Mittwoch, 2. März 2016



Straßenhunde in Paraguay

 
Neulich schaute ich mir alte Dias von unseren Reisen aus den letzten Jahren an. Dabei wurden viele der Bilder ganz lebendig und so manche Begebenheit fiel mir dazu wieder ein.  Auch diese  von unserer Reise nach Paraguay. Das war so:
 
Sie, eine ältere Dame, hatte sich von ihrem Mann ganz einfach am falschen Hotel absetzen lassen. Als sie ihren Irrtum bemerkte, war ihr Mann mit dem Auto schon wieder weg. Nun suchte sie händeringend nach einer anderen Mitfahrgelegenheit, um doch noch rechtzeitig zum Treffen der Frauengruppe deutscher Einwanderer in Paraguay zu kommen. Am schönen Lago Ypacarai, dem größten See Paraguays, liegt die Kleinstadt San Bernadino, die 1881 von deutschen Einwanderern gegründet wurde. Unseren Rundgang am See und durch die Stadt wollten wir gerade mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Käsekuchen in der „Deutschen Bäckerei“ beschließen.
 
Da kam auch schon die Frau ganz aufgeregt auf uns zu. „Sie sprechen deutsch“, sprach sie uns. „Ja, wir sind aus Deutschland.“ „Ick bin die Rosi und komme aus Berlin“, sprudelte es aus ihr heraus. In kürzester Zeit erfuhren wir, dass sie schon einige Male in Paraguay war und  jetzt mit ihrem Mann hier am See in diesem guten Klima seit Wochen alles für ihre Einwanderung nach Paraguay vorbereiteten. Deshalb wollte sie ja auch zu dieser Frauengruppe, denn von ihr erhoffte sie sich viele gute Tipps. Man tauschte sich dort nämlich über alles aus, vom Brotbacken über den Umgang mit den Behörden im Land bis zur Information, wo der beste Fisch hier am See geräuchert wird. Aber das würde sie nun alles verpassen, wenn sie nicht schnellstens in das andere Hotel käme. Kurz und gut, sie würde uns auch einen Kaffee spendieren, wenn wir sie dorthin fahren könnten. Leider hatte sie  aber auch nur eine vage Vorstellung, wo das Hotel  so ungefähr liegt.
 
 Nachdem wir uns kurz in der Bäckerei umgesehen hatten und diese dann doch nicht den erwarteten Eindruck auf uns machte und Käsekuchen gab es auch nicht mehr, fuhren wir mit Rosi zurück in die Stadt. Während der Fahrt erzählte sie uns, dass Sie und  ihr Mann einen ruhigen Lebensabend in Paraguay verbringen wollen. Mit dem Ersparten und der Rente aus Deutschland kämen sie hier viel leichter und besser klar als in Deutschland. Und es lebt sich ja auch wesentlich ruhiger hier. Aber das viele Elend und die Armut machten sie schon sehr betroffen. Davor konnte sie die Augen nicht einfach verschließen. Und sie hatte beschlossen, hier zu helfen. Wir erfuhren also von ihr, dass sie sich gern sozial engagieren wolle. Sie hätte ja schon immer eine soziale Ader gehabt, meinte sie noch.
 
 Wir waren echt beeindruckt und gespannt, was sie denn für Projekte plante. Ja, sie wolle sich um die Straßenhunde kümmern, die täten ihr so leid. Wir sahen uns nur kurz an und schluckten leicht. Wir hatten nämlich bei unserer Reise in diesem Land schon ganz andere Probleme und sehr viel Armut gesehen, worunter die Menschen litten. Wenn man ihnen helfen würde, wäre sicher auch den Hunden geholfen, dachten wir noch. Doch da waren wir auch schon am Hotel. Rosi eilte schnellstens zu ihrer der Frauengruppe und schon war sie verschwunden. Wir tranken unseren Kaffee und bezahlten ihn selbst. Wenn aber wir in den Tagen nach dieser Begegnung mit Rosi, streunende Hunde auf den Straßen und Plätzen sahen, dann mussten wir unwillkürlich an Rosi und  ihr „soziales Engagement“ denken. Auch wenn wir selbst etwas andere Vorstellungen von einem „sozialen Engagement“ hatten, so war doch Rosis Vorhaben  immerhin ein kleiner Anfang in diesem Land. Straßenhunde gibt es in Paraguay genug, buchstäblich wie Sand am Meer.
 
Sagt man nicht, dass der Hund der beste „Freund des Menschen“ sei?  Warum sollte  es nicht auch umgekehrt der Fall sein? Helfen ist in jedem Fall besser, als gar nichts zu tun.

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