Auf und davon
Einfach alles stehen und liegen lassen. Kennen Sie dieses
Gefühl auch? Was ist da bloß passiert? Wo Menschen an Grenzen stoßen, wo sie
nicht mehr alles über-blicken, wo sie die stupide Aufgabe, endlose Zahlenreihen
in den PC einzugeben anödet, wo ihnen selbst Familie und Kinder mit all ihren
Problemen über den Kopf wachsen, da kann dieser Gedanke schon einmal kommen. Bloß
noch weg. Den wenigsten aber gelingt diese Flucht in eine einsame Blockhütte in
den weiten Wäldern Kanadas oder anderswo hin. Flucht kann nicht alle Probleme
lösen. Trotzdem werden täglich solche Fluchtversuche unternommen:
Kinder und Jugendliche hauen von zu Hause ab, weil sie in der Schule versagt
haben und nicht klar kommen. Ihnen fehlt es zwar an nichts zu Hause, außer dass
sie sich nicht verstanden fühlen und keiner wirklich Zeit für sie hat. Auszubildende schmeißen ihre Lehre hin, sie
haben „keinen Bock“ mehr und fliehen in eine Scheinwelt vermeintlicher Freiheit
mit Alkohol und Drogen. Der Ehemann verlässt nach der Silberhochzeit seine Frau
und die Familie, weil ihm irgendwie alles zu eng geworden ist. Die Freunde
wundern sich, er hatte doch alles! Der Frau im täglichen Stress mit Familie und
Beruf wächst alles über den Kopf. Sie flüchtet sich in Medikamente, die ihr
helfen sollen, ihr Leben zu bewältigen und gerät so in die Abhängigkeit.
Solche Fluchtversuche scheitern und führen eben nicht in
die gesuchte Freiheit. Und doch sind auch wir ständig irgendwie auf der Flucht und suchen
Wege und Mittel der gegenwärtigen Situation zu entkommen. Wir ertappen uns
dabei, wie wir in Gedanken ganz wo
anders sind. Wir sitzen im Zug und denken schon an das Ankommen am Ziel. Die
Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft
nehmen wir gar nicht mehr wahr. Endlich angekommen, bewegt uns schon wieder der Gedanke an die
Rückfahrt. So sind wir immer woanders,
nur nicht dort, wo wir gerade sind. Und genau das macht uns unruhig und
unzufrieden. Ein Mensch aber, der nicht ganz bei sich ist, der ist auch nicht
bei der Sache. Er verbreitet Hektik und
Unruhe und das führt häufig zu Ärger und Streit. Ein Mensch aber, der
gesammelt ist, strahlt hingegen Ruhe und Frieden aus. Das tut allen gut.
Weil unsere Gedanken so oft „spazieren gehen“, so flüchtig
sind, sind es auch unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Oberflächlichkeit
bestimmt den Alltag der Menschen weithin. Gewiss ist das „bei der Sache Bleiben“ nicht
immer leicht und die Gefahr der
Ablenkung ist groß.Was tun? Wenn mein Auto bei der Fahrt nach links oder
rechts ausbricht, dann muss ich gegenlenken!
Das wusste schon der alte Zen-Mönch, der uns folgende Antwort gibt: „Wenn ich esse,
dann esse ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich stehe, dann stehe ich.
Wenn ich gehe, dann gehe ich.“ So ist er ganz bei sich und er selbst.
Gegenlenken heißt also, alles bewusster tun. Mich nicht von außen
steuern lassen, sondern selber finden, was mir gut tut. Nicht fliehen, sondern
vorwärts gehen. Nicht auf die Dunkelheit schimpfen, sondern ein Licht anzünden.
Den Stress unterbrechen und neu starten. Selbst bestimmt leben und nicht
ferngesteuert! Prioritäten setzen und lernen, Nein zu sagen. Das ist doch einen
Versuch wert und nicht nur im Advent.
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