Die
Bahia - wo andere Urlaub machen
Der Bundesstaat "Bahia" liegt im tropischen Nordosten von Brasilien. Ein besonderer
Anziehungspunkt für viele Touristen aus aller Welt ist die Stadt San Salvador. Sie
ist bekannt für die Lebensfreude ihrer Bewohner und besonders für den lauten
und bunten Karneval. Überall ist dort noch die afrobrasilianische Kultur gegenwärtig
und lebendig. Kilometerlange weiße Strände laden Einheimische und Besucher zum
Baden und Chillen ein. Das Ziel unserer Reise aber lag wieder einmal abseits
dieser touristischen Attraktionen.
Nach
unserem Zwischenstopp in Rio fuhren wir sehr früh am Morgen zum dortigen Airport
und flogen nach San Salvador. Die ehemalige Hauptstadt Brasiliens, denn das war
Salvador einmal, war aber nicht unser eigentliches Ziel. In überfüllten
Bussen ging es in rasanter Fahrt durch die drittgrößte Stadt Brasilien zur
Anlegestelle der Fähre. In knapp einer Stunde erreichten wir mit dieser die
vorgelagerte Insel Itaparica. Weiter ging es nun noch einmal mit dem Bus zur Stadt
Nazare´. Über eine lange Brücke haben wir dann wieder das Festland erreicht. Die
letzten 25 km nach Jaguaripe, dem Ziel unserer Reise, fuhren wir mit einem
Auto. Die Fahrer privater Autos bieten auf dem Marktplatz ihre Fahrdienste an.
Das ist dort die übliche Weise, in die entlegensten Winkel des Landes zu
kommen. Zudem ist es recht preiswert, jedoch mit eingeschränktem Komfort
verbunden, denn es werden schon einmal bis zu sieben Erwachsene in einem
kleinen PKW befördert und da wird die Luft schnell knapp und die Hitze fast
unerträglich. Der Blick auf die sanften grünen Hügel mit Palmen und blühenden
Büschen, die an uns vorüberzogen, entschädigte uns für die Strapazen der langen
Reise.
In
dieser wunderschönen tropischen Landschaft, wo andere gern einmal Urlaub machen
würden, lebte und arbeitete Padre Arnoldo einige Jahre als Seelsorger bei den
Menschen. Er sah ihre Armut, erkannte ihre Nöte und reagierte sofort mit der Einrichtung
von zehn Projekten, die er heute noch betreut und finanziell mit Spenden aus Deutschland unterstützt. Sein
Weg von Sao Paulo ist weit und beschwerlich, wie wir es ja selbst gerade
erfahren hatten. Trotzdem versucht er, alle drei bis vier Monate in die Bahia
zu fahren, zu den Menschen, die schon sehnsüchtig auf ihn warten. Wir hörten bei jeder Begegnung immer wieder den Satz: „Padre, du warst so
lange nicht hier!“ Ihre große Freude und Dankbarkeit war deutlich zu spüren. Auch
wir wurden immer ganz herzlich aufgenommen und begrüßt. Für alle war klar, der
Besuch aus Deutschland ist ein Zeichen für eine große Solidarität, ohne die all
die Projekte von Padre Arnoldo nicht möglich gewesen wären.
Nachdem
wir unser einfaches Quartier auf einer Matratze auf dem Fußboden im Saal über
der dortigen Creche für die nächsten Tage bezogen hatten, waren wir wieder mit Arnoldo ständig unterwegs zu seinen
Projekten. Nach einem Großeinkauf im Supermercado Sao Jose fuhr ein
Mitarbeiter des Geschäfts und guter Freund des Padre die Lebensmittel mit
seinem Pickup über teils unwegsame Straßen in die entlegenen Orte und Einrichtungen.
Überall spürten wir eine große Herzlichkeit und Freude über den Besuch und die
Lebensmittel. Waren doch dadurch in der nächsten Zeit die Mahlzeiten für die
Kinder in den creches wieder abgesichert.
In
diesen Tagen hatten wir zahlreiche Begegnungen mit den Menschen. Wir haben viele Eindrücke gewonnen von ihrer großer
Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Trotz aller Armut spürten
wir immer wieder ihre Dankbarkeit und ihre Lebensfreude. Wir
erfuhren auch das persönliches Engagement der Helfer und dass die finanzielle Hilfe der Spender hier wirklich ankommt und genau die Bedürftigsten erreicht. Die
Erinnerung an die übersprühende Lebensfreude und Herzlichkeit der Menschen
durften wir als ein großes Geschenk für uns mitnehmen. Auch wir dürfen sagen:
obrigado – danke!
Vor
der langen Fahrt zurück nach Sao Paulo, konnten wir noch einmal in der
wunderschönen Altstadt von San Salvador das sprühende und bunte Leben der
afrobrasilianischen Kultur erleben. Die Besichtigung der historischen Altstadt
mit den vielen Kirchen in ihrer kolonialen Pracht und der Sonnenuntergang am Strand
rundeten unseren Besuch in der Bahia ab.
Brasilien
ist ein wunderschönes und reiches Land. Der größte Reichtum sind wohl seine
Menschen in ihrer Vielfalt und Buntheit. Millionen von ihnen aber müssen unter
schwierigsten Bedingungen in größter Armut ihr Leben fristen. Abseits der
Touristenpfade wurde unser Blick auf diese Not der Armen der Ärmsten gelenkt.
Wir sahen aber auch das Engagement von Padre Arnoldo und seiner Helfer. Es ist ihnen wichtig, einfach anzupacken und etwas zu tun.
Wir haben diese Reise gemacht und
gern die Strapazen auf uns genommen, um mit den Spendengeldern zu helfen, die wir Padre Arnolodo übergeben haben und wurden selbst beschenkt. Indem
ich darüber berichte, möchte ich vielen meiner Leser den Blick öffnen für
die Situation anderer Menschen. Denn unter einem neuen Blickwinkel fällt es uns
gewiss auch leichter, einmal dankbarer zu sein für all das, was wir hier in
Deutschland allzu oft für so selbstverständlich erachten.
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