Gratis und umsonst
Häufig
flattern Angebote ins Haus, bei denen
uns etwas gratis angeboten wird. „Nur für kurze Zeit“, heißt es da, „Sichern
Sie sich Ihr Geschenk!“ Das klingt richtig
toll, aber ganz umsonst ist es eben doch nicht. Nur wenn ich etwas aus dem
Katalog oder im Internet bestelle, erhalte ich das „Geschenk“.
Der
Trick scheint gut zu funktionieren. Die Menschen sind sehr empfänglich dafür,
wenn es etwas gratis und umsonst gibt. Wir Deutschen sind wahrscheinlich schon „Weltmeister“
beim Sammeln von Payback-Punkten und anderen Rabattmarken. Der Anreiz ist groß, das Messerset für 100 Punkte umsonst zu bekommen, lediglich 19.50 €
müssen noch zugezahlt werden. Wenn das kein Schnäppchen ist. Bei jedem
Gewinnspiel im Internet, welches tolle Preise auslobt, sind natürlich die
Anbieter die Gewinner. Sie erhalten völlig legal und gratis unsere Daten und
wir eine Flut von E-mails mit Newsletter der Firmen auf unseren PC.
Für
einen kleinen Einsatz einen großen Gewinn zu machen, das ist es doch wert,
etwas zu wagen. An den Losbuden auf dem Rummelplatz gehen deshalb die Blicke
sehnsüchtig zu den geschickt präsentierten Gewinnen. Eine Kaffeemaschine, der
übergroße blaue Elefant, der Akkuschrauber, alles für wenig Geld und ein bisschen
Glück! Wer wagt, gewinnt! zehn Lose für 3,- € gezogen, das muss doch klappen. Nach
der letzen Niete wird aber endgültig klar, das war wieder mal umsonst.
Wir
ergreifen gern die Chance, etwas umsonst und gratis zu bekommen, doch häufig
vergeblich. Dafür machen wir dann schmerzhaft
mit der anderen Seite des „Umsonst“ Bekanntschaft. Dieses Umsonst frustriert
und macht unzufrieden. Sagen wir deshalb
nicht oft: „Es war alles umsonst!“
Ein
Junge hat für seine Mathearbeit gelernt und sich angestrengt. Er hatte sogar
ein gutes Gefühl nach der Arbeit, doch der Lehrer war anderer Meinung, es
reichte nur für Note 4. Ein Ehepartner bemüht sich die eheliche Gemeinschaft
zu erhalten, der andere aber beendet sie, aus und vorbei, alles umsonst. Jemand hat seine ganze Kraft
in das Geschäft investiert, es lief schlecht, die Insolvenz war nicht mehr
aufzuhalten, alles umsonst. Eltern haben so viel für ihre Kinder getan, diese wenden
sich von ihnen ab und verlassen sie und gehen ihre eigenen Wege. So könnte man sicher noch weiter fortfahren.
Diese
„Umsonst-Erfahrung“, wenn alles vergeblich, alles umsonst ist, die raubt vielen
Menschen von heute die Kräfte, ja die Lust am Leben.
Auf
der anderen Seite leben wir natürlich alle von einem „Umsonst“, welches wir oft
ganz selbstverständlich nehmen. Diesen Aspekt unseres Lebens öfter einmal zu
betrachten, ist sicher lohnenswert.
Dass
wir leben ist nicht unser Verdienst, das Leben ist uns umsonst geschenkt worden.
Als Kinder hat uns die Liebe und Sorge der Mutter umgeben. Anderen Menschen
verdanken wir, dass wir sprechen, lesen, schreiben können. Echte Liebe und
wahres Glück, alles was nicht für Geld zu haben ist, erhalten wir umsonst. Das wirklich
Wichtige im Leben der Menschen ist ein Geschenk, eine Gabe, ist gratis und
umsonst. Davon leben wir alle.
Das
kleine Wort gratis kommt übrigens vom lateinischen Wort „Gratia“. Es bedeutet Dank.
Darum sollte unsere Antwort auf das große „Umsonst“ unseres Lebens viel
häufiger ein „Danke“ sein.
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