Sehnsucht
nach Licht
Die Tage im Monat Dezember werden
immer noch kürzer. Nun ja, das stimmt zwar nicht ganz, aber wir haben alle das
Gefühl, dass es so ist. Nicht die Tage werden kürzer, sondern es sind immer
weniger Stunden am Tag, an denen es hell ist oder gar die Sonne sich sehen lässt.
Trübe Tage, lange Nächte. Bereits am späten Nachmittag wird es jetzt schon dunkel.
Die lange Dauer dieser Dunkelheit wirkt auf viele Menschen deprimierend und macht sie lustlos. Ihre Energie
und ihre Leistungsfähigkeit lässt schnell nach. Eine große Müdigkeit lähmt auch so manche
Aktivität. Selbst nach draußen mag man nicht so gerne gehen, denn es ist nass und
kalt, einfach ungemütlich. Zudem ist alles düster und kahl in dieser Jahreszeit.
Die Sehnsucht der Menschen
nach Licht und Wärme wächst und ist überall spürbar. Gehe ich durch die dunklen Straßen der Stadt, dann schaue
ich mir gern die erleuchteten Fenster der Häuser an. Balkone und Fassaden
schmücken jetzt kleine Lichterketten, in den Vorgärten stehen beleuchtetet Büsche
und Bäume. Sterne leuchten in den Fenstern und vor den Eingängen mancher
Geschäfte sind Laternen mit dicken brennenden Kerzen aufgestellt. Auf dem
Weihnachtsmarkt duftete es nicht nur köstlich nach Glühwein und gebrannten
Mandel, sonder überall flimmern bunte Lichter.
All diese Lichter sind kleine Hoffnungszeichen in der Dunkelheit. Sie bringen Helligkeit und
Wärme. Und das nicht nur in den Häusern und Straßen, sondern auch in den Herzen
der Menschen. Gerade darum geht es doch, dass wir nicht die Hoffnung verlieren
und vor dem Dunkel resignieren. Dass die
Tage nach Weihnachten wieder länger und heller werden, wissen wir ziemlich genau, aber es
gibt eine andere Dunkelheit, die viel mehr ängstigt. Sie erfüllt die Menschen
mit Sorge und macht ihre Herzen schwer.
Die häufigen Nachrichten von Gewalt,
Hass, Krieg und Terror legen sich wie dunkle Schatten auf die Seelen der
Menschen. Düstere Visionen werden an die Wand gemalt und Ängste geschürt. In
einer globalen und medialen Welt dominieren oft die dunklen Seiten das
gegenwärtige Geschehen. In der Palette dieser „Bildermaler“ scheint es keine
hellen Farben mehr zu geben. Oft gibt es nur noch schwarz oder weiß auf dem
Markt der Meinungen. Die Zwischentöne, die das Leben erst ausmachen, sind verschwunden.
Es fehlt in unseren Tagen oft an Farbe, Licht und Herz. Konfrontation statt Kooperation
bestimmt die Diskussionen. So mancher „Unheilsprophet“ und „Schwarzseher“ gibt
dabei den düsteren Ton an.
Wäre es nicht besser, ein
kleines Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen, wie es ein
chinesisches Sprichwort sagt? Denn dass viele kleine Lichter eine übermächtige
Dunkelheit vertreiben können, hat doch der „Herbst 89“ gezeigt. Viele kleine
Kerzen, die die Menschen entzündeten, wurden zu einem Lichtermeer, vor dem
letztendlich die Dunkelheit kapitulieren musste. Doch das aber geschieht nicht alle
Tage und es muss schon Vieles zusammenkommen, damit es geschieht.
Kleine Lichtblicke im
Alltag, die können wir uns viel leichter und öfter schenken. Ein freundliches
Lächeln und ein herzliches Dankeschön für einen anderen, zaubern schnell ein
Leuchten auf sein Gesicht und vertreiben so manche trübe Gedanken.
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