„Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel“
Dieses Wort wird dem chinesischen Philosophen Konfuzius
zugeschrieben. Konfuzius wurde etwa um das Jahr 501 v. Chr. geboren. Also ist
dieser Satz fast 2.500 Jahre alt. Er fiel mir wieder ein, als ich diese
Maulwurfshügel auf dem Weg vor mir sah. Nun frage ich mich natürlich, was meint denn Konfuzius mit
dieser, eigentlich simplen Aussage? Die Tatsache ist doch wohl jedem Menschen
klar. Über einen hohen Berg kann ich nicht stolpern, den sehe ich schon von
weitem vor mir. Den Maulwurfshügel auf dem Weg, den kann ich schon mal übersehen, wenn ich im
Gespräch mit anderen bin oder mir die Landschaft anschaue. Dabei kann mich
diese kleine Unebenheit ganz leicht zum Stolpern und sogar zu Fall bringen.
Es kann dem Philosophen Konfuzius also nicht um die Berge
oder die Maulwurfshügel auf den Wegen gegangen sein. Die Berge und die Maulwurfshügel sind demnach Metaphern für das „Große“ und das „Kleine“ im Miteinander der Menschen. Darauf
sollen wir unser Augenmerk richten. Ganz gewiss gehört der überwiegende Teil
der Menschen nicht zu denen, die das ganz große „Ding drehen“, die im großen
Stil Milliarden unterschlagen, Kriege anzetteln und Millionen Menschen in Not
und Elend bringen. Die Gefahr über solche Berge an Unrecht und Gewalt zu
stolpern ist für die meisten sehr gering. Im Kleinen dagegen ist die Gefahr,
über Unregelmäßigkeiten zu stolpern, doch
recht groß. Eben mal in der Straßenbahn „schwarz“ zu fahren, kein
Problem. Bei der Steuererklärung nicht alles anzugeben, schon lange üblich. In
der Schule spicken, in Doktorarbeiten ganze Passagen nicht als Zitate zu
kennzeichnen und als seine eigenen Gedanken auszugeben, scheint fast normal.
Tricksen, Täuschen, Schummeln das sind die Unebenheiten auf den alltäglichen Wegen damals wie heute. Das meint Konfuzius , denn das zentrale Thema seiner Lehren war die menschliche
Ordnung, die seiner Meinung nach durch Achtung vor anderen Menschen erreicht
wird. Sein Ideal war ein moralisch einwandfreier Mensch. Nicht über Berge
stolpert der Menschen, sondern über eben diese kleinen „Maulwurfshügel“ im
Alltag.
Noch einen anderen Aspekt möchte ich hinzufügen. Häufig ist
zu beobachten, dass Menschen nur einen Blick für das Große und die Größen der Zeit haben. Sie übersehen dabei oft das Kleine und Unscheinbare im Leben. Wie gebannt blicken sie auf die „Großen dieser
Welt“. Sind fasziniert von all dem Glanz und Glamour auf dem roten Teppich,
über den die "Schönen und Reichen" dahinschweben. Übergroß ist wohl deshalb auch die
mediale Anteilnahme am Schicksal eines Michael Schumacher, nach seinem schweren
Skiunfall. Die ungezählten Opfer von Unfällen, die tagtäglich verletzt und
getötet werden, kommen nicht in den Blick. Der Unfall des Michael Schumacher ist
gewiss tragisch und ihm und seinen Angehörigen gilt unsere Anteilnahme. Diese sollte ihm aber nicht nur gelten, weil er ein
„Großer“ ist, sondern weil er ein Mensch ist und jedes Leid eines Menschen Schmerz verursacht ist und betroffen macht. Dem weisen Konfuzius geht es wohl gerade darum, dass wir
das Große und Mächtige nicht überbewerten und das Kleine und Unscheinbare nicht
übersehen. Er kennt die Menschen sehr genau. Er weiß um die Gefahren einer solchen, falschen
Sichtweise. Sie ist fixiert auf das Große und Mächtige, das sich so
augenscheinlich in den Vordergrund drängt. Das Kleine und Unscheinbare wird dabei leicht übersehen und mancherorts
einfach zertreten.
Daher gilt, es sind nicht die großen Dinge, die
wir falsch machen. Es sind vielmehr die kleinen, alltäglichen Dinge im Leben, die wir ignorieren, sie nicht tun und darüber stolpern.
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