Manchmal mehr als ein Scherz
„April, April“, tönt es,
wenn jemand auf einen Scherz am 1. April hereingefallen ist. Dieser Brauch geht
in Deutschland bis ins 17. Jahrhundert zurück. An diesem Tag werden unbedarfte
Zeitgenossen gern in den April geschickt. Oft sind es harmlose Streiche, die
einem anderen gespielt werden. Jemand soll ungewöhnliche Dinge besorgen zum Beispiel Gewichte für die Wasserwaage oder Mückenfett, Hahneneier oder Gänsemilch aus
der Drogerie. Wenn so dick aufgetragen wird, merkt schon bald jeder, dass er
hereingelegt werden soll und kann selbst über solche Scherze lachen. Da ist es
nicht tragisch, wenn er auf einen geistreichen Aprilscherz hereingefallen ist
oder sich sonst wie zum „Aprilnarren“ gemacht hat.
Ganz anders aber, wenn es in
unserer heutigen Zeit immer öfter heißt: "April, April! Pech gehabt, mal wieder hereingefallen".
Und das passiert immer häufiger. Kleine und große Betrügereien, die ganz gewiss
keine harmlosen Scherze mehr sind, nehmen deutlich zu. Und Hand aufs Herz, wer von uns
wäre noch nicht hereingelegt worden. Dann sagt sich jeder, das soll mir nicht
noch einmal passieren. Da hört der Spaß auf. Wem kann ich denn überhaupt noch
glauben? Ist wirklich in der Packung, was drauf steht? Sind denn alle Werbeangebote
nur gut getarnter Schwindel? Die Verunsicherung nimmt zu, das Vertrauen ab.
Trotz aller Vorsicht werden immer wieder Menschen hereingelegt und betrogen, ob
bei Werbefahrten oder Gewinnspielen. Falsche Beratung und unseriöse Gewinnversprechen bei
Geldanlagen, die dem Kunden enorme Verluste bereiten, sind kein billiger Scherz
mehr. Jedenfalls nicht für den Verlieren.
Wem kann ich noch glauben, wem
vertrauen? Was heute gilt, ist doch morgen schon Schnee von gestern. Täglich
wird in der Politik und den Medien „nach informiert“, wie es heute so schön heißt. In früheren
Zeiten nannte man das ganz einfach Lüge und Betrug und beides hatte Konsequenzen. Das sind längst
keine Aprilscherze mehr, über die man lachen könnte. Es gibt den Satz: „Im
Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer!“ Die Wahrheit ist in unseren Zeiten
schon längst den unterschiedlichsten egoistischen Interessen zum Opfer gefallen. Und
mal ehrlich, es scheint ja auch gefährlicher zu sein, die Wahrheit zu sagen und
dazu zu stehen, als sich mit Halbwahrheiten, gezielten Falschinformationen und
blanken Lügen durchzumogeln. Es ist für jeden Menschen beschämend, sich so
manches Possenspiel in Politik, Kirche und Gesellschaft mit Intrigen und Lügen anschauen zu müssen,
die uns täglich in den Medien präsentiert werden. Es ist aber noch beschämender,
wenn sich immer mehr Menschen dazu
hergeben, diese bösen und die Menschen verachtenden Spiele mitzumachen.
Gilt denn der Ruf nach Vertrauen und Transparenz immer nur für
die anderen und nicht für mich selbst?
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