Samstag, 23. November 2013

„Von der Gefährlichkeit, einen Fehler nicht einzugestehen“

Das ist der Titel einer Fabel von Kurt Kauter, deren Inhalt ich hier gekürzt und mit meinen eigenen Worten wiedergeben möchte, weil ich meine, er trifft einen Nerv unserer Zeit.
Da stoßen also zwei Pinguine auf ihrem Weg durch das ewige Eis zusammen. Höflich wie sie sind, entschuldigen sie sich vielmals und machen sich miteinander bekannt. Sie beschließen, ihren Weg gemeinsam fortzusetzen. Dabei erhofft sich jeder von ihnen im Geheimen, so sein Ziel schneller und sicherer zu erreichen, denn beide sind total blind. Keiner der beiden möchte aber aus falschem Stolz diesen seinen Fehler eingestehen. Einer verraut nun dem anderen völlig „blind“ und meint, dass dieser den richtigen Weg schon sehen kann. Gemeinsam, nichts von der Blindheit  des je anderen  ahnend, schreiten sie auf die gähnende Gletscherspalte zu.  
Das ist nicht nur ein fataler Fehler, sonder das kann sogar das Leben kosten.  Wer gesteht aber schon offen und ehrlich einem anderen gern seine Fehler ein? Besonders den Fehler seiner eigenen Blindheit, seines Unvermögens. Jeder meint doch, den Durchblick zu haben und den  richten Weg im Leben zu kennen.
Heute machen sich die Menschen oft etwas vor.  Sie wollen vor den anderen fehlerfrei und perfekt erscheinen. Dafür wird auch einiges getan und manches geschönt. Leider fallen  immer wieder andere darauf rein. Einen Reinfall gibt es nämlich immer dann, wenn ein „Blinder“ einen anderen „Blinden“ führt.  Dabei fallen beide in den Abgrund.
Dürfen  wir also jemandem blind vertrauen? Oder stimmt es, wenn es da heißt: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Kein Mensch ist ohne Fehler. Deshalb ist auf jeden Fall ein gesunder Menschenverstand angebracht, wenn sich jemand nur glatt und perfekt präsentiert. Blumigen Versprechungen einfach zu glauben, ohne nachzufragen, ist kein Vertrauen, sondern Dummheit. Ob in der Politik, der Gruppe oder im privaten Miteinander ist immer auch ein gesundes Misstrauen wichtig. Denn es gilt: „Nicht an ihren Worten, sondern an ihren Taten werdet ihr sie erkennen“. Schöne Worte werden heute ja überall viele gemacht. In der Werbung, in der Politik und anderswo.
Ausgesprochen ehrlich war da wohl jener Politiker, der in seiner Wahlrede sagte: „Ich verspreche Euch nichts, und das halte ich auch!“
Wir wissen ja selbst, was aus den Versprechungen der Finanzwelt in den letzten Jahren, aus den großen Renditen und Gewinnen geworden ist. Wie viele Träume sind da zerplatzt und zurück blieb ein nicht enden wollender Albtraum.
Andere Menschen kompetent und ehrlich zu beraten, zu begleiten und zu führen ist eine Herausforderung und erfordert ein großes Verantwortungsbewusstsein. Wer führen will, muss es wollen, aber auch können. Er muss den Weg besser kennen als der, den er führen soll. Verantwortungslos zu führen, führt ganz schnell in tiefe Abgründe.
Die heutigen Menschen schauen sehr aufmerksamer hin und fragen nach, ob Worte und Taten auch übereinstimmen. Wo auch nur der geringste Eindruck entsteht, es werden Fehler vertuscht und beschönigt, da entsteht ein enormer Vertrauensverlust und die Glaubwürdigkeit ist verspielt. Alle Institutionen haben damit ihre eigenen Probleme. Wer aber beansprucht, die Wahrheit zu haben, der muss sie auch leben.
Der schlimmste Fehler ist der, den man nicht offen und ehrlich zugibt. Zu den eigenen Fehlern zu stehen, bewahrt vor dem Absturz in die Tiefe und ermöglicht einen echten Neuanfang.


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