Närrische Zeiten
Hilfe, die Narren sind los!
Überall wird wieder Fasching und Karneval gefeiert. Ob im Kindergarten, im
Seniorenheim oder auf den Straßen, da geht es hoch her. Die Narren haben aller orten die Macht an sich
gerissen und in so mancher Büttenrede wird nun „denen da oben“ in Politik,
Wirtschaft oder Kirche der Narrenspiegel in oft deftiger Weise vorgehalten.
Daher ist wohl jeder gut beraten, genau hinzuhören, was die Narren an witzig
verpackter Wahrheit zum Besten geben. Sagt man nicht: „Kinder und Narren sagen
die Wahrheit“? Wer hätte auch sonst noch
den Mut, sich offen und ehrlich in der Öffentlichkeit zu heiklen Fragen zu
äußern und sich dabei den Mund zu verbrennen? Beschwichtigend heißt es dann:
„Ich wäre ja ein Narr, wenn ich immer sagen würde, was ich wirklich fühle und
denke“. Wir alle haben es schnell gelernt, die Wahrheit zu filtern, sie nur in kleinen
Portionen oder halb zu sagen. Das ist zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht
wirklich richtig und ganz gewiss nicht wahr. Mit einer Maske vor dem
Gesicht, kann ich bedenkenlos, jedem sagen, was ich will. Keine Mimik, kein
Erröten wird mich entlarven. Ich trage ja eine Larve, eine Maske.
Ist es inzwischen nicht sogar so, dass wir nicht nur in der Faschingszeit Verkleidungen und Masken
tragen, sondern vielmehr das ganze Jahr über, nur dass diese nicht so leicht
erkennbar sind? Manchmal denke ich, wir leben in einer verkehrten Welt.
Wirklich Wichtiges und Bedeutsames wird oft nur am Rande behandelt und nur von wenigen
wahrgenommen. Banales und allzu Plattes aber erscheint als Schlagzeile und
Aufmacher in der Zeitung und bestimmt tagelang die Nachrichtensendungen. Wenn
Ex-Fußballprofi sich als schwul outet, einer von sieben Milliarden Menschen auf
dieser Erde, wird das als unheimlich mutig und zukunftsweisend hingestellt. Was hat das denn für einen Informationswert? Ist das nicht närrisch?
Wahrheiten anzusprechen, die ein Umdenken in unserer
Wohlstandsgesellschaft anmahnen, die werden nur am Rande platziert. Denn keiner
hört sie gern, und sie machen den Mahner gewiss nicht beliebter. Zu Lasten der
nachfolgenden Generationen wird so die Forderung nach einer radikalen Änderung unseres westlichen Lebensstils verschwiegen oder durch einen falschen Zukunft-Optimismus sträflich verharmlost. Ist es nicht eine Frage der Ehrlichkeit, den ärmeren Ländern gegenüber, zuzugeben, dass wir über unsere Verhältnisse und auf ihren Kosten leben? Es darf einfach nicht länger gelten: "Immer mehr, immer schneller und
vor allem immer billiger!" Die Wohlstandsspirale ist doch schon heute an ihr Ende
gekommen. Nur Narren wollen das nicht sehen.
Misstrauen wir deshalb all denen,
die das Gegenteil behaupten. Nur die ungeschminkte Wahrheit und ein ehrlicher Umgang aller
miteinander und ein Umdenken eröffnen neue Wege aus einer solch närrischen und verkehrten Welt.
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