Donnerstag, 11. September 2025

Wie ich ein Blogger wurde ...

Im Oktober vor fast dreizehn Jahren habe ich meine ersten Texte im Internet veröffentlicht. Es waren Texte und kleine Geschichten, die im Laufe der Jahre entstanden waren, Humorvolles und Nachdenkliches. Die Möglichkeit dazu bot ein sogenannter Blog. Was ist das und wie geht das? Das wusste ich damals noch nicht so genau. Natürlich hatte ich schon auf einem Block geschrieben, wer hätte das nicht? Aber in einem Blog? Doch Versuch macht klug. Das Blog oder auch der Blog, das bleibt schon mal offen, ist eine Art öffentliches Tagebuch oder auch Logbuch, in dem ein Blogger, der Schreiber eines Blogs, seine Einträge veröffentlicht und regelmäßig ergänzt.

Nachdem ich also meinen Blog im Internet eingerichtet hatte und der erste Text im Netz erschienen war, da war ich ein  Blogger. So genau weiß ich das selbst nicht. Darum ging es mir eigentlich gar nicht und mit dem regelmäßigen Schreiben hat es dann auch  nicht so geklappt. Nur sporadisch stellte ich Texte ins Netz. Meine Erfahrungen und verschiedene Beobachtungen sind nun in meinem Blog „Worte und Wege“ zu finden. Worte sind wie Wege, die eine Verbindungen von Menschen zu Mensch schaffen. Sie dienen dem Verstehen und führen zum besseren Verständnis. Worte eröffnen Wege zu einander und sind gleichsam wie Brücken, die menschliche Abgründe überwinden helfen. Gute Worte wirken Gutes, böse Worte werden schnell zu Mauern und zu unüberwindlichen Barrieren zwischen einzelnen und ganzen Gruppen von Menschen.

Genau darin liegt das Problem zu vieler Worte. Es gibt doch heute eine unüberschaubare Flut von Worten und Bilden, die täglich auf uns einstürzen. Dazu kommt noch die uneingeschränkte Möglichkeit, diese millionenfach weltweit zu verbreiten. Einmal ausgesprochen, lassen sie sich kaum wieder rückgängig machen. Wer weiß denn heute noch, was  richtig oder falsch?  Wichtiges und Absurdes fluten die Medien. Wer fragt  noch danach, ob seine Worte guttun und aufbauen oder ob sie andere Menschen verletzen und zerstören?

Welche Wahrheiten oder Meinungen stecken hinter den vielen Worten? Was wird gesagt und was verschwiegen? Worte können leicht missbraucht und so zu perfiden Waffen werden. Abgeschossen wie Giftfeile aus dem Hinterhalt. Solche Worte beschädigen oder zerstören  die Existenz anderer Menschen.. Die Anonymität im Netz setzt bei allzu vielen Schreibern die Hemmschwelle auf null. 

Darum mein Fazit: Mit guten Worten kann ich einen anderen, wie in eine schützende, warme Decke einhüllen, die ihm guttut oder ihm harte und kalte Worte, wie einen nassen Lappen ins Gesicht schlagen, oder Schlimmeres. Jeder Blogger, Redner, Influencer und wer auch immer sich auf dem Markt tummelt und seine Botschaften in Wort oder Bild verbreitet, sollte das in größter Verantwortung vor anderen tun oder es einfach lassen.

 

Dienstag, 2. September 2025

 


Die Boomer sind schuld…

Wer sind eigentlich die Boomer? Klingt ein wenig nach Außerirdischen, oder? Diese Bezeichnung haben Soziologen einer Gruppe von Menschen verpasst, die zwischen Mitte 1940 und Mitte 1960 geboren wurden. Inzwischen sind die Boomer in die Jahre gekommen und die meisten sind bereits Rentner. Da aber scheint gerade das gesellschaftliche  Problem zu liegen, denn die Lebens-erwartung steigt und die Rentenkassen leeren sich zusehends. Die „Blümsche“ Aussage, „Die Rente ist sicher“, die vom früheren Sozialminister Norbert Blüm stammt, steht schon lange auf wackligen Füßen.

Da muss es nicht verwundern, wenn dafür Ursachen und Schuldige gesucht werden. Und diese wurden scheinbar schnell gefunden. Die Boomer sind schuld! Plötzlich geistert das Gerücht von einem  „Boomer-Soli“ durch die Medien und empört sogleich die Beschuldigten. Die reichen Rentner sollen gefälligst etwas für die ärmeren Rentner abgeben, heißt es sehr fordernd. Sie hätten es sich lange genug gutgehen lassen. Klingt doch ganz einfach. Ist jedoch ziemlich simplifiziert. Haben die Kritiker etwa das Rentensystem nicht verstanden? Ihre Zauberlösung ist wie ein Schuss ins Blaue und heißt Umverteilung.

Doch es wird noch besser, denn sogar von einem „Pflichtjahr für Rentner“ wird schwadroniert. Dabei nichts davon ausgegoren oder gar spruchreif. Auch wenn das ganze Gerede wie eine Seifenblase zerplatzen wird, so werden damit  Generationen gegen einander ausgespielt. Das ist ganz und gar nicht fair.  Ist solche Einteilung der Menschen in X, Y und Z wirklich angemessen? Denn sehr schnell kommt natürlich auch Kritik an den nachfolgenden Generationen. Zum Beispiel gilt die Generation Z als weinig leistungsbereit und oft unwillig. Da gilt „Privat geht vor Katastrophe“. Ein Spruch, der gewiss den Boomern zu-geschrieben wird. Das nennt sich heute „Work-Life-Balance“. Weniger Arbeit und mehr Freizeit bei gleichem Gehalt. 

Da wird schnelle klar, Schuldzuweisungen haben noch nie geholfen und kein einziges Problem gelöst. Solche polarisierenden Vorschläge dienen letztlich keinem. Sie sollten nicht „wie eine Sau durchs Dorf getrieben werden“, sprich durch die Medien. Konkrete Vorschläge, auch kontroverse, gehören in die zuständigen Gremien und ins Kabinett, um beraten und mehrheitlich beschlossen zu werden. Das aber hat etwas mit einem großen Verantwortungsbewusstsein und mit gesundem Menschenverstand zu tun. 

Donnerstag, 17. Juli 2025

Klassentreffen

 

Die einen jubeln und freuen sich auf das Treffen, andere verdrehen die Augen und meinen: „Da sind doch nur noch alte Leute“. Sei´s drum.  In diesem Jahr wurde der Termin direkt mit mir abgestimmt, da konnte ich schlecht nein sagen. Also ja, da kam auch schon der Haken. Die Frage, eher eine rhetorische Frage: „Du hältst doch gewiss eine kleine Rede?“  Da blieb mir gar keine Wahl, als ein paar Wort zu verlieren. Diese mussten aber erst einmal gefunden werden. Und prompt folgte noch der überaus hilfreiche Hinweis: „Du kannst ja etwas aus der Schule plaudern“.

Na, danke auch, was denn sonst? Doch das war jedoch gar nicht so leicht, denn ich musste wirklich gut überlegen, wann und wie das damals in der Schule so war? Im September 1956 fand die Einschulung statt. Ein fester Termin in der DDR. Alles zentral geregelt. Mit der Zuckertüte im Arm, aber ohne weiteres Brimborium, ging es gleich los. In unserer Zuckertüte waren nur ein paar Buntstifte und einige  Süßigkeiten, Halloren Kugeln oder eine Tafel Vollmilchschokolade vom „VEB-Rotstern“. Was es eben gerade im Konsum gab.  Manche von uns ABC-Schützen hatten bereits den Pionierfüller Marke „Heiko“ in ihrer Schultüte. Aber den brauchten wir noch gar nicht.

 Wir fingen nämlich noch mit einer Schiefertafel, Griffel, Schwamm und Lappen an. Die ersten Buchstaben wurden mit dem Schieferstift auf die Tafel geschrieben. Eigentlich sehr ökologisch. Danach einfach wisch und weg. Heutzutage haben die Kids, wie man sie neudeutsch nennt, oft schon ein Smartphone in der prallgefüllten Schultüte.

 Für uns begann also der sogenannte „Ernst des Lebens“, wie oft betont wurde. Doch Schule war manchmal auch cool. Das hieß zu der Zeit noch nicht so, denn das Wort „cool“  gab es im Osten noch nicht. Ein Problem gab es jedoch für uns Schüler schon damals, das waren die Stunden zwischen den Pausen. Die vergingen oft mühsam und zäh. Oder es herrschte eine große Anspannung, wenn eine Leistungskontrolle angesagt war. Da war jeder froh, der weiter vorn saß, denn die Lehrer blickten einfach über sie hinweg. Alle saßen im Klassenraum noch brav in festen Bankreihen. Das wird heute abschätzig als „Frontalunterricht“ bezeichnet, aber  kooperative Lernformen, selbst organisiertes Lernen oder projektorientierten Unterricht kannten wir damals nicht.

 Wir gingen 10 Jahre zur Schule und das ist wörtlich zu nehmen, denn keiner wurde in unserer Kindheit mit dem „Elterntaxi“ kutschiert. Mit dem Tornister auf dem Rücken ging es zu Fuß oder später mit dem Fahrrad zur Schule. Jeden Montag fand ein Fahnenappel statt. Das bedeutete, antreten auf dem Schulhof mit blauem Pionierhalstuch. Feierlich wurde die Fahne gehisst, alle mussten strammstehen. Einfach schaurig schön, wenn man heute daran denkt.  Ich jedenfalls stand während des Fahnenapell manchmal vor dem verschlossenen Schulhoftor und bekam einen Tadel. Wer zu spät kam, den bestrafte damals nicht das Leben, sondern der Klassenlehren.

Im Unterricht begann das Hoffen und Bangen. Die einen hofften, zur Leistungskontrolle dran zu kommen, weil sie gerade gelernt hatten, andere bangten, mit ihren Wissenslücken erwischt zu werden. So ging das Jahr ein und Jahr aus. Neulich las ich, dass ein Schüler etwa 12.000 Stunden die Schulbank drückt bis zum ersehnten Abschluss. Immerhin ist während dieser Zeit in der Polytechnischen Oberschule, doch etwas aus dem Unterricht hängen geblieben.  Obwohl so manches hatte nicht unbedingt etwas mit dem späteren Leben zu tun. Wer von uns kann denn noch Russisch? Das war fünf Jahre lang ein Pflichtfach. Denn die Russen, zu der Zeit noch Sowjetbürger, waren ja unsere Brüder.  Das wurde in der DDR immer wieder stark betont. Doch jeder wusste, Freunde kann man sich aussuchen, Brüder nicht! Das durfte natürlich nicht allzu laut geäußert werden. Obwohl, ein paar  russische Wörter sind selbst bei mir hängen geblieben. Es waren „Mir“ und „Druschba“, also Frieden und Freundschaft. Doch daran mangelt es gerade in den Ländern der damaligen Sowjetunion besonders.

 Zum Schulalltag  gehörte auch, dass bei Klassenarbeiten immer schon Schüler geschummelt haben. Es wurden kleine Spickzettel heimlich von Reihe zu Reihe weitergereicht. Die Lösung kam dann auf dem gleichen Weg zurück. Das war recht riskant, man durfte sich nicht erwischen lassen. Heutige Schüler haben es viel leichter, sie benutzen dazu ihr Smartphone. Per Whats App werden damit die  Ergebnisse ausgetauscht. Es besteht auch keine Gefahr, dass der Lehrer diese Nachrichten entziffern könnte, denn durch die „individuelle“  Rechtschreibung der Schüler sind diese ausreichend verschlüsselt.

 Am Schluss steht wohl fest, nie ist alles nur schlecht, was einmal war und nicht alles ist einfach nur gut, weil es neu und anders ist. Übrigens, waren wir „aufgeweckte“ Schüler, wenn der Lehrer plötzlich laut wurde oder schon mal ein Schlüsselbund durch den Klassenraum flog. Soll schon mal vorgekommen sein. Als Schüler waren wir nicht faul. Wie manche Lehrer gern behauptet haben. Wir hatten nur auf den Energiesparmodus umgeschaltet, wie man heute so schön sagt. Wer es damit überrieben hat, der wurde am Schuljahresende einfach auf „Reset“ gesetzt. Das hieß, nicht versetzt. Unsere  Schulzeit liegt jetzt schon lange hinter uns. Im Blick zurück können wir feststellen, es gab schon damals Stress, nicht alles war leicht, aber es gab auch acht Wochen Sommerferien. Da dachte keiner an die Schule.

Noch  manch andere Storys werden bei Klassentreffen erzählt  und wen wundert es, dass nach so langer Zeit allmählich eine gewisse Legendenbildung einsetzt.. Vielleicht ist das gerade ein Grund, warum manche so gern an diesen Treffen teilnehmen?