Durch
die Blume gesagt
Da steht nun die kleine
Sonnenblume in einem „Schlagloch“ auf dem Gehweg in der Geiststraße in Halle an
der Saale. Sie ist schutzlos und gefährdet, von den Füßen der Passanten
zertreten zu werden. Aber sie schützt auch die Benutzer des Weges davor, nicht
in eines dieser gefährlichen Löcher mitten auf dem Fußweg zu treten und sich
dabei schwer zu verletzen.
Jemand hat die Blume
dorthin gepflanzt. Er wollte wohl gleichsam „durch die Blume“ dem Amt für
Ordnung und Sicherheit der Stadt sagen: „Liebe Verantwortliche in und für die
Stadt Halle, seht ihr nicht diese offensichtlichen Gefahren-stellen auf den
Straßen und Wegen eurer Stadt? Es ist ja nicht nur dieses eine Loch und das nun
schon seit Monaten. Wann werdet ihr eurer Pflicht nachkommen, für Ordnung und
Sicherheit der Menschen zu sorgen? Bis dahin muss es wohl diese kleine Blume
tun.“
In dieser und in vielen
anderen Situationen ist das eine gute Möglichkeit, einem anderen etwas durch
die Blume zu sagen. Das heißt, ihm einen dezenten Hinweis zu geben, etwas zu
ändern oder neu zu bedenken. Dabei wird auch keiner verletzend bloßgestellt.
Und wer es richtig versteht, der antwortet darauf: “Danke für die Blumen, ich
habe verstanden“. So können beide Seiten ihr Gesicht wahren und trotzdem wird
ein Übel, manchmal buchstäblich, aus dem Weg geräumt.
Einem anderen Menschen mit
Empathie begegnen bedeutet, sich gleichsam in den anderen einzufühlen, seine
Gefühle wahrzunehmen und ihm so unsere Wertschätzung zu zeigen, auch wenn wir
nicht immer einer Meinung sind und es keineswegs immer sein müssen. Aber Achtung vor dem anderen sollte doch wohl jeder haben.
Weithin ist genau diese
Sichtweise verloren gegangen, wenn sie überhaupt je in breiten Kreisen
vorhanden war. Was gerade in den sogenannten sozialen Netzwerken an
unverblümter Beschimpfung, offensichtlicher Hetze und an direkten Hasstiraden
stattfindet, macht deutlich, dass es vielfach nicht mehr um eine sachliche und
ehrliche Auseinandersetzung geht, sondern darum, den anderen als Gegner zu
sehen und ihn fertigzumachen! Da mutieren die „sozialen“ ganz schnell zu „asoziale
Netzwerken“.
Natürlich sind viele Menschen
derzeit zu Recht empört über Kriege und Gewalttaten auf den „Schlachtfeldern“
unserer Erde. Gleichzeitig stelle ich schmerzlich eine Zunahme an einer
massiven verbalen Gewalt und Aggressivität in der Kommunikation der Menschen
fest. Die Feindseligkeit ist da mit Händen zu greifen. Ebenso beherrscht ein
hohes Gewaltpotential in Konfliktsituationen den Alltag. Das aber trägt sicher
nicht zu einem gelingenden und friedlichen Zusammenleben im Kleinen wie im
Großen bei. Darum lasst Blumen sprechen und nicht Gewalt und Waffen!