Montag, 25. November 2013


„Ich koch dann mal für uns“

Ist Deutschland nur noch ein Land der Gaumenfreuden, der Schlemmer und Genießer? Es gibt ungezählte Kochsendungen und sogar eine Küchenschlachten in den Programmen der deutschen Fernsehsender und das zu allen Tages- und Nachtzeiten. In kaum einem Film fehlt der Satz, in dem „Er“ nicht zu „Ihr“ sagt: „Schatz, heute Abend koch ich für uns“.
Der moderne Mann steht dabei ganz selbstbewusst am freistehenden Herd in der Designerküche  und bereitet das Essen vor. Ihm dabei zuzusehen, ist schon ein eigenes Event, denn jeder Handgriff wird regelrecht zelebriert und kommentiert. Dabei immer ein Schlücken aus dem überdimensionierten Weinglas. Oh, wie süffig!
Den entsprechenden Wein für den Abend hat er natürlich, gut temperiert, bereitgestellt. Die Tischdekoration ist geschmackvoll arrangiert. Bei „candle ligth“ und Musik wird nun das „perfekte Dinner“ aufgetragen. Beginnend mit einem Annanas-Carpaccio mit Bountry-Sahne gefolgt von einem Apfel Curry-Süppchen, Chateaubriand mit Speckböhnchen, Macaire-Kartoffen und Sauce Bearnaise als Hauptgang, danach als Dessert Panna cotta an Himbeer-Gelee. Da läuft einem doch regelrecht das Wasser im Mund zusammen.

Ich aber muss ehrlich gestehen, ich gehöre noch zu der Spezies Mann, der sich gerade mal ein paar Spiegeleier braten kann und dazu einen Kaffee aufbrüht. Natürlich habe ich nichts gegen schmackhaftes und leckeres Essen und einen guten Wein. Doch ich frage mich wirklich, woher kommt eigentlich dieser Kult, der heutzutage ums Essen und Trinken gemacht wird? In gewissen Kreisen fällt man ja schon unangenehm auf, wenn man nicht weiß, was z. B. Macaire-Kartoffeln sind. Ehrlich, wissen Sie es? Sie müssen nicht lange suchen, ich hab das für Sie schon mal getan. Das sind von beiden Seiten gebratene kleine Katroffelküchlein, die aus der Masse von gekochten Kartoffen geformt werden. Auf weitere Feinheiten dazu verzichte ich der Einfachheit halber an dieser Stelle.
Natürlich lassen dann die Weinexperten auch nicht lange auf sich warten. Mir brummt schon bald der Kopf, aber nicht vom Wein, sonder davon, was manche darüber alles wissen. Da bestelle ich mir doch lieber das nächste Mal ein Bier.
Man sagt zwar: „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“. Das stimmt, aber allzu oft geht dabei der Umfang auseinander. Und noch etwas fällt mir dazu ein, wenn der Satz, „Liebe geht durch den Magen“, stimmt, dann müssten wir doch in Deutschland in einem der friedlichsten und liebenswertesten Ländern dieser Erde leben.
Wer in den nächsten Tagen und Woche über die „Weihnachtsmärkte“ schlendert, wird überall durch den verführerischen Duft aus den unterschiedlichsten Buden zum Essen und zum Trinken animiert.  Es wird ganz sicher wieder reichlich Fettiges und Süßes konsumiert. Überall sehe ich genüsslich kauende Menschen mit zufriedenen Mienen.  Da denke ich mir, ob da nicht System dahinter steckt?  Das bewährte  Prinzip der alten Römer: „Brot und Spiele“. 

Denn, wer ständig unterhalten und berieselt wird und stets im Überfluss zu Kauen hat, der wird ansonsten seinen Mund halten. Na, dann guten Appetit und wohl bekomm´s.

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