Alles im Doppelpack
Ist das nicht toll und super
günstig? Zwei Paar Socken im Doppelpack und das alles zum gleichen Preis? Der
Handel hat große Erfolge mit dieser Werbestrategie. Die Sonderangebote gehen
weg wie warme Semmel. Doppelherz und Doppelkorn sind allseits beliebt. Wer
lässt sich nicht gern von einer doppelten Gewinnchance beim Glücksspiel locken.
Sofort gewinnen und zusätzlich an der Auslosung im Herbst teilnehmen! Die
Rechnung geht deutlich auf. Zumal der alte Grundsatz gilt: Doppelt hält besser!
Stimmt das aber immer und
überall? Dabei entzünden sich zum Beispiel immer wieder Diskussionen an einer doppelten
Staatsbürgerschaft für Ausländer in unserem Land. Die einen verlangen sie
generell für alle Einwanderer, andere meinen, es gehört zuerst die ernsthafte
Entscheidung und ein Bekenntnis zu dem Land dazu, in dem sie leben wollen. Und
ist denn gleich jeder, der dies in Frage stellt, ein reaktionärer
Spielverderber? Staatsbürgerschaft ist doch schließlich kein Sonderangebot, das im Doppelpack billiger zu haben ist. Oder?
Für mich liegt bei dem
vielen Aktionismus in unserer Gesellschaft und den unendlichen Diskussionen darüber oft eine tiefere Haltung von größter Doppeldeutigkeit dahinter. Mir kommt es so vor,
als ob die Kraft zur Eindeutigkeit verloren gegangen ist. Keiner möchte sich mehr
festlegen und festgelegt werden. Das Ganze wird dann eben Flexibilität genannt. Dadurch wird die
Berechenbarkeit und Verlässlichkeit in allen Bereichen unseres Lebens immer
schwieriger. Was heute gilt, ist morgen längst Makulatur. Wo wir auch
hinschauen, sind Doppelzüngigkeit, Doppelmoral und doppeltes Spiel an der
Tagesordnung. So mancher scheint offenbar nur noch nur noch eine Rolle oder gar eine Doppelrolle zu spielen.
Diese wachsende
Orientierungslosigkeit führt zur Verunsicherung der Menschen. Es wird heute zwar viel von Transparenz und vertrauensbildenden Maßnahmen geredet, aber zu wenig
getan. Doppeldeutiges Reden und Handeln vergiftet zunehmend das Zusammenleben und
lässt viele zu dem Schluss kommen, ohne Netz und doppelten Boden geht es wohl nur
noch im Zirkus zu.
Da kommt mir noch ein ganz
böser Gedanke, steckt vielleicht hinter dem häufigen „Doppelkopfspiel“ der Regierungen mit ihren Doppelspitzen und Doppelbeschlüssen die eindeutige Doppelstrategie, die schon die alten Römer kannten: „divide et
impera – teile und herrsche“? Dann sollten wir alle aber doppelt wachsam sein
und lieber zweimal hinhören, was hinter dem Doppelpunkt kommt und lesen, was im
Kleingedruckten steht.
Oder sollte etwa doch
der Satz stimmen, der in der Wendezeit an einer Mauer geschrieben stand: „Wir
sind das Volk – wir sind ein Volk“ und jemand hatte dahinter geschrieben: „Wir
sind ein dummes Volk!“
(Übrigens, die roten Socken
sind nicht doppeldeutig gemeint!)
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