Engel & Co
Die Engel, und was die Menschen heute dafür halten, sind in diesen
Tagen wieder zuhauf ausgeschwärmt. Sie bevölkern die Weihnachtsmärkte, die
Schaufensterauslagen, sie kleben oder funkeln an den Fenstern der Häuser. Nirgends
trifft man sie aber so häufig an, wie in der Advents- und Weihnachtszeit. Klein
und pausbäckig spielen sie Posaune, Harfe oder Flöte und erfreuen so die
Menschen. Ihre Flügelchen tragen sie mühelos überall hin. Manche scheinen auch recht
freche Engel zu sein, sozusagen mit einem B davor. So wie die beiden „B-engel“
aus dem bekannten Gemälde in der
Dresdner Gemäldegalerie. Sie chillen und lassen sich ihr Bierchen und ein
Zigarettchen dabei schmecken. Es muss ja
auch echt langweilig sein, Tag für Tag dumm aus dem Rahmen zu schauen. Dann
schon lieber einmal aus dem Rahmen fallen.
Engel und engelgleiche Wesen haben Hochkon-junktur. Der ganze
Buch-markt profitiert davon. Nein, es stimmt schon lange nicht mehr, dass nur religiöse
Menschen an sie glauben und sich ihnen anvertrauen. In alle Lebensbereiche
haben sich diese putzigen Wesen vorgearbeitet. Ob bei Taufen, Trauungen oder
auch auf den Gräbern sind sie anzutreffen. Engel sind einfach „in“. Ganz
besonders sind die Weihnachtsengel beliebt. Obwohl, es gab da mal ein Land und
eine Zeit, da hatten gerade diese Weihnachtsengel es sehr schwer. Da durfte es
sie partout nicht mehr geben, „da nicht sein kann, was nicht sein darf“. So
wurden sie kurzerhand zu „geflügelten
Jahresendfiguren“ umerzogen. Das aber nur mal so am Rande. Diese Zeiten
sind Gott sei Dank längst vorbei. Und
ich frage mich, ob daran nicht auch die Engel ihre Verdienste hatten?
Obwohl die Engel eigentlich unsichtbar sind, gibt es auch „gelbe
Engel“, nämlich die beim ADAC angestellt sind. Sie werden gern gerufen, wenn
das Auto wieder mal eine Panne hat und liegen geblieben ist. Meistens können
sie auch gleich vor Ort oder in der Werkstatt helfen. Genau das erwarten die
Menschen wohl auch von den anderen Engeln. Immer dann, wenn es im persönlichen
Leben mal wieder eine Panne gibt, wenn etwas nicht so richtig klappt, wenn man
einfach nicht weiter kann. Ja, dann ist so ein Schutzengel eine feine Sache.
Auch wenn dann kein Engel vom Himmel gerauscht kommt und es nicht immer so geschieht,
wie wir es uns erhofft haben, na wenn schon, es geht auf jeden Fall weiter.
Meistens erkennen wir die Engel auch gar nicht als solche.
In einem Gedicht hat der Dichter Rolf Otto Wiemer die Engel so beschrieben: „Es müssen nicht Männer
mit Flügeln sein, die Engel. Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein. Sie
haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel…“
Sie sind eben ganz anders, als wir sie uns in unserer naiven
Phantasie vorstellen und die Künstler sie über Jahrhunderte in ihren Gemälden und
Plastiken dargestellt haben. Schon ganz und gar nicht so, wie wir sie heute in den
Geschäften zu kaufen bekommen.
In einem zweiten Gedicht stellt Rudolf Otto Wiemer uns solch einen Engel noch einmal etwas genauer
vor:
Der
Engel bei Bolt an der Ecke, der hat heute viel zu tun, die Kinder vom
Stadtrandviertel, die rennen auf raschen Schuhn.
Sie
laufen hinter dem Ball her, der Ball, der rollt und rollt. Doch die Autos sieht
nur der Engel, der steht, wie gesagt, bei Bolt,
bei
Bolt, dem Schuhwarenladen, da steht der Engel und wacht. Er schwingt seinen
Stock und gibt auf die spielenden Kinder acht.
Man
weiß, er heißt Gottlieb Zille und sieht auch genauso aus, mit Bart und Zigarre
und Brille der Rentner vom Hinterhaus.
Ja, es stimmt wohl, Engel nehmen häufig die Gestalt von Menschen an.
Vielleicht auch Ihre oder meine. Auch wir können dann für andere ein Engel
sein!
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