? Nach rechts, nach links? Das gab es ja alles
schon einmal. Im politischen Alltagsgeschäft erlischt schon bald das strahlende
Lächeln der Kandidaten. Das grünste Grün verwelkt unter der Sonne, das schönste
Morgenrot wird im Laufe des Tages blass. Jeder Versuch in der Geschichte der
Menschen, das Alte einfach abzustreifen und ein neues Leben mit anderen Akzenten
zu beginnen, ja selbst das Paradies zu schaffen, blieb ein Traum und manchmal
wurden diese Versuche sogar zum Alptraum für viele.
Es gibt nichts wirklich
Neues unter der Sonne, sagten die Alten. Wie recht sie doch hatten. Jedes vermeintlich Neue ist immer nur
eine Neuauflage des Alten in anderer Farbe und Form. Der neue Mensch wurde
nicht unter den Fahnen der Revolutionen geboren und er wird es auch nicht durch
radikal veränderte Besitzverhältnisse.
Der neue Mensch und die
neue, bessere Gesellschaft, die doch so viele erhoffen, ist eben nicht einfach
eine Neuauflage des Alten. Kann sich aber der Mensch selbst neu erschaffen?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen