Samstag, 1. März 2014


Närrische Zeiten


Hilfe, die Narren sind los! Überall wird wieder Fasching und Karneval gefeiert. Ob im Kindergarten, im Seniorenheim oder auf den Straßen, da geht es hoch her. Die  Narren haben aller orten die Macht an sich gerissen und in so mancher Büttenrede wird nun „denen da oben“ in Politik, Wirtschaft oder Kirche der Narrenspiegel in oft deftiger Weise vorgehalten.
Daher ist wohl jeder gut beraten, genau hinzuhören, was die Narren an witzig verpackter Wahrheit zum Besten geben. Sagt man nicht: „Kinder und Narren sagen die Wahrheit“? Wer hätte auch sonst noch  den Mut, sich offen und ehrlich in der Öffentlichkeit zu heiklen Fragen zu äußern und sich dabei den Mund zu verbrennen? Beschwichtigend heißt es dann: „Ich wäre ja ein Narr, wenn ich immer sagen würde, was ich wirklich fühle und denke“. Wir alle haben es schnell gelernt, die Wahrheit zu filtern, sie nur in kleinen Portionen oder halb zu sagen. Das ist zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht wirklich richtig und ganz gewiss nicht wahr. Mit einer Maske vor dem Gesicht, kann ich bedenkenlos, jedem sagen, was ich will. Keine Mimik, kein Erröten wird mich entlarven. Ich trage ja eine Larve, eine Maske. 

Ist es inzwischen nicht sogar so, dass wir nicht nur in der Faschingszeit Verkleidungen und Masken tragen, sondern vielmehr das ganze Jahr über, nur dass diese nicht so leicht erkennbar sind? Manchmal denke ich, wir leben in einer verkehrten Welt. Wirklich Wichtiges und Bedeutsames wird oft nur am Rande behandelt und nur von wenigen wahrgenommen. Banales und allzu Plattes aber erscheint als Schlagzeile und Aufmacher in der Zeitung und bestimmt tagelang die Nachrichtensendungen. Wenn Ex-Fußballprofi sich als schwul outet, einer von sieben Milliarden Menschen auf dieser Erde, wird das als unheimlich mutig und zukunftsweisend hingestellt.  Was hat das denn für einen Informationswert? Ist das nicht närrisch?

Wahrheiten anzusprechen, die ein Umdenken in unserer Wohlstandsgesellschaft anmahnen, die werden nur am Rande platziert. Denn keiner hört sie gern, und sie machen den Mahner gewiss nicht beliebter. Zu Lasten der nachfolgenden Generationen wird so die Forderung nach einer radikalen Änderung unseres westlichen Lebensstils verschwiegen oder durch einen falschen Zukunft-Optimismus sträflich verharmlost. Ist es nicht eine Frage der Ehrlichkeit, den ärmeren Ländern gegenüber, zuzugeben, dass wir über unsere Verhältnisse und auf ihren Kosten leben?  Es darf einfach nicht länger gelten: "Immer mehr, immer schneller und vor allem immer billiger!" Die Wohlstandsspirale ist doch schon heute an ihr Ende gekommen. Nur Narren wollen das nicht sehen.

Misstrauen wir deshalb all denen, die das Gegenteil behaupten. Nur die ungeschminkte Wahrheit und ein ehrlicher Umgang aller miteinander und ein Umdenken eröffnen neue Wege aus einer solch närrischen und verkehrten Welt. 

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