Ein Schmetterling im November
Gestern
entdeckte ich einen Schmetterling an unserer Hauswand. Es war ein recht kalter Novembertag. Die Kälte hatte ihn
träge und unbeweglich gemacht. Er hatte noch einmal seine Flügel weit
ausgebreitet und sie für die letzten Sonnenstrahlen geöffnet, die ihm noch
etwas Wärme geben sollten.
Das
war für mich ein trauriges Bild,
denn unsere Vorstellung vom Schmetterlingsleben ist wohl eine ganz andere. Sie
flattern farbenprächtig und so leicht im
Sonnenschein über die bunt blühende und duftende Sommerwiese. Auf den schönsten Blüten lassen sie sich nieder
und genießen ihr Leben. Dann flattern sie einfach weiter Es ist eine wahre
Freude, den Schmetterlingen zuzusehen. Sie tanzen buchstäblich einen Sommer
lang ihr Leben. Ob sie auch ahnen, wie kurz es ist?
Diese
scheinbar unbeschwerten und flatterhaften Wesen wecken in uns die Sehnsucht
nach dieser Leichtigkeit und der Lust am Leben. Wir dagegen fühlen uns häufig
schwerfällig und gefesselt an unsere alltäglichen Aufgaben. So manche
Verantwortung für uns und das Leben anderer lastet auf uns. Vielen Dingen
können wir einfach nicht entfliehen und es kommt täglich Neues dazu. Das auszuhalten ist für manche schwer.
Doch es bleibt wohl für immer ein Traum, sich
wie ein Schmetterling in die Lüfte zu
erheben und dem Sonnenlicht entgegen zu fliegen. Einfach einmal alle Sorgen
hinter uns zu lassen und ganz frei zu sein.
Unsere
Welt ist die Erde, dort wo jeder hingestellt wurde, dort soll er mit beiden
Füßen fest auf dieser stehen. Hier dürfen wir anpacken und Gutes wirken. Einer
für den anderen da sein. Nur so kann und wird das Leben der Menschen
gelingen. Nicht abgehoben und fernab aller Wirklichkeit. Dazu gehört der Mut des Alltags, immer wieder neu zu beginnen.
Nun
ist der Schmetterling an der Hauswand verschwunden. Still ist er gegangen. Er wusste
nicht, dass sein Leben kurz ist, aber er konnte trotzdem Freude bringen.
Wenn die Schmetterlinge im Herbst sterben müssen, wissen wir, dass es im
nächsten Sommer wieder herrlich bunte Schmetterlinge geben wird. Denn aus den Raupen
werden nach der Entpuppung wieder wunderschöne Schmetterlinge.
Damit
ist der Schmetterling zum Symbol für alles Werden und Vergehen geworden. Der Schriftsteller Heinrich Böll hat es in einem Gedicht einmal
so formuliert:
Wenn die Raupen wüssten, was einmal sein wird,
wenn sie erst Schmetterlinge sind,
sie würden ganz anders leben:
froher, zuversichtlicher und hoffnungsvoller.
Der Tod ist nicht das Letzte.
wenn sie erst Schmetterlinge sind,
sie würden ganz anders leben:
froher, zuversichtlicher und hoffnungsvoller.
Der Tod ist nicht das Letzte.
Der Schmetterling ist das Symbol der Verwandlung,
Sinnbild der Auferstehung.
Das Leben endet nicht, es wird verändert.
Der Schmetterling erinnert uns daran,
“dass wir auf dieser Welt nicht ganz zu Hause sind”.
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