Straßenhunde in
Paraguay
Neulich
schaute ich mir alte Dias von unseren Reisen aus den letzten Jahren an. Dabei
wurden viele der Bilder ganz lebendig und so manche Begebenheit fiel mir dazu wieder
ein. Auch diese von unserer Reise nach Paraguay. Das war so:
Sie,
eine ältere Dame, hatte sich von ihrem Mann ganz einfach am falschen Hotel
absetzen lassen. Als sie ihren Irrtum bemerkte, war ihr Mann mit dem Auto schon
wieder weg. Nun suchte sie händeringend nach einer anderen Mitfahrgelegenheit,
um doch noch rechtzeitig zum Treffen der Frauengruppe deutscher Einwanderer in
Paraguay zu kommen. Am schönen Lago Ypacarai, dem größten See Paraguays, liegt
die Kleinstadt San Bernadino, die 1881 von deutschen Einwanderern gegründet
wurde. Unseren Rundgang am See und durch die Stadt wollten wir gerade mit einer
Tasse Kaffee und einem Stück Käsekuchen in der „Deutschen Bäckerei“
beschließen.
Da
kam auch schon die Frau ganz aufgeregt auf uns zu. „Sie sprechen deutsch“,
sprach sie uns. „Ja, wir sind aus Deutschland.“ „Ick bin die Rosi und komme aus
Berlin“, sprudelte es aus ihr heraus. In kürzester Zeit erfuhren wir, dass sie
schon einige Male in Paraguay war und
jetzt mit ihrem Mann hier am See in diesem guten Klima seit Wochen alles
für ihre Einwanderung nach Paraguay vorbereiteten. Deshalb wollte sie ja auch
zu dieser Frauengruppe, denn von ihr erhoffte sie sich viele gute Tipps. Man
tauschte sich dort nämlich über alles aus, vom Brotbacken über den Umgang mit
den Behörden im Land bis zur Information, wo der beste Fisch hier am See
geräuchert wird. Aber das würde sie nun alles verpassen, wenn sie nicht schnellstens
in das andere Hotel käme. Kurz und gut, sie würde uns auch einen Kaffee
spendieren, wenn wir sie dorthin fahren könnten. Leider hatte sie aber auch nur eine vage Vorstellung, wo das
Hotel so ungefähr liegt.
Nachdem
wir uns kurz in der Bäckerei umgesehen hatten und diese dann doch nicht den
erwarteten Eindruck auf uns machte und Käsekuchen gab es auch nicht mehr,
fuhren wir mit Rosi zurück in die Stadt. Während der Fahrt erzählte sie uns,
dass Sie und ihr Mann einen ruhigen
Lebensabend in Paraguay verbringen wollen. Mit dem Ersparten und der Rente aus
Deutschland kämen sie hier viel leichter und besser klar als in Deutschland.
Und es lebt sich ja auch wesentlich ruhiger hier. Aber das viele Elend und die
Armut machten sie schon sehr betroffen. Davor konnte sie die Augen nicht einfach
verschließen. Und sie hatte beschlossen, hier zu helfen. Wir erfuhren also von
ihr, dass sie sich gern sozial engagieren wolle. Sie hätte ja schon immer eine
soziale Ader gehabt, meinte sie noch.
Wir
waren echt beeindruckt und gespannt, was sie denn für Projekte plante. Ja, sie
wolle sich um die Straßenhunde kümmern, die täten ihr so leid. Wir sahen uns nur
kurz an und schluckten leicht. Wir hatten nämlich bei unserer Reise in diesem
Land schon ganz andere Probleme und sehr viel Armut gesehen, worunter die
Menschen litten. Wenn man ihnen helfen würde, wäre sicher auch den Hunden
geholfen, dachten wir noch. Doch da waren wir auch schon am Hotel. Rosi eilte
schnellstens zu ihrer der Frauengruppe und schon war sie verschwunden. Wir
tranken unseren Kaffee und bezahlten ihn selbst. Wenn aber wir in den Tagen nach
dieser Begegnung mit Rosi, streunende Hunde auf den Straßen und Plätzen sahen, dann
mussten wir unwillkürlich an Rosi und
ihr „soziales Engagement“ denken. Auch
wenn wir selbst etwas andere Vorstellungen von einem „sozialen Engagement“
hatten, so war doch Rosis Vorhaben immerhin
ein kleiner Anfang in diesem Land. Straßenhunde gibt es in Paraguay genug,
buchstäblich wie Sand am Meer.
Sagt
man nicht, dass der Hund der beste „Freund des Menschen“ sei? Warum sollte es nicht auch umgekehrt der Fall sein? Helfen
ist in jedem Fall besser, als gar nichts zu tun.
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