Das ist doch meiner!
„Das ist doch meiner“,
sagte ganz aufgeregt das kleine Mädchen. Es hatte ihren rosa Puppenwagen, mit
dem sie schon lange nicht mehr spielte, vor ihrer Haustür gesehen. In unserem
Viertel ist es üblich, solche Dinge, die nicht mehr selbst genutzt werden, auf die Straße zur Mitnahme für andere zu
stellen. Und es finden sich immer Interessenten.
Ganz empört hörte ich im
Vorbeigehen, wie das Mädchen ihren Vater rügte: „Den kannst du doch nicht
einfach weggeben!“ „Du spielst doch gar nicht mehr damit“, erwidert der Vater.
„Aber das ist doch meiner!“
Wie der Kampf um den
Puppenwagen ausgegangen ist, habe ich nicht mehr mit- bekommen, da war ich
schon vorbei. Aber es ist schon ein regelrechter, innerer Kampf für viele
Menschen, wenn es darum geht, sich von etwa zu trennen. Egal, ob es noch
gebraucht wird oder nicht. Da unterscheiden sich Erwachsene nicht unbedingt von
den Kindern. „Das ist meins und das bleibt meins, damit basta“.
Und wie viel Kraft und
Energie bringen wir Menschen in unserem Leben auf, um materielle Dinge zu
erwerben, zu bewahren und zu bewachen. Je mehr ein Mensch aber besitzt, umso
größer wird seine Angst, es wieder zu verlieren. Was unser Leben angenehm und glücklich
machen soll, bringt oft nur Sorgen und Verdruss. Es ist wie ein Krampf in
unseren Händen und unseren Herzen und sie lassen sich nur schwer öffnen, um
etwas wegzugeben. „Ham, ham“, sagt schon das Kleinkind und streckt die Ärmchen
aus nach dem Objekt seiner Begierde.
Es hat den Anschein, nicht
wir besitzen die Dinge, sondern die Dinge ergreifen Besitz von uns. Sie machen
uns eher unfrei als froh. Unsere Gedanken sind dann nicht dort, wo wir gerade
sind, sondern sie kreisen um das Grundstück und das Haus, das Auto und
vielleicht das Boot. Wir machen uns viele Gedanken und geben noch mehr Geld
geben, um alles zu sichern und zu versichern, was wir besitzen. Aber was ist
schon sicher?
Nicht dass es nun schlecht
wäre, etwas zu haben, es zu gebrauchen und uns daran zu erfreuen, aber nicht
ohne daran zu denken, dass wir es immer nur für eine bestimmte Zeit und zu
einem besonderen Zweck haben und es nicht festhalten können. Oder wie es der
Volksmund so treffend sagt, das letzte Hemd hat keine Taschen.
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