Montag, 17. Februar 2014

 Nihil novi sub sole


„Es ist nichts Neues unter der Sonne“, das wussten schon die Alten. Alles ist immer nur Wiederkehr, zyklisches Geschehen und trägt bereits den Keim des Endes in sich. Das Ende aber birgt auch einen neuen Anfang. Vielleicht liegt darin die tiefe und unstillbare Sehnsucht des Menschen begründet, immer wieder neu zu beginnen. Der vielfache Wunsch der Menschen: „Ach könnte ich doch noch einmal von vorne anfangen“, drückt ihre Hoffnung aus, dass dann alles anders und vor allem bessere würde.

Ob nun im persönlichen Leben oder in unserer Gesellschaft, dieser Wunsch ist groß und durchzieht alle Generationen. Natürlich bleibt es eine Illusion, dass das Neue auch gleichzeitig das Bessere ist. Die Versuchung im Vergangenen zuerst das Misslungene und Veraltete zu sehen, ist dabei nicht verwunderlich. Einen Versuch ist es wohl wert, noch einmal neu zu beginnen. Dagegen steht die realistische Erfahrung, was man hat, das weiß man, was kommt, ist ungewiss. Neue Besen kehren gut, sagt der Volksmund. Nach einiger Zeit zeigt sich schon, was wirklich dahintersteckt. Ist der Lack erst ab, kommt es auf den nächsten Kratzer auch nicht mehr an. Alles verbraucht sich eben früher oder später. Die neue Liebe zu immer anderen Partnern ist dabei auch nur noch von kurzer Dauer. Häufig sind die Zeiten viel zu kurz bemessen, in denen Dinge und Menschen zeigen können, was wirklich in ihnen steckt. Was keine raschen Erfolge bringt, erzeugt Unmut. Es gehört auf den Müll.

Immer schneller und häufiger werden deshalb die Rufe der Unzufriedenen nach Veränderungen laut, nach Reformen und zeitgemäßem Denken und Handeln in Politik, Religion und Gesellschaft. Neue Köpfe und Visionen braucht das Land. Sie sollen es richten. Eine Wende, nicht nur in Energiefragen, wird da schleunigst angemahnt. Doch wohin? Nach rechts, nach links? Das gab es ja alles schon einmal. Im politischen Alltagsgeschäft erlischt schon bald das strahlende Lächeln der Kandidaten. Das grünste Grün verwelkt unter der Sonne, das schönste Morgenrot wird im Laufe des Tages blass. Jeder Versuch in der Geschichte der Menschen, das Alte einfach abzustreifen und ein neues Leben mit anderen Akzenten zu beginnen, ja selbst das Paradies zu schaffen, blieb ein Traum und manchmal wurden diese Versuche sogar zum Alptraum für viele.

Es gibt nichts wirklich Neues unter der Sonne, sagten die Alten. Wie recht sie doch hatten. Jedes vermeintlich Neue ist immer nur eine Neuauflage des Alten in anderer Farbe und Form. Der neue Mensch wurde nicht unter den Fahnen der Revolutionen geboren und er wird es auch nicht durch radikal veränderte Besitzverhältnisse.

Der neue Mensch und die neue, bessere Gesellschaft, die doch so viele erhoffen, ist eben nicht einfach eine Neuauflage des Alten. Kann sich  aber der Mensch selbst neu erschaffen?

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