Durchkreuztes Leben
Auffallend
viele sind es inzwischen geworden. Sie stehen an den Straßen, in Kurven, auf
geraden Strecken und zwischen uralten Bäumen der Alleen. Es sind die Kreuze aus
Holz mit den Namen und Daten eines meist kurzen Lebens eines verunglückten
Todesopfers. Geschmückt mit Blumen und Kerzen sehen sie aus wie kleine Gräber.
Es sind aber keine Grabstellen, in denen die Toten nun in Frieden ruhen. Es
sind Orte des Todes von Menschen, die mitten aus dem Leben gerissen worden.
Orte des Gedenkens und Orte der Trauer für Menschen, die einen schweren Verlust
erleiden mussten. Diese Kreuze sind eine Mahnung, eine Erinnerung und sie stehen
für das unbegreifliche Geschehen an
diesem Ort. Hier sind die Pläne, Hoffnungen, Wünsche und letztlich das Leben von
Menschen von einem Augenblick zum anderen buchstäblich durchkreuzt worden.
Für
mich wirken diese Kreuze, die sicher nicht in erster Linie aus religiösen
Gründen gewählt worden, ein wenig wie schreiende Fragezeichen an unseren Wegen,
die sich in den grauen Himmel bohren. Sie stehen für das Unfassbare und die
Fragen der betroffenen Familien, die einen Sohn, eine Tochter oder einen nahen
Verwandten oder Freund verloren haben. Warum?
Warum gerade er oder sie? Wie konnte das geschehen? Wer weiß die
Antwort? Wer kennt den Sinn? Warum sind seine, sind unsere Pläne so brutal
durchkreuzt worden. Ja darum stehen die Kreuze an den Straßen, weil sie für die
meisten Zeichen eines schrecklichen Todes sind. Nicht zu fassen. Alles
menschliche Verstehen übersteigend.
In diesen Kreuzen sehe ich auch so etwas wie
Ausrufungszeichen hinter einem oft nur stummen Hilfeschrei: „Ist denn da
keiner, keiner der mir hilft! Zu wem
kann ich in meiner Not kommen?“ Es ist die Not derer, die den Verlust eines
Menschen zu beklagen haben. Mit ihnen fühlen wir uns zuerst verbunden und
schenken ihnen unsere Anteilnahme. Deshalb brennen immer wieder neue Lichter an
den Kreuzen am Weg und zeigen den vom Leid betroffenen, ihr seid nicht allein. Wir
trauern mit euch. Aber auch diejenigen, die den Unfall verursacht haben oder
gar den Tod eines anderen verschuldet haben, auch sie müssen eine schwere Last
tragen und brauchen sicher genau so Hilfe und unser Gebet.
Darum
sind für mich die Kreuze an unseren
Straßen ein sehr sprechendes Zeichen. Mit ihm wird der Tod eines Menschen beklagt.
Dafür steht das Kreuz als Zeichen des Todes. Es ist ein Zeichen, dem widersprochen wird damals
wie heute. „Warum, warum hast du mich verlassen?“
Wenn
ich nun die mit Blumen und Kerzen geschmückten Kreuze sehe, weiß ich auch, dass
unendlich viel Hoffnung dahinter steht und eine unstillbare Sehnsucht nach
Leben, das niemals enden soll. Als Zeichen der Hoffnung und des Lebens sind diese Kreuze ebenso Hinweis und Bitte an uns alle, mit dem eigenen und dem fremden
Leben behutsamer umzugehen, denn wir haben nur dieses eine!
Danke für die Worte.
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