„Von der Gefährlichkeit, einen Fehler nicht einzugestehen“
Das ist der Titel einer Fabel von Kurt Kauter, deren Inhalt ich hier gekürzt und mit meinen eigenen
Worten wiedergeben möchte, weil ich meine, er trifft einen Nerv unserer Zeit.
Da stoßen also zwei Pinguine auf ihrem Weg durch das ewige
Eis zusammen. Höflich wie sie sind, entschuldigen sie sich vielmals und machen
sich miteinander bekannt. Sie beschließen, ihren Weg gemeinsam
fortzusetzen. Dabei erhofft sich jeder von ihnen im Geheimen, so sein Ziel schneller und sicherer zu erreichen, denn
beide sind total blind. Keiner der beiden möchte aber aus falschem Stolz diesen
seinen Fehler eingestehen. Einer verraut nun dem anderen völlig „blind“ und
meint, dass dieser den richtigen Weg schon sehen kann. Gemeinsam, nichts von
der Blindheit des je anderen ahnend, schreiten sie auf die gähnende
Gletscherspalte zu.
Das ist nicht nur ein fataler Fehler, sonder das kann sogar
das Leben kosten. Wer gesteht aber schon
offen und ehrlich einem anderen gern seine Fehler ein? Besonders den Fehler
seiner eigenen Blindheit, seines Unvermögens. Jeder meint doch, den Durchblick
zu haben und den richten Weg im Leben zu
kennen.
Heute machen sich die Menschen oft etwas vor. Sie wollen vor den anderen fehlerfrei und
perfekt erscheinen. Dafür wird auch einiges getan und manches geschönt. Leider
fallen immer wieder andere darauf rein. Einen
Reinfall gibt es nämlich immer dann, wenn ein „Blinder“ einen anderen „Blinden“
führt. Dabei fallen beide in den
Abgrund.
Dürfen wir also jemandem blind vertrauen? Oder stimmt es, wenn es da heißt: „Vertrauen ist
gut, Kontrolle ist besser.“ Kein Mensch ist ohne Fehler. Deshalb ist auf
jeden Fall ein gesunder Menschenverstand angebracht, wenn sich jemand nur glatt
und perfekt präsentiert. Blumigen Versprechungen einfach zu glauben, ohne
nachzufragen, ist kein Vertrauen, sondern Dummheit. Ob in der Politik, der
Gruppe oder im privaten Miteinander ist immer auch ein gesundes Misstrauen
wichtig. Denn es gilt: „Nicht an ihren
Worten, sondern an ihren Taten werdet ihr sie erkennen“. Schöne Worte werden heute ja überall viele gemacht. In
der Werbung, in der Politik und anderswo.
Ausgesprochen ehrlich war da wohl jener Politiker, der in
seiner Wahlrede sagte: „Ich verspreche
Euch nichts, und das halte ich auch!“
Wir wissen ja selbst, was aus den Versprechungen der
Finanzwelt in den letzten Jahren, aus den großen Renditen und Gewinnen geworden
ist. Wie viele Träume sind da zerplatzt und zurück blieb ein nicht enden
wollender Albtraum.
Andere Menschen kompetent und ehrlich zu beraten, zu
begleiten und zu führen ist eine Herausforderung und erfordert ein großes
Verantwortungsbewusstsein. Wer führen will, muss es wollen, aber auch können. Er
muss den Weg besser kennen als der, den er führen soll. Verantwortungslos zu
führen, führt ganz schnell in tiefe Abgründe.
Die heutigen Menschen schauen sehr aufmerksamer hin und fragen
nach, ob Worte und Taten auch übereinstimmen. Wo auch nur der geringste Eindruck
entsteht, es werden Fehler vertuscht und beschönigt, da entsteht ein enormer
Vertrauensverlust und die Glaubwürdigkeit ist verspielt. Alle Institutionen
haben damit ihre eigenen Probleme. Wer aber beansprucht, die Wahrheit zu haben,
der muss sie auch leben.
Der schlimmste Fehler ist der, den man nicht offen und
ehrlich zugibt. Zu den eigenen Fehlern zu stehen, bewahrt vor dem Absturz in
die Tiefe und ermöglicht einen echten Neuanfang.
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